Zwei Verdächtige: Gebärende Maria ohne Kopf im Linzer Dom

Kunstobjekt einer Marienstatue in Kirche
Derzeit werden DNA-Spuren untersucht; ein Wiener und ein Linzer sind im Visier der Ermittlungen.

Eine Blutspur vor Ort wird nun mit der DNA der beiden Verdächtigen verglichen. Es gibt also konkrete Hinweise darauf, wer die Skulptur der gebärenden Maria am helllichten Tag am 1. Juli im Linzer Mariendom zerstört und den Kopf entfernt hat.

„Erfahrungsgemäß kann es schon zwei bis drei Monate dauern, bis die Ergebnisse des DNA-Abgleichs da sind“, sagt Ulrike Breitender, Sprecherin der Staatsanwaltschaft Linz, die das Verfahren führt.

Bei den beiden Verdächtigen handelt es sich um einen 73-jährigen Linzer sowie um einen 31-jährigen Wiener. Ermittelt werde neben der schweren Sachbeschädigung auch wegen der Gutheißung einer mit Strafe bedrohten Handlung auf Telegram.

Welcher der beiden Männer Hand anlegte und den Kopf der Statue absägte, ist noch unklar. Dem Vandalen drohen jedenfalls bis zu zwei Jahre Haft.

Zwei Verdächtige: Gebärende Maria ohne Kopf im Linzer Dom

Künstlerin Esther Strauß

Die Skulptur mit dem Titel „crowning“ hatte von Anfang an polarisiert. Die aus Lindenholz gefertigte Marienstatue stammt von der gebürtigen Tirolerin Esther Strauß, die die Figur mit der Bildhauerin Theresa Limberger und Restauratorin Klara Kohler schuf.

Sie ist Teil des Projektes „DonnaStage“, das sich anlässlich des 100-jährigen Weihejubiläums des Mariendoms in Kunstinstallationen, Workshops und Diskussionen mit Fragen rund um Frauenrollen, Familienbilder und Geschlechtergerechtigkeit auseinandersetzt.

Erneute Herbergsuche

Die Geschichte der Geburt Jeus mit der vorangegangenen Herbergsuche wiederholt sich also auch in Linz. „Das ist eine schöne Formulierung“, antwortet Theologin Martina Resch von der Katholischen Privatuniversität Linz auf die Frage, ob und wann die  zerstörte Skulptur wieder aufgestellt wird. 

Denn dass das passiert, ist ausdrücklicher Wunsch der Kuratorinnen, die allerdings die endgültige Entscheidung darüber ausschließlich der Künstlerin Esther Strauß überlassen. 

Fix ist jedenfalls, dass die gebärende Maria nicht wieder in dem Nebenraum im Mariendom gezeigt werden wird. Die Diözese hat sich diesbezüglich nach einer öffentlich geführten Debatte festgelegt. „Uns ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass die Skulptur nicht wieder im Mariendom aufgestellt wird. Sollte die Skulptur wieder in Linz ausgestellt werden, dann an einem nichtkirchlichen Ort.“

Die Skulptur
Die Skulptur crowning bezieht sich auf zwei Marienfiguren aus der Domkrippe.  Esther Strauß stellt diesen beiden Marien eine dritte Maria zur Seite. Sie ist  gleich groß wie ihre Schwestern in der Domkrippe, wie sie aus Lindenholz geschnitzt und trägt dieselbe Kleidung

DonnaStage I
Am 29. September bringt Sophie Reyer 
die Lesung „Jungfrau von morgen“ zur Aufführung, in der sie mit modernen Geschlechtsentwürfen spielt

DonnaStage II
Am 14. November geht DonnaStage der Frage nach, ob Maria Inspiration für Frauenrollen heute sein kann. Theologin Mirja Kutzer diskutiert mit der Linzer Feministin  Abena Carty-Pinner

Derzeit seien die Organisatorinnen der Veranstaltungsreihe „DonnaStage“ mit mehreren Galerien und Museen in Kontakt, um einen geeigneten Ort dafür zu finden. Auch die Diözese verweist in der schriftlichen Stellungnahme auf die Künstlerin, in deren Besitz die Skulptur stehe: „Bei ihr liegt auch die Entscheidung, wie eine künftige Ausstellung aussehen könnte und wann ein geeigneter Zeitpunkt ist.“

Wie bei der Geburt  vor über 2.000 Jahren wird also der nun in der Skulptur „Crowning“ festgehaltene Akt der Geburt Jesu nicht in einem Gotteshaus, sondern andernorts stattfinden. 

Ausstellungsort gesucht

Ob sich ein „Stall“ findet, der die gebärende Maria aufnimmt, wird sich weisen. Martina Resch war jedenfalls nach der Attacke auf die Skulptur „ängstlich, schockiert und irritiert“. Denn mit der Skulptur der gebärenden Maria hätte man „einen Dialog in Gang bringen wollen. Mich hat das sehr erschüttert hinterlassen“.

Dass im Mariendom nun kein Platz mehr für die Skulptur sein wird, kann Resch nachvollziehen: „Wir wollen die Skulptur nicht neuerlich der Gefahr einer Zerstörung aussetzen.“ Dass die mutmaßlichen Täter möglicherweise nun gefasst werden könnte, sei doch eine Erleichterung: „Die Hoffnung war groß, dass die Polizei dahinter bleibt. Jetzt scheint es einen Durchbruch zu geben.“ 

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