Linzer Adventmärkte im Test: neu, familiär, regional, klassisch
Wo sind die Bratwürstel Pflicht? Wo finden sich auch kulinarische Angebote für Menschen, die kein Fleisch essen? Wohin treibt es Familien und an welchem Platz haben Kitsch und Klischees keine Chance?
Der KURIER war auf den zentralsten Weihnachtsmärkten der Stadt unterwegs, hat sich umgeschaut und umgehört. Wir haben die Nasen in die Luft gestreckt und die Stimmung eingefangen.
Advent am Dom
In der katholischen Kirche ist die Farbe Violett die der Advent- und Fastenzeit. Dass ein großes, violettes „A“ am Eingang des Advents am Dom steht, ist damit wohl kein Zufall. Zum Fasten lädt der Markt, der heuer erstmals vor dem Linzer Mariendom stattfindet (bis 23. Dezember), aber nicht ein. Denn dafür riecht es dort zu gut.
Nach Glühwein, Kaffee, lactosefreiem Baumkuchen und Bratwürsteln mit Sauerkraut (wie es sich für OÖ gehört). Zu empfehlen: Der Zwetschke-Zimt-Punsch beim „Domplatzl für Leib und Seele“ – 4,50 € plus 2 € Häferleinsatz. Ob man sich diesen zurückholt, sei jedem selbst überlassen: Die Häferl aus Milchglas sind modern und alles andere als kitschig.
Auch an den Ständen fehlt der Kitsch, vielmehr ist schönes Handwerk ausgestellt: Von geschnitzten Aufbewahrungsdosen bis hin zu handgeschöpften Seifen und Schmuck aus Blumen, die in Linz gepflückt wurden, ist die Auswahl groß. Wobei Letzteres nicht mehr zu finden ist. „Heut ist unser letzter Tag“, sagt Marco Blieweis. Er hat eines jener Standeln ergattert, die wöchentlich ihren „Besitzer“ wechseln. „Ich finde das gut, so kommen Besucher wieder.“ Statt Ketterln schmücken dann Textilien den Stand.
Der neue Adventmarkt hält, was er versprochen hat, auch beim Thema Dauerbeschallung – auf diese wolle man verzichten, hieß es. Die Stimmung ist gut, auch ohne Musik aus den Boxen. Dann ertönt ein Chor: „Es wird scho glei dumpa“, erklingt es. „Gut gelungen“, heißt es dazu nur von Walter aus Wels, der seinen Punsch schlürft.
Weihnachtsmarkt im Volksgarten
„Wenn ihr einen Punsch sucht, der ballert, müsst ihr da hingehen.“ Mit Begeisterung deutet der Mann in Richtung von Huemer’s Punschhütte. Schon zu Mittag sind die Stehtische unter Dach gut gefüllt. Umgeben von heimeligem Holz lässt es sich hier offenbar gut verkosten.
Der Weihnachtsmarkt am Volksgarten ist eine Mischung aus urigen Hütten, Standeln mit einer Klimbim-Rate, die beachtlich ist, und sehr vielen Fahrgeschäften für jüngere Kinder. Vom Winterexpress über das Ringelspiel bis hin zum abends stimmungsvoll beleuchteten Riesenrad vorm Musiktheater ist alles dabei.
„Wir sind gerne hier, weil es so viel für Lina gibt“, sagt Hannah aus Linz, während sie ihrer Tochter zuwinkt, die gerade im Santa-Express vorbeiflitzt. Für einen Hauch Nostalgie sorgt der Märchenweg: An zehn Stationen wird in Schaukästen jeweils ein anderes Märchen mit Figuren nachgestellt, unter anderem sagen „Frau Holle“ und „Hänsel & Gretel“ Hallo. Neben dem Handwerksbereich befindet sich das Krippenspiel. Die Holzkrippe erwacht alle 30 Minuten zum Leben.
Tibetische Küche„Servus, such’ dir was aus, mach’ dir eine Freude“, versucht ein Standler sein Glück bei den vorbeischlendernden Passantinnen und Passanten. Speziell sind der Stand mit den Hunde-Weihnachtskeksen, die Hütte des Linzer Krippenshops und das Standl mit den tibetischen Teigtaschen, die sich erfrischend von Würstelbergen, Langos und Zuckerwatte abheben (bis 24. 12., tgl. 9 bis 20 Uhr).
Wintermarkt am Pfarrplatz
Jeden Montag zieht der Duft frisch gerösteten Kaffees über den Pfarrplatz. Meist aus der Rösterei des Café Meier. Während des Wintermarkts auch vom dazugehörigen Stand, wo Bernd Himmetsberger einen kleinen Kaffee-Röster stehen hat.
Der Wintermarkt ist wieder so ein Beweis, dass alles zwei Seiten hat. Auch wenn mal was nicht gleich funktioniert. Denn wenn es mit dem Kaffeeröster-Stand vor 13 Jahren am Linzer Hauptplatz geklappt hätte und Himmetsberger nicht einfach wieder weggeschickt worden wäre, würde es den Wintermarkt am Pfarrplatz wohl nicht geben.
