Motorsport: Rennfahren auf der Couch

Maximilian Kofler: Motorradrennen gibt es derzeit nur spielerisch.
Maximilian Koflers WM-Debütjahr ist wegen Corona total verpatzt. Die Rennen auf der Spielekonsole machen dennoch Spaß.

von Gerhard Marschall

Maximilian Kofler ist Motorradrennfahrer, zurzeit allerdings nur im Wohnzimmer daheim in Attnang-Puchheim statt auf der Strecke. Bei einem virtuellen Grand Prix auf dem Kurs im englischen Silverstone trat er gegen neun Konkurrenten an. „Es hat Spaß gemacht“, erzählt er. „Auch wenn es kein echtes Rennen war, sondern nur eines auf der Spielkonsole.“

Im richtigen Rennfahrerleben geht Kofler heuer in der Leichtgewichtsklasse Moto3 für das französische Team CIP-Green Power an den Start. Bei seiner Premiere Anfang März in Katar belegte er Platz 27 mit einer halben Minute Rückstand auf Sieger Albert Arenas/Spanien.

Seither ist Pause, der rasante Betrieb steht. Corona hat den Rennkalender über den Haufen geworfen, wie es weitergehen soll, ist zurzeit völlig ungewiss. Alle bisherigen Rennen wurden auf unbestimmte Zeit verschoben oder gleich abgesagt.

Maschine im Stall

Kofler hofft auf einen Neustart der Rumpfsaison Ende Juli in Jerez/Spanien und darauf, dass der Österreich-Grand-Prix in Spielberg am 16. August stattfinden kann. Jedoch ist nicht einmal sicher, ob es überhaupt weitergehen wird. „Derweil wissen wir gar nichts“, blickt Kofler in eine ungewisse Zukunft.

Die KTM-Rennmaschine steht momentan im Stall in Mattighofen. Mit der darf erst wieder vor dem nächsten Rennen getestet werden. Also ist Ersatzprogramm angesagt: Krafttraining, Radfahren, Motocross. Nebenbei hilft Kofler im elterlichen „Gasthof Weissl“ aus.

Jetzt, da die Grenzen zu den meisten Nachbarländern wieder offen sind, soll es bald zum Training mit einer 600er-Yamaha gehen. Vom Fahrstil und von der Linie her sei zwar ein Unterschied, sagt Kofler: „Aber sobald du auf dem Motorrad sitzt, ist es egal, auf welchem.“

„Sicher ist das blöd für mich“, hadert der 19-Jährige mit seinem verpatzten Debütjahr in der Moto3. „Jetzt habe ich endlich die Chance und war in einer guten Form, und dann sitze ich daheim.“ Er hofft, dass sein Team die besonderen Umstände in der Planung für 2021 berücksichtigt.

Zeit für Matura

Etwas Gutes hatte die Zwangspause für Kofler dennoch: Es blieb ausreichend Zeit für die Matura an der Handelsakademie 1 in Wels. Rechnungswesen und Betriebswirtschaft, Mathematik, Deutsch standen schriftlich auf der Agenda, die mündliche Prüfung entfiel – auch hier nur Rumpfprogramm. Die Ergebnisse erfährt Kofler in den nächsten Tagen, er hat ein gutes Gefühl. „Ich weiß nicht, ob sich das vom Lernen her zwischen den Rennen ausgegangen wäre.“

So viel steht immerhin fest: Der Grand Prix von Silverstone fällt heuer aus. Im virtuellen Rennen dort belegte Kofler Platz sieben. Das hätte ihm sieben WM-Punkte eingebracht. Hätte er die am Ende auf dem Konto, könnte er hochzufrieden Bilanz über sein erstes WM-Jahr ziehen.

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