Das bedeutet, dass die Kosten im Vergleich zu 2020 (kurz vor der Pandemie) um 60 Prozent gestiegen sind. Im Vergleich zu 2001, dem Projektbeginn, kostet die Autobahn mittlerweile um eine ganze Million Euro mehr.
Indexanpassungen und höhere Kosten
Die Asfinag begründet die Kostenerhöhungen mit "Wertanpassung, Indexanpassung und generellen Kostenentwicklung infolge der verlängerter Projektlaufzeit gegenüber ursprünglichen Annahmen".
So hätten lange Verfahrensdauern und Einsprüche gegen das Projekt den Baustart um acht Jahre gegenüber der ursprünglichen Planung verzögert.
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Darüber hinaus würden sich Anpassungen an den Stand der Technik und baulichen Anforderungen, wie etwa der nötige stärkere Ausbau des Tunnels, der sich durch Erkenntnisse des Baugrundes ergeben habe.
Die nunmehrige Kostenexplosion bedeutet für die Stadt Linz Mehrkosten von 22 Millionen und für das Land rund 44 Millionen Euro. Von dem Projekt Abstand zu nehmen, ist für die Asfinag auch angesichts der Kostenentwicklung keine Option.
250.00 Euro pro Meter
Die Wogen gehen allerdings hoch. Für die Grünen ist klar: "Das klimafeindliche Steinzeit-Verkehrsprojekt muss gestoppt werden."
Severin Mayr, Klubobmann der Grünen im OÖ Landtag: "250.000 Euro kostet ein Meter dieses 4,7 Kilometer langen Albtraums eines Verkehrsprojekts. Alles Stand jetzt mit völlig ungewisser Entwicklung."
Der Westring sei schlicht ein "Asphalt-Beton-Fass ohne Boden", in das hemmungslos Unsummen an Steuergeld geschüttet werde: "Geld, das wir dringendst für die nachhaltige Öffi-Projekt und damit die Verkehrswende brauchen würden und das dort definitiv besser aufgehoben gewesen wäre."
Ausstieg neuerlich gefordert
Auch aus der Stadt kommt Kritik, vor allem von den Grünen und der KPÖ. KPÖ-Gemeinderat Michael Schmida erklärt: "Jeder Cent der noch immer in den Ausbau des hochrangigen Straßennetzes gesteckt wird, ist ein Cent zu viel."
Spätestens jetzt, "mit dieser weiteren und wahrscheinlich noch immer nicht letzten Kostenerhöhung", solle die Stadt aus dem "Steinzeit-Projekt" Westring-Autobahn aussteigen und die Mitfinanzierungszusage zurückziehen.
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Auch die Grünen plädieren für einen sofortigen Ausstieg der Stadt aus dem Projekt. Stadträtin Eva Schobesberger: "Die Stadt muss unverzüglich vom Ausstiegsrecht Gebrauch machen." Die Ausstiegsklausel ermöglicht der Stadt bei Kostenüberschreitungen von 10 Prozent die Möglichkeit, die Reißleine zu ziehen.
Den Ausstieg aus dem Projekt fordert auch Gemeinderat Lorenz Potocnik von Linz Plus: Zum verkehrstechnischen Schildbürgerstreich des Westrings mit Staupunktverlagerungen und zusätzlichen Autos in der Stadt kommen nun noch die doppelten Kosten hinzu." Weiters kritisiert er, dass für für diesen Autobahnzubringer horrende Summen ausgegeben werden, der Ausbau des Öffentlichen Verkehrs sowie der Radschnellwege im Ballungsraum, insbesondere fürs Mühlviertel, seit Jahrzehnten nicht vom Fleck komme.
Weiterbauen wollen hingegen übrigens die Neos, wie Sprecher Thomas Wagner auf Nachfrage bestätigt. Man sei aufgrund der bereits errichteten Brücke für die Einhaltung der Verträge und gegen einen Ausstieg der Stadt. Nachsatz: "Der Westring war ein Kardinalfehler, jetzt müssen zusätzlich der Öffentliche Verkehr, Radwege und Park & Ride-Anlagen ausgebaut werden.
Stadt-SPÖ und ÖVP-FPÖ-Koalition im Land für A26
Der Linzer SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger bleibt grundsätzlich auf Kurs Autobahn, er sieht keinen Grund, aus dem Vertrag auszusteigen, auch wenn jetzt auf die Stadt Kosten in der Höhe von 60 Millionen Euro zukommen. Im Mai war noch von 40 Millionen Euro die Rede. Seine Begründung: "Damit können wir bis zu 40.000 Linzern eine Verkehrsentlastung ermöglichen, weil die gesamte Innenstadt vom Durchzugsverkehr entlastet wird."
Luger verspricht in diesem Zusammenhang, dass große Durchzugsstraßen wie die Humboldt- oder Dinghoferstraße nur mehr für die Anwohner zur Verfügung stehen werden - mit viel Grün und mehr Platz für sanfte Mobilität. Parkplätze sollen dort nicht entstehen. Luger: "Das wäre kontraproduktiv."
Auch die Regierungskoalition aus ÖVP und FPÖ im Land fährt weiter Autobahn. Man wolle den Kostenanstieg analysieren und in der Steuergruppe am Dienstag hinterfragen. ÖVP-Landeshauptmann Thomas Stelzer und FPÖ-Verkehrslandesrat Günther Steinkellner beteuern in einer gemeinsamen Aussendung: "Die enorme Kostensteigerung ist unerfreulich." Die A26 sei aber eines der wichtigsten Projekte zur Verbesserung der Verkehrslage in Linz und "wichtige Basis für weitere städtische Maßnahmen zur Erhöhung der Lebensqualität".
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