So haben sich die Betreiber des Café Meier hingesetzt, ein Konzept geschrieben und ihre Lieferanten aus der Region eingeladen. Und das Ergebnis: ein feiner Markt, regional, mit hoher Qualität.
Die Stände – 15 an der Zahl, in erster Linie regionale Gastronomie, nicht jeder eine Schönheit, aber jeder authentisch – sind im Kreis angeordnet: „Da gibt es keinen besseren oder schlechteren Platz“, schmunzelt Himmetsberger.
Den Streit um den Standplatz kennt man zur Genüge. Und die Marktbesucher treffen sich nicht bei dem einen oder anderen Stand, sondern im überdachten gemeinsamen Raum in der Mitte des Marktes. Da kommt man auch ins Reden. Was heuer fehlt: Der Stand mit den Schafen und den Schafwollprodukten.
Aber die Kinder haben auch im Heuwagen ihre Freude. Ab Mittag ist der Markt täglich geöffnet, bis 21 Uhr, noch bis 23. Dezember.
Beim „Baiernaz, dem Biohof Rudlstorfer aus Rainbach im Mühlkreis stehen die Leute Schlange um die Bio Kräuter Bratwurst mit Sauerkraut. Nicht nur am Bratwürstlsonntag, sondern an jedem Tag.
Gleich daneben: Der Stand aus Freistadt. Den hat Ingrid Scherer, die Mitbegründerin des Café Meier von Anfang an betrieben, aber aus gesundheitlichen Gründen hat sie den Stand abgegeben.
An eine Bekannte aus Freistadt, die eigentlich nur mitarbeiten wollte. Und jetzt ist Heidi Hackl, die pensionierte Sozialarbeiterin, selbst Standbetreiberin. Und, passend zum familiären Ambiente, hilft die ganze Familie wie Tochter Tina und Schwiegersohn Ingo am Weihnachtsmarkt mit, die Raclette-Brote zu machen. Manchmal helfen sogar die Kindern von den Freunden.
Zum Abschluss noch auf Pofesen mit Powidl aus dem Innviertel, den Franziska und Tanja auf dem Bauernhof von Franziska selber machen. Seit sieben Jahren stehen sie hier, versprühen eine Lebensfreude und haben damit und mit den bis dahin in Linz unbekannten Pofesen die Herzen im Sturm erobert.
Dass die beiden heute 32-jährigen „Siaßn Innviertlerinnen “ mit ihrem Stand in Linz stehen, ist auch ein Zufall. „Wir haben uns auf einer Berghütte kennen gelernt“, erinnert sich Franziska gerne zurück, „und weil wir im Urlaub kein Geld mehr hatten, haben wir uns überlegt, was wir tun können.“ Rausgekommen ist, die Früchte des Bauernhofes zu veredeln. Und in der Hütte am Wintermarkt am Pfarrplatz samt der Pofesen verkaufen.
Klassiker am Hauptplatz
Hauptplatz. Es duftet an allen Ecken und Enden nach Advent. Wer sich gerne durch die Vorweihnachtszeit kosten möchte, ist beim Markt auf dem Linzer Hauptplatz genau richtig. Der Schwerpunkt liegt hier ganz eindeutig auf der Kulinarik und dem Handwerk. Zuerst wird zwischen selbst gemachten Kerzen, Holzkunstwerken, Keramik, Schmuck und Glasfiguren gustiert, bevor es mit Punsch, Langos und Bratwürsten ans Aufwärmen geht.
Zahlreiche Hütten mit beleuchteten Spitzen stehen auf Linz’ zentralstem Platz in Reih und Glied. Dazwischen ragt der riesige Christbaum hervor, der durch 1.000 Lämpchen erstrahlt. Auf den Dächern der achteckigen Hütten sind typische Linz-Ansichten – gemalt von Kurt Panzenberger – angebracht. Beliebt ist dieses Ambiente nicht nur bei Touristen, sondern auch bei den Einheimischen. Schon zu Mittag tummeln sich Schülerinnen und Schüler und andere, die ihre Mittagspause im rustikalen Ambiente genießen wollen.
Mitten im Trubel steht eine kleine Bühne, auf der regelmäßig Konzerte aus verschiedensten Genres stattfinden.
Ein großes Plus ist die großzügige Aufstellung der Hütten, dazwischen bleibt genug Platz, auch wenn der Markt voll ist. Was angeboten wird, ist weit weg von Kitsch, die Präsentation der Waren gestaltet sich schlicht. Der Adventmarkt ist ein stilvoller Allrounder für alle Altersgruppen (geöffnet bis 24. Dezember, täglich von 10 bis 21 Uhr).
Vom 8. bis 11. Dezember findet übrigens der Mittelalter Adventmarkt in der Linzer Altstadt statt - mit Schmiedekunst, Gebäck aus dem Holzbackofen, Punsch-Taverne und Gaukeleien.
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