Linz verspricht mehr Vorrang für Fußgänger

Linz verspricht mehr Vorrang für Fußgänger
Mit einem "Masterplan Gehen" sollen noch mehr Linzerinnen und Linzer dazu bewegt werden, das Auto stehen zu lassen.

Laut oberösterreichischer Verkehrserhebung 2022 haben in Linz in den vergangenen zehn Jahren die Anteile des motorisierten Individualverkehrs (viel zu gering) abgenommen und jene des Fuß- und Radverkehrs (viel zu gering) zugenommen.

In Linz werden knapp 26 Prozent der Wege zu Fuß zurückgelegt. Dieser Wert ist in den vergangenen zehn Jahren um knapp vier Prozentpunkte gestiegen. Das soll aber erst der Anfang sein, verspricht ÖVP-Verkehrsstadtrat Martin Hajart. 

Denn rund 39 Prozent der in Linz zurückgelegten Wege haben eine Länge unter 2,5 Kilometer, 65 Prozent der Wege sind nicht länger als fünf Kilometer. Daraus folgt: Kurze Wege können bei gut ausgebauter Infrastruktur fast ausschließlich aktiv zu Fuß und mit dem Fahrrad zurückgelegt werden, ist Hajart sicher.

Die Stadt Linz will nun das Zu-Fuß-Gehen als natürliche und nachhaltige Mobilitätsform weiter stärken, dafür wird ein "Masterplan Gehen" entwickelt.

"Sich mit dem Gehen als der natürlichsten und gesündesten Form der Fortbewegung des Menschen verstärkt auseinander zu setzen, macht Sinn", sagt Hajart, "denn wo Menschen gern und sicher gehen können, ist die Aufenthaltsqualität in einer Stadt höher."

Mehr Sicherheit

So soll der Sicherheit der Fußgänger größeres Augenmerk geschenkt werden, aber auch die Qualität der Geh-Strecken soll erhöht werden - etwa durch mehr Sitzgelegenheiten, die vor allem für ältere Menschen, die Pausen benötigen, wichtig seien. 

Aufgrund eines Stadtsenatsbeschlusses im April 2024 wurden die Mobilitätsplaner von Rosinak und Partner mit der Erstellung eines Masterplans Gehen beauftragt. Ziel ist die Steigerung der Lebensqualität in der Stadt Linz im Zusammenhang mit zu Fuß zurückgelegten Wegen und dem Verweilen entlang dieser Wege im öffentlichen Raum. 

Aber was passiert konkret? Erst wird eine Ist-Analyse erstellt, aus der sich auch Zielsetzungen und Leitbilder ableiten lassen können, die danach definiert werden. 

Ist-Analyse und Leitprojekte

In der Ist-Analyse werden auch die Schwachstellen in Linz für den Fußgänger aufgezeigt. Schließlich soll ein Konzept für ein verbessertes Fußwegenetz erstellt werden, das in rund zehn Leitprojekten münden soll, die rasch umgesetzt werden können. 

Dabei stehen Aspekte wie Barrierefreiheit, Beschattungen und Sitzgelegenheiten im Vordergrund, genauso wird die Kinder- und Jugendmobilität schwerpunktmäßig beleuchtet. 

Ebenso soll die geschlechtergerechte Gestaltung eine Rolle spielen. Hierbei wird beispielsweise untersucht, wie es mit den jeweiligen Beleuchtungssituationen aussieht und was zur Erhöhung des subjektiven Sicherheitsgefühls bei Zu-Fuß-Gehenden, allen voran bei Frauen, nötig wäre.

Bis zum Frühjahr 2025 sollen dann die Ergebnisse des Masterplans Gehen vorliegen. Sie werden in unterschiedliche Bereiche einfließen: von der Straßenbeleuchtung bis hin zum Straßenbauprogramm. Ziel ist auch, für Verbesserungen der Infrastruktur für Fußgängerinnen und Fußgänger entsprechende Fördermittel vom Bund zu sichern.

"Linz zu Fuß" sieht Potenzial

Die Initiative "Linz zu Fuß" setzt sich seit Jahren mit dem Thema Fußgängerverkehr in Linz auseinander. Stadtteilerhebungen, Masterpläne und Verbesserungsvorschläge liegen dort in Hülle und Fülle auf - auch alle Informationen für Fußgänger. Etwa, wo es Trinkbrunnen, Sitzgelegenheiten, WC-Anlagen oder Parks gibt. "Wir müssen versuchen, die Leute zu motivieren, zu Fuß zu gehen", bringt es Hermann Rainer vom Klimabündnis OÖ auf den Punkt. 

Dazu gehört übrigens auch, dass auf der "Fußgängerkarte", die auf der Website abrufbar ist, "Hecken, die schmecken" und viele Obstbäume der Stadt eingetragen sind. 

Dass ein offizieller Masterplan entwickelt wird, hält er für sinnvoll und gut. Barrierefreiheit ist gerade in Linz noch ein großes Thema. "Pflaster auf Gehwegen ist schön, aber sehr problematisch", weiß er. 

Und er weiß auch, dass "der Platz für Fußgänger viel zu gering" bemessen ist. Beispiele nennt er viele. Etwa beim Hessenplatz, wo sich Fußgänger, Radfahrer und Öffi-Nutzer den Bereich teilen müssen, während die Autos "freigeschalten" sind. "Rad- und Fußgängerverkehr müssen entzerrt werden", kennt er die ideale Lösung. Was natürlich bedeutet, dass von dem vielen Platz, der jetzt von den Autos okkupiert wird, ein Teil für sichere Radwege zur Verfügung gestellt wird.

Wichtig sei, dass konkret über Maßnahmen geredet werde: "Lassen wir uns überraschen, was die Stadt dann tatsächlich umsetzt."

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