Linzer Burschenball-Desaster erreicht auch die Stadt-SPÖ

SPÖ Geschäftsführung Linz Beate Gotthartsleitner
Neue Stadtparteigeschäftsführerin entschuldigt sich für Posting und distanziert sich vom Ball. Für Parteichef Luger "kein Thema".

Die Turbulenzen innerhalb der SPÖ rund um den Ball der deutschnationalen Burschenschaft "Armina Czernowitz" am vorigen Samstag in Linz schlagen nach der Landespartei auch auf die Stadtpartei durch. Konkret auf die neue Stadtparteigeschäftsführerin Beate Gotthartsleitner.

Wie berichtet, hat SPÖ-Landesparteiobmann Michael Lindner seinem dritten Landtagspräsidenten Peter Binder nach seinem Auftritt als Roter auf der After-Party zum dunkelblauen Ball die gelbe Karte gezeigt. 

Beate Gotthartsleitner, ihres Zeichens seit 1. Jänner Geschäftsführerin der Linzer Stadtpartei, war an besagtem Abend wie Binder im Pianino, dem Lokal des SPÖ-Parteikollegen Harald Katzmayr. Und: Sie postete ein strahlendes Bild von sich und ihrem Parteikollegen Binder in den sozialen Medien. 

Linzer Burschenball-Desaster erreicht auch die Stadt-SPÖ

Gegenüber dem KURIER bestätigte sie, dass sie im Pianino war: "Aber nicht auf der After-Party des Burschenballs." Das Pianino sei ihr Stammlokal, sie habe nicht gewusst, dass eine so große Gruppe nach dem Ball in das Lokal stoßen würde. 

Sie räumte auch ein, das Foto mit Peter Binder öffentlich gepostet zu haben, was ihr mittlerweile leid tut: "Wenn ein falsches Bild daraus entstanden ist, und wenn das jemand als unsensibel und verletzend empfunden hat, möchte ich mich aufrichtig dafür entschuldigen." 

Nicht auf Demo, sondern auf Travestie-Show

An diesem Abend im Pianino zu sein und darüber öffentlich zu posten, sei nicht ideal gewesen. Wobei sie für sich reklamiert: "Ich war vorher nicht auf der Demonstration, weil ich bei einer Travestie-Show war." Eine Veranstaltung, die so gar nicht mit den Zugängen der rechten Burschenschafter in Einklang zu bringen sei.

Ihre Position gegen Rechts sei auch aus ihrer früheren Tätigkeit als Mitorganisatorin von "Linz gegen rechts" abzuleiten, außerdem arbeite sie regelmäßig in der Gedenkstätte Mauthausen mit.

Ihren Stadtparteichef Klaus Luger habe sie darüber informiert. Für diesen ist das allerdings kein Thema. "Ich beteilige mich an der Jagdgesellschaft nicht", sagte er auf KURIER-Anfrage, "da waren 50 bis 60 andere Gäste, das ist ein öffentliches Lokal, sie ist Stammgast dort."

Das gelte auch für den Besitzer des Lokals, SPÖ-Gemeinderat Harald Katzmayr. "Man hätte drüber reden müssen, wenn er das als geschlossene Gesellschaft für den Burschenbundball gemacht hätte, aber so nicht." 

Er selbst lasse sich auch nicht vorschreiben, mit wem er in welchem Lokal rede: "Es ist gut, dass noch parteiübergreifend miteinander geredet wird."

"Benehmen ist wichtig, nicht die Gesinnung"

In dieses Horn stößt auch SPÖ-Gemeinderat Harald Katzmayr, in dessen Lokal Pianino das "DJ-Gate" mit Peter Binder und den blauen Burschen stattgefunden hat. "Ich wurde von Herrn Obermayr am Neujahrsempfang höflich gefragt, ob er mit einer Gruppe nach dem Ball ins Lokal kommen kann." 

Dem habe er selbstverständlich zugestimmt: "Wir pflegen ein gutes Miteinander, obwohl wir eine andere Gesinnung haben." Er sei zwar über die Anfrage überrascht gewesen, habe sich aber dennoch gefreut: "Ich bin als Wirt für alle da." 

Die Tragweite, vor allem für Binder und Gotthartsleitner, sei ihm nicht bewusst gewesen: "Es ist mir sehr unangenehm, dass Leute deshalb jetzt massive Schwierigkeiten bekommen." Viele Gäste hätten sich bei ihm aber gemeldet und ihm gesagt, er solle sich von der Kritik nicht beirren lassen. Das will er auch nicht: "Ich bin ein öffentliches Lokal, bei mir geht es ums Benehmen, nicht um die Gesinnung."

Binder selbst zeigte am Mittwoch überrascht von der Heftigkeit der Reaktionen - vor allem aus den eigenen Reihen. 

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