Bisher arbeitet Hajart mit den Budgetplänen seines Vorgängers. Das neue Budget, das erste, das er verhandelt, muss für den Ausbau des Radverkehrs „massiv steigen“.
Auf Zahlen will er sich nicht festlegen lassen. Aktuell sind 800.000 Euro für Radwege für 2023 vorgesehen. Im Baubudget für alle Straßen stehen inklusive der Zahlungen für den Westring sieben Millionen Euro zur Verfügung – für den Autoverkehr wird demnach etwa die achtfache Summe aufgewendet.
Keine aktuellen Zahlen
Aktuelle Zahlen über die Aufteilung des Verkehrs in Linz gibt es nicht. Die letzten stammen aus 2012 – da lag der Anteil des Radverkehrs bei bescheidenen 7,2 Prozent. Den öffentlichen Verkehr nutzten 21,0 Prozent, 49,1 Prozent lieber das Auto.
Der Fußgängeranteil betrug 21,8 Prozent. Im Vergleich dazu liegt Wien aktuell bei 26 Prozent Autofahrer-Anteil, der bis 2030 noch dazu auf 15 Prozent reduziert werden soll.
Eine neue Erhebung durch das Land Oberösterreich sei zwar abgeschlossen, valide Daten würden aber erst Ende des Jahres vorliegen, sagte FPÖ-Verkehrslandesrat Günther Steinkellner.
Hajart hält es deshalb aufgrund fehlender Basisdaten für „unseriös“, eine Zahl zu nennen, wie hoch der Radfahranteil in Linz in einigen Jahren sein soll.
Das Herzstück
Ein Herzstück, das im Radwegeausbau immer als solches genannt wird, ist die Nibelungenbrücke, die die Innenstadt von Linz