SPÖ und Grüne sind in Linz beim Klima getrennt vereint

Die aktuelle Publikation des Städtebundes stellt Linz in Sachen Klimaschutz ein gutes Zeugnis aus, auch im Verhältnis zu den anderen Landeshauptstädten. Etwa wegen der Klimaschutzstrategie, die 2019 beschlossen wurde.
Dazu kommt das Klimawandelanpassungskonzept mit 30 konkreten Maßnahmen. Orchestriert wird der Linzer Klimaschutz von einem Klimakoordinator und einem Stadtklimatologen, die Themen reichen in viele Geschäftsbereiche hinein und finden immer mehr Gehör.
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Diesen positiven Status quo in Sachen Klimaschutz und Klimawandelanpassung haben Stadträtin Eva Schobesberger (Grüne) Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ) am Dienstag präsentiert. Und wechselseitig positive Entwicklungen hervorgehoben.
Alles im grünen Bereich in Sachen Klimaschutz also in Linz? Mitnichten, wie Schobesberger KURIER-Nachfrage einräumte. Zwar streute Luger seiner Podiumspartnerin Rosen („Ich hätte nicht gedacht, dass das Klimawandelanpassungskonzept einstimmig durchgeht“), die Differenzen in einigen Punkten stellten sich dann doch als eklatant heraus.
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Und diese werden am Donnerstag im Gemeinderat noch deutlicher werden. Denn da steht der Beschluss zur Finanzierung der Westringautobahn an.
Streit um Mitfinanzierung der neuen Stadtautobahn
Die Kosten für die Stadt explodieren von 43,6 auf 67,6 Millionen Euro. Aufgrund der massiven Kostensteigerung um 55 Prozent hätte die Stadt aus der Vereinbarung aussteigen können. Fast 70 Millionen Euro, die etwa für Klimaschutzprojekte verwendet werden könnten.
Was Schobesberger nicht nur deshalb für nötig gehalten hätte: „Eine neue Autobahn bauen ist für Klimaschutz und Klimawandelanpassung völlig kontraproduktiv.“ Außerdem sei es nicht Aufgabe der Stadt, Autobahnen zu finanzieren.
Luger bleibt trotz Klimaneutralitätsziel 2040 dabei: „Mit dem Westring entlasten wir 30.000 Menschen vom Durchzugsverkehr.“ Und ermögliche bessere Radverbindungen auf der Nibelungenbrücke. Darüber hinaus könne man Verkehrsströme auf den Durchzugsstraßen in der Stadt neu denken. Wo Schobesberger einhakt: Wenn das sofort umgesetzt werde, würde wenigstens etwas Positives passieren.
Keine neuen Tempo-30-Bereiche
Noch mehr Tempo-30-Zonen kann sich Bürgermeister Luger für Linz nicht vorstellen. Er rechnet vor, dass bereits in 95 Prozent der Wohnsiedlungen in Linz Tempo 30 herrsche - als erster Stadt Österreichs, wie er nicht müde wird zu betonen. Was er sich aber schon vorstellen könnte: Dass der 70-er, der derzeit auf der Wiener Straße vor Kleinmünchen gilt, auf Tempo 50 reduziert werden könnte.
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Uneins sind sich Luger und Schobesberger auch in Sachen Entsiegelung des Urfahraner Jahrmarktgeländes. Während Luger die Euphorie, diesen Hitzepol der Stadt zu beseitigen, bremst, ist Schobesberger überzeugt: „Das ist ein zentrales Projekt bei der Klimawandelanpassung. Wir müssen den Menschen einen der schönsten Orte der Stadt wieder zurückgeben.“ Das müsse auch mit Jahrmarkt und Festivals möglich sein.
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