Die Bagger und Schubraupen leisten in Ohlsdorf im Bezirk Gmunden derzeit ganze Arbeit. 18 Hektar Waldfläche sind großteils schon vernichtet, ein Drittel davon gehörte den Bundesforsten, der Rest Privaten. Die staatlichen Förster verkaufen sehr selten Wald der Republik. Doch der Altindustrielle Hans Asamer, 85, spitzte seit Jahren auf die Fläche an der Westautobahn.
Das Land OÖ identifizierte das Gebiet als Leitstandort für Betriebsansiedlungen. Gegenüber hatte der Schotterbaron bereits das Gewerbegebiet „Ehrenfeld 1“ erschlossen und plante den zweiten großen Schritt.
2017 starteten die Bundesforste den Verkaufsprozess, erst im November 2021 wurde der Kaufvertrag unterschrieben. Die Bundesforste wussten ganz genau, was Asamer plante. Die Umwidmung in Gewerbegebiet war Bedingung für den Verkauf.
Die Bundesforste veröffentlichten zwar das Offert von Asamers EVG (Ehrenfeld VerwertungsgmbH), doch weitere Angebote blieben aus. Klar, die Liegenschaft ist mit Lkw nur über die Privatstraße einer Asamer-Gesellschaft erreichbar. Um den Kauferlös, der wie ein Staatsgeheimnis gehütet wird, erstanden die Bundesforste in der Gemeinde 17 Mietwohnungen („Erlen-Appartments“). Das Unternehmen bewirtschaftet nicht nur die Wälder der Republik, sondern investiert als zweites Standbein in Immobilien.
„Im Bundesforstegesetz sind Ziele wie nachhaltige Bewirtschaftung von Waldboden, Schutz-, Wohlfahrts- und Erholungswirkung festgeschrieben“, moniert Neos-Landwirtschaftssprecherin Karin Doppelbauer.
Sie kritisiert den Verkauf als „bewusste Unterstützung von Immobilienspekulationen“ und brachte dazu eine parlamentarischen Anfrage an Landwirtschaftsministerin Elisabeth Köstinger ein.
"Stinkt zum Himmel"
Inzwischen hat Asamer, dessen Unternehmensgruppe 2013 schwer ins Schlingern geraten war, die Fläche an die VGP Group verkauft, einen belgischen Betriebsansiedler. Insider schätzen, dass die EVG rund 66 Euro pro Quadratmeter an die Bundesforste zahlte, knapp 4 Millionen Euro, und um rund 150 Euro weiterverkaufte. Wäre trotz Aufschließungskosten ein schöner Gewinn.
Im Interesse der Steuerzahler „hätten die Bundesforste dann gleich selbst an die Belgier verkaufen können und nicht den Gewinn einem privaten Immobilienspekulanten überlassen. Das stinkt zum Himmel“, wettert Doppelbauer. Asamer verteidigte das Projekt gegenüber den OÖ Nachrichten mit der Schaffung von Arbeitsplätzen. Für den KURIER war er feiertagsbedingt nicht erreichbar.
Die wenigen Grundstücksverkäufe würden der Verbesserung oder Ergänzung des Flächenbesitzes dienen, argumentiert Bundesforste-Vorstand Georg Schöppl (Ex-Kabinettschef des ehemaligen ÖVP-Landwirtschaftsministers WilhelmMolterer), gegenüber dem KURIER. Man habe sich nach Abwägung der unterschiedlichsten Interessen für einen Verkauf entschieden, dieser „wurde rechtlich von der Finanzprokuratour, dem Anwalt des Bundes, begleitet“. Der Aufsichtsrat unter dem Vizerektor der Uni für Bodenkultur, Gerhard Mannsberger, winkte den Deal durch.
Negatives Gutachten
Interessant ist auch die Umwidmung. Im Genehmigungsverfahren gab es massive fachliche Bedenken und ein negatives forstamtliches Gutachten zur Rodung.
Kritiker haben den hässlichen Verdacht, Markus Achleitner, ÖVP-Landesrat für Wirtschaft und Raumordnung, könnte einem Parteifreund letztendlich mit einer Weisung geholfen haben. Asamer, Ehrenbürger und Ex-Bürgermeister von Ohlsdorf, hatte ab Oktober 2006 in vierteljährlichen Tranchen insgesamt eine halbe Million Euro an die ÖVP gespendet.
Eine Weisung wird im Büro von Achleitner heftig dementiert. Die Umwidmung sei ordnungsgemäß erfolgt. Der Käufer (Asamer) sei verpflichtet worden, die 1,5-fache Fläche in der näheren Umgebung wieder aufzuforsten. Der grüne Umwelt- und Klima-Landesrat Stefan Kaineder ist trotzdem empört.
Eine riesige Waldfläche komme abhanden, gleichzeitig werde ein noch größeres Areal an wertvollem Ackerland geopfert. Er fordert die Offenlegung des Verfahrens.
Kommentare