Umgesägte Bäume, herausgerissene Wurzeln, Spuren von Baggern und Kippern – der mehr als 18 Hektar große Wald in Ohlsdorf ist weg. Er musste für ein Betriebsbaugebiet weichen (der KURIER berichtete). Dies blieb nicht ohne Protest: Vor allem die Grünen OÖ wollen seither wissen, wie das geschehen konnte. Und auch bei der Initiative für den Lachforst läuten seither die Alarmglocken lauter als zuvor: Denn ihrem Wald könnte dasselbe blühen.
Schon seit Jahren liegt das Projekt auf dem Tisch der Gemeinden Braunau am Inn und Neukirchen an der Enknach, zwischen denen sich der Lachforst befindet. Laut ursprünglichen Plänen wollen sie angrenzend an ein bestehendes Industriegebiet 72 Hektar Wald umwidmen. 14 davon sind bereits Betriebsbaugebiet. Geplant ist nun, all diese Hektar zum Industriegebiet zu ernennen. Und das, obwohl die angesiedelten Firmen – darunter der Aluminiumkonzern AMAG – noch 50 Hektar umgewidmeten Wald auf Reserve haben.
Wasser und Erholung
Für die Initiative ist das deshalb ein völlig unverständliches Unterfangen: „Verbraucht doch erst einmal das andere, bevor ihr neu umwidmet“, fordert Margarete Schwinghammer, Obfrau der Initiative „Gesunde Zukunft“, von den Gemeinden. Denn der Wald – der auf dem Gemeindegebiet Neukirchen liegt, aber im Besitz von Braunau ist – sei einerseits für die Wasserversorgung vieler Brunnen essenziell, andererseits ein Naherholungsgebiet.
Lageplan
Der Lachforst befindet sich im Innviertel – zwischen den Gemeinden Braunau am Inn und Neukirchen an der Enknach – im Ort Ranshofen.
Industrie
Der Industriepark Braunau-Neukirchen wurde 2005 von den beiden namensgebenden Nachbargemeinden gegründet. Mittlerweile befinden sich etwa 14 Unternehmen auf dem Areal, darunter auch der Aluminiumkonzern AMAG.
Arbeitsplätze
Laut der Gemeinde Neukirchen würden derzeit rund 4.000 Menschen aus der Region direkt in diesen Betrieben beschäftigt werden. Ein Arbeitsplatz dort sichere indirekt zwei weitere Arbeitsplätze in der Region, wie etwa bei Zulieferbetrieben.
Wanderwege und auch ein Fitnessparkour würden sich darin befinden. Laut den derzeitigen Plänen bliebe nach einer Rodung nur mehr ein schmaler Grünstreifen zurück. „Doch wer will sich dann darin noch erholen, wenn daneben ein riesiges Industriegebiet angrenzt“, argumentiert Schwinghammer.
"Strikt abzulehnen"
Braunaus Bürgermeister Johannes Waidbacher (ÖVP) versteht diese Sorgen. Es sei aber eine Frage der Abwägung: „Wir wollen den Industriestandort langfristig sichern. Dieser schafft Arbeitsplätze, Einkommen und Perspektiven“, erklärt er die Sicht der Gemeinden. Zudem hätte die Corona-Krise gezeigt, wie wichtig Produktion im Inland sei. Und: „Die Produktion von Aluminium erfolgt sicher nirgends so ressourcenschonend wie in Mitteleuropa.“
Derzeit sei der aktuelle Stand so, dass das Umwidmungsverfahren eingeleitet wurde und das Raumordnungsverfahren läuft. Corona hätte das ganze Unterfangen jedoch gebremst. Stellungnahmen seien schon eingelangt, diese fallen jedoch nicht gerade positiv aus.
So ist laut Befund aus dem Jahr 2020 der Raumordnungsabteilung des Landes die Rodung „strikt abzulehnen“. Die oö. Umweltanwaltschaft schrieb: „Aufgrund der zu erwartenden negativen Umweltauswirkungen und der nicht nachvollziehbaren Bedarfserhebung werden [...] die geplanten Änderungen [...] entschieden abgelehnt.“
Stillstand
„Diese Rückmeldungen gilt es jetzt zu erfassen und im Zuge eines zu erstellenden Umweltberichtes zu bearbeiten. Vorgeschaltet soll eine Bedarfserhebung sein“, so Johann Prillhofer, SP-Bürgermeister von Neukirchen. Danach würden sich dann auch die Fläche richten.
Der grüne Raumordnungssprecher Rudolf Hemetsberger befürchtet dabei ein „herbeizaubern“ des Bedarfs: „Auf dieses Kunststück bin ich schon gespannt.“ Umso mehr bittet die Initiative um Hilfe. Schwinghammer: „In Ohlsdorf ist es schon zu spät, bei uns noch nicht. Und da geht es um viel mehr Wald.“
Waidbacher beruhigt aber: Sollte eine Umwidmung erfolgen, müsse wie für den Wald in Ohlsdorf eine Ersatzfläche aufgeforstet werden. Auch würden nicht alle Wanderwege betroffen sein. „Wir werden uns da auch nicht großartig stressen, wenn dann sollten wir es ordentlich machen.“ Auch Prillhofer sieht die Situation gelassen: „Es bewegt sich momentan weder in die eine noch in die andere Richtung etwas.“
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