Eigentlich ist kein Platz frei im Pianino, an diesem Freitag zu Mittag. Das klein wirkende, verwinkelte Lokal mit dann doch vielen Plätzen ist richtig voll. Aber der nette Kellner hat eine Idee, schaut sich kurz um und schon hat er einen kleinen Hochtisch gegenüber der Bar bereit gemacht.
Harald Katzmayr, SPÖ Gemeinderat und Lokalbetreiber, hat in diesem versteckten Hinterhof an der Landstraße, gleich ums Eck vom Taubenmarkt, eine Nische besetzt. Die Bar mit dunklem Holz vertäfelt, gegenüber pastelliges hellblau. Das ganze Lokal ist mit echten Blumen geschmückt, dass es eine Freude ist.
Am Nachbartisch wird gerade das Mittagsmenü serviert: Gefüllte Paprika. Herrlich duftend steigt die Vorfreude, dann die Enttäuschung, die eigentlich eine Auszeichnung fürs Lokal ist: das war die letzte Portion, für uns ist keine mehr übrig.
Zum Glück gibt es Schlimmeres, denn die Karte im Pianino bietet jede Menge Ersatz.
Das Vorspiel
Als „Vorspiel“: Gebeizte Lachsforelle auf Tzatziki und Avocado (19 Euro) und Grammelknöderl auf Rahmkohlrabi mit gebackener Blunz’n (15 Euro). Die Rahmkohlrabi kommten mit einer feinen säuerlichen Note und nicht zu sehr reduziert auf den Teller, die dicke Scheibe von der Blunz’n schmeckt hervorragend und schlägt das selbst schon sehr gute Grammelknödel um Längen.
Dann geht es in die „Heiße Phase“: Anstatt gefülltem Paprika gibt es Jakobsmuschel auf Kartoffelpüree (32 Euro) und gebackene Rotgarnele auf Süßkartoffel-Erdnusscreme mit Wildbrokkoli (25 Euro).
Heiße Phase
Das Ersatzprogramm kann sich sehen lassen. Top in der Qualität, und die gebackenen Rotgarnelen, die mit Kugeln aus Zitronen-Gelee (man denkt sofort an Bubble Tea) auf den Tisch kommen, stellen sogar die Jakobsmuscheln (sechs große Stücke) in den Schatten. Da macht es gar nichts, dass es bei vollem Haus auch mal länger dauert, nicht nur bei den Zwetschkenpofesen.
Das Pianino gilt als In-Lokal in Linz, eine Sehenswürdigkeit sozusagen: Sehen und gesehen werden, eigentlich kennt hier fast jeder jeden. Was vielen wohl schon als Erfolgskonzept reichen würde.
Umso höher ist es Katzmayr anzurechnen, dass er Essen und Trinken (samt toller Auswahl an offenen Weinen und aufmerksamer und fachkundiger Beratung durch die Bedienung) einen spürbar hohen Stellenwert beimisst.
So spielt das Pianino im Hinterhof der Linzer Landstraße auch in dieser Kategorie eine erste Geige.
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