Wut über Strompreis: 8.000 Anfragen und Beschwerden täglich

Die hohen Stromkosten bescheren der Energie AG eine wahre Flut an Beschwerden.
Die Energie AG sieht sich einer Flut an Anrufen und Mails ausgesetzt. Grund: Die massive Erhöhung ihrer Strompreise ab Jänner.

Vor knapp zehn Tagen hat die Energie AG Oberösterreich rund 400.000 Kunden über die Preiserhöhungen informiert. Denn mit Anfang Jänner läuft die seit 2017 geltende Strompreisgarantie des Unternehmens aus. 90 bis 400 Euro hätten sich die Kunden erspart, heißt es aus dem Unternehmen.

Ein schwacher Trost, denn die Erhöhungen fallen saftig aus, wie dem KURIER vorliegende und in sozialen Medien geteilte Berechnungen zeigen. Erhöhungen bis zu 500 Prozent regen auf. Und während die Kunden sich wegen der bevorstehenden Rechnungen vom Blitz getroffen wähnen, sehen sich die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Anfrage- und Beschwerdeflut ausgesetzt.

Anfragen verdreifacht

Verärgerte Kunden, wütende eMails, erboste Anrufe. Seit die Kunden schwarz auf weiß haben, was auf sie zukommt, haben sich die Kontakte im Beschwerdemanagement der Energie AG verdreifacht. „Üblicherweise haben wir etwa 2.500 Anrufe und Mails pro Tag, jetzt sind es bis zu 8.000“, bestätigt Pressesprecher Michael Frostel, „die Mitarbeiter im Kundenkontakt sind sehr gefordert.“ Damit aber nicht genug.

Wut über Strompreis: 8.000 Anfragen und Beschwerden täglich

Der Ärger ist groß bei den Stromkunden der Energie AG – die Erhöhungen sind massiv.

Denn überlastete Hotlines und lange Wartezeiten führen dazu, dass die schon verärgerten Kunden noch mehr in Rage geraten.

„Wir haben die Mitarbeiter in diesem Bereich von 125 auf etwa 250 aufgestockt, es ist aber dennoch zu Wartezeiten gekommen. Das ist nicht ideal für die Kunden“, räumt Frostel ein und ersucht um Verständnis: Man habe versucht, auf Informationsseiten im Internet möglichst viel Information bereitzustellen, Beratungstage werden angeboten.

An Marktpreise gebunden

Kündigungen gibt es kaum, sagt Frostel, denn der neue Preis für Bestandskunden (statt 9,72 jetzt 32 Cent pro kw/h) und die 50 Cent für Neukunden seien am günstigen Ende des Marktes angesiedelt.

Die hohen Kosten, die nun an die Kunden weiter gegeben werden, entstehen dadurch, dass die Energie AG nur etwa 40 Prozent des Stroms selbst produziert, den Rest zu einem fixen Preis am Markt einkaufen muss.

Stromkosten bescheren schlaflose Nächte

Und diese hohen Preise treffen unmittelbar vor allem jene, die es sich nicht leisten können. „Nächste Woche sollte die Stromrechnung kommen. Ich habe schon jetzt schlaflose Nächte“, schildert eine Oberösterreicherin, die anonym bleiben möchte. Sie wohnt mit ihrer 16-jährigen Tochter in einer 58-Quadratmeter-Wohnung.

Die Frau weiß nicht mehr weiter. Nachdem sie gerade die Abrechnung der Fernwärme erhalten hat, meldete sie sich bei der Volkshilfe OÖ – neben der Caritas eine der Hauptanlaufstellen für Hilfesuchende im Bundesland. Michaela Haunold arbeitet bei Zweiterem in der Beratung. Zehn Prozent mehr als 2021 würden derzeit anrufen, 600 Beratungen pro Woche werden abgewickelt.

Wo zuerst gespart wird

„Was auffällt ist, dass nicht nur Menschen anrufen, die schon immer am Minimum gelebt haben, sondern auch solche, die nie damit gerechnet hätten, in so eine Situation zu kommen“, erzählt Haunold: Ein alleinerziehender Vater, der sich die größere Wohnung nicht mehr leisten kann, aber auch keine kleinere, weil die neuen Verträge ebenso zu teuer sind.

Wut über Strompreis: 8.000 Anfragen und Beschwerden täglich

Michaela Haunold (li). von der Caritas Oberösterreich berät Hilfesuchende, wo sie sparen können. Jeder Euro zähle.

Oder eine Familie, die frisch Haus gebaut hat und wegen der Stromkosten plötzlich nicht mehr genug Geld für die Kreditrate hat. Viele sind überfordert, und schämen sich. Gespart werde meist zuerst bei den Lebensmitteln, und beim sozialen Leben, weiß Haunold. Kinobesuch? Fehlanzeige.

Wie man den Menschen helfe? „Zuallererst zuhören.“ Erst danach gebe es weitere Gespräche, wo man denn sparen könne.

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