Nach Zeltfestdrama: Verunsicherung bei Festveranstaltern

Gewaltige Sturmböe riss in der Nacht des 18. August das Festzelt der Feuerwehr Frauschereck nieder. Ein Mann und eine junge Frau starben.
Meteorologen verzeichnen nach Zeltfestdrama mit zwei Toten einen Rekord an Wetterexpertisen.

Noch sind die behördlichen Untersuchungen der Zeltfesttragödie von St. Johann am Walde in Oberösterreich mit zwei Toten und fast 140 Verletzten nicht abgeschlossen. Das Geschehen vom August wird dennoch von Bürgermeistern, Veranstaltern und Zeltverleihern in ganz Österreich genau beobachtet. Unter Zeltfestveranstaltern ist die Verunsicherung groß.

So viele Anfragen über Expertisen und Auskünfte wie sonst im gesamten Sommer hatte der für Oberösterreich und Salzburg zuständige Meteorologe der ZAMG, Josef Haselhofer, in den vergangen drei Wochen seit dem Unglück abzuarbeiten. "Die Anfragen betreffen sowohl aktuelle Veranstaltungen als auch schon welche für das nächste Jahr", erklärt Haselhofer. Interessiert seien die Festorganisatoren sowohl an Gutachten als auch an Unwetter-Warndienst-Apps für Handys und die Kosten dafür.

Das von der Staatsanwaltschaft Ried von der ZAMG eingeforderte Gutachten über die Umstände des rund 126 km/h starken Sturmes, der das Zelt der Feuerwehr Frauschereck niedergerissen hatte, ist noch ausständig. "Das wird von Wien aus erstellt und sollte bald fertig sein", schildert Haselhofer. Persönlich stuft er den verhängnisvollen Sturm als "zehn- bis 20-jährliches" Ereignis ein.

Behördenmuster

Handlungsbedarf aufgrund vieler Anfragen von Gemeinden erkannte man auch bei der für das Veranstaltungswesen zuständigen Stelle des Landes Oberösterreich. Deshalb habe man eine Musterauflage mit Empfehlungen über die Kontrolle von Festzelten versendet, berichtet Elisabeth Bachmaier von der Abteilung. "Die Bezeichnung ,Musterauflage‘ stellt klar, dass es Veranstaltungsbehörden überlassen bleibt, die Auflage anders zu textieren. Wichtig ist, dass ein Abnahmebefund oder Nachweis über die fachgerechte Aufstellung des Festzeltes vorgelegt wird", empfiehlt sie. Gerüchte über politische Überlegungen, im Veranstaltungsgesetz die Vorschriften für Zeltkontrollen zu verschärfen, bestätigt sie nicht.

Teure Gutachten würden vor allem Veranstalter kleiner Feste vor Probleme stellen, sagt der oberösterreichische Gemeindebundpräsident Hans Hingsamer. "Vielfach wird ohnehin sehr sorgfältig gearbeitet. Jedes Restrisiko bleibt aber bei den Veranstaltern hängen. Wir wollen, dass die Feste bleiben. Sie sind gesellschaftlich wichtig und die Feuerwehren können durch die Einnahmen auch tolle Jugendarbeit leisten."

Wie Hingsamer will auch OÖ Landesfeuerchef Wolfgang Kronsteiner die Untersuchungsergebnisse von St. Johann abwarten, um Schlüsse ziehen zu können. "Das Unglück hat alle bis in die Haarspitzen getroffen." Auch bei der Tagung des Bundesfeuerwehrverbandes in Klagenfurt wurde er in den vergangenen Tagen vielfach auf das Thema angesprochen.

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