Engagement in der Kirche ist "nicht vergnügungssteuerpflichtig"
Am Sonntagnachmittag war der Mariendom in Linz - erneut - voll besetzt. Das Jubiläumsjahr anlässlich 100 Jahre Weihe des Doms ging mit dem "Ausklang" zu Ende.
Unter der Leitung von Josef Habringer wurde in ergreifender Manier vom Collegium Vocale Linz, dem Domchor, Solistinnen und Solisten sowie dem Orchester der Dommusik und Domorganist Wolfgang Kreuzhuber und Gerhard Raab das berühmte "Locus Iste" präsentiert - jenes Stück, das Anton Bruckner für die Einweihung der Votivkapelle komponiert hatte.
Auch eine hohe päpstliche Auszeichnung wurde von Bischof Manfred Scheuer anlässlich des Ausklangs von 100 Jahre Mariendom übergeben: Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer wurde für sein großes Engagement und seine langjährigen Verdienste rund um die Katholische Kirche in Oberösterreich und insbesondere für den Mariendom von Papst Franziskus zum „Ritter des Ordens vom Heiligen Gregor d. Großen“ ernannt.
Pühringer ist seit 2017 Vorsitzender der Initiative Pro Mariendom und zeigte sich in seiner Dankesrede ergriffen. Aber er brachte das Kirchenvolk dennoch zum Schmunzeln: "Das Engagement für die Kirche ist zur Zeit nicht gerade vergnügungssteuerpflichtig", spielte er darauf an, dass sich viele Menschen von der Kirche abwenden und diese oft in der Kritik stehe.
Für ihn ist der Mariendom "ein großes Erbe, das uns verpflichtet, eine Bereicherung für das ganze Land". Pühringer erinnerte auch daran, dass der Bau des Doms vor über 100 Jahren "eigentlich eine große Bürgerinitiative war, aber auch ein Prestigebau für das junge Bistum".
Warum er sich für den Dom engagiert? "Wir wollen ihn wieder stärker in die Herzen der Oberösterreicherinnen und Oberösterreicher bringen." Das sei mit dem Jubiläumsjahr gelungen: "Der Dom ist heuer ins Gerede gekommen, die Beziehung vieler Menschen zum Dom ist wieder intensiver geworden."
Pühringer gab am Sonntag auch bekannt, dass die Initiative "Pro Mariendom" mit dem Dombauverein, der zur Errichtung des Doms gegründet wurde und seither besteht, fusionieren werde.
"Der Dom ist ein großes Gotteslob"
Für Pühringer ist der Mariendom jedenfalls "ein in Stein gehauenes Te Deum, ein großes Gotteslob". Und mit diesem Te Deum, einem der bedeutendsten Werke Bruckners, ging das Festjahr 100 Jahre Mariendom auch zu Ende.
Bei rund 75 Veranstaltungen seit April 2024 wurden insgesamt mehr als 25.000 Gäste begrüßt. Etwa 25.000 Interessierte nutzten 2024 zudem die Möglichkeit, Österreichs größte Kirche bei einer Domführung kennenzulernen - das ist ein Drittel mehr als in den Vorjahren.
Die Bilanz des Jubiläumsjahres
Weitere 25.000 Besucherinnen und Besucher genossen am Domplatz Konzerte der Veranstaltungsreihe Klassik am Dom. Zum Ausklang ließen die Verantwortlichen nochmals die Eckpunkte des Jubiläumsjahres Revue passieren.
Dabei kamen das Theaterstück "Darf man in einer Kirche Bananen essen?" ebenso vor wie die Interventionen der "DonnaStage" und zahlreiche kontroversielle Ausstellungen und Performances wie jene von Künstlerin Silke Grabinger oder der Fotografin und Künstlerin Zoe Goldstein, die selbst in der Nachbarschaft des Domes lebt.
Nicht zur Sprache kam beim Ausklang jene Ausstellung, die am meisten für Aufsehen gesorgt hatte: Die gebärende Maria von Künstlerin Esther Strauß.
Diese im Ausstellungsraum des Turmes gezeigte Skulptur wurde wenige Tage nach Beginn der Ausstellung geköpft.
Geköpfte Maria: Ermittlungen laufen
Das strafrechtliche Ermittlungsverfahren läuft aktuell noch, "wir warten noch auf den Abschlussbericht", sagt Ulrike Breiteneder von der Staatsanwaltschaft Linz. Ein 73-Jähriger und ein 31-Jähriger stehen im Verdacht, der Skulptur am helllichten Tag den Kopf abgesägt zu haben.
"Beide sind nicht geständig, die Ermittlungen fußen auf Zeugenaussagen und Postings des jüngeren Angeklagten in sozialen Medien", weiß Breiteneder.
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