Der Wald in Oberösterreich ist im Umbau

Immer häufiger fallen Fichten dem Klima zum Opfer. Durch Trockenheit geschwächte Bäume kämpfen mit Schädlingen. Oft erliegen Fichten auch Stürmen.
Trockenheit und Schädlingsbefall machen Fichtenwäldern zu schaffen. Mischwälder sind die Zukunft.

Feine Gänge schlängeln sich durch das Holz knapp unter der Rinde – wie ein Muster. Es ist das Mal des sterbenden Baumes. Denn es sind Spuren des Borkenkäfers, der sich durch den Baum frisst, um dort seine Larven zu legen. Die Folge: kahle Flächen inmitten des Waldes.

Die „Opfer“ sind meist durch Trockenheit geschwächte Fichten. Für Oberösterreichs Agrar-Landesrat Maximilian Hiegelsberger (ÖVP) höchste Zeit, den „Wald umzubauen“. Denn die Fichte sei ein Baum der Vergangenheit, aber nicht der Zukunft.

Der Wald in Oberösterreich ist im Umbau

Borkenkäfer pflanzen sich in selbstgebohrten Gängen unterhalb der Rinde fort.

Veränderte Bedingungen

Gut 42 Prozent der oberösterreichischen Landesfläche sind mit Wald bedeckt. „Der Wald hat vielen Aufgaben gerecht zu werden. Nicht nur wirtschaftlich, sondern er soll auch Schutz bieten. Er soll als Wasserspeicher dienen, umwandeln, das Klima regulieren und der Freizeit dienen“, sagt Hiegelsberger am Donnerstag in einer Online-Pressekonferenz. Ein Fichtenwald könne diese Ansprüche einfach nicht mehr erfüllen.

„Früher wurde auf die Fichte gesetzt – und das war auch nicht falsch“, stellt er fest. Aber die Bedingungen hätten sich einfach geändert: Während es damals genügend Niederschläge gab, bleiben diese durch den Klimawandel vermehrt aus.

Vor- und Nachteile

Die Vorteile, wie das relativ schnelle Wachstum – so ist die Fichte nach 100 Jahren erntereif – oder die Tatsache, dass Jungbäume durch ihre „stachelige Art“ vom Wild eher in Ruhe gelassen werden, rücken in den Hintergrund. Vielmehr überwiegen die Nachteile. Fichten lieben es kühl und sind Flachwurzler, sprich: Sie sind sturmanfällig und nicht in der Lage, sich Wasser aus tieferen Bodenlagen zu holen.

Schon seit Jahren sei deshalb die Fichte im Rücklauf. „Der Umbau ist im Gange“, so Hiegelsberger. Wurden bei der Aufforstung vor 35 Jahren noch rund 90 Prozent Fichten gepflanzt, liegt der Anteil nun nur mehr bei knapp 15 Prozent.

Allein von 2016 bis 2020 wurden bei der geförderten Wiederaufforstung des Landes OÖ 15 Millionen Forstpflanzen gesetzt. Der Großteil der Laubbäume entfiel zu 20 Prozent auf Eichen und zu 15 Prozent auf Buchen. Bei den Nadelhölzern waren Fichte und Tanne mit 15 Prozent gleich auf. Knapp dahinter liegt die Lärche. Mit acht Prozent ist die Douglasie noch Schlusslicht.

Genetik

Das könnte sich aber ändern. „Viele Baumarten kommen mit der Trockenheit nicht mehr zurecht. Wir müssen versuchen, neue Baumarten wie die Douglasie und etwa die Roteiche weiter in den Wald zu integrieren“, sagt Hannes Gadermair, Obmann des Verbandes der österreichischen Forstbaumschulen. Sie sind auf die Produktion der für die Wiederbewaldung der großen Kahlflächen benötigten Jungpflanzen spezialisiert.

Denn auch wenn Naturverjüngung an Bedeutung gewinne, sei die Einbringung von außen notwendig.

Immer häufiger setzt man auf Naturverjüngung. Der Wald soll dabei durch angeflogene oder aufgeschlagene Saat selbst Vielfalt hervorbringen, ohne dass zusätzlich gepflanzt wird. Passende Wildbestände und die Auflockerung des Waldes, um gute Lichtverhältnisse zu schaffen, kann dies unterstützen.

2020 wurde vom Bund der „Waldfonds“ beschlossen.  Vorerst stehen 200 Millionen  Euro zur Verfügung.  80 Prozent fließen in die Wiederaufforstung. Infos: www.waldfonds.at.

 

Auch erforschen die Forstbaumschulen sogenannte „klimafitte Bäume“. Untersucht wird unter anderem die Genetik: „Das ist wie bei der Viehzucht.“ Man nehme die besten Tiere, um sie bestmöglich weiterzuentwickeln, sagt Gadermair. Tanne sei nicht gleich Tanne – und Eiche nicht gleich Eiche.

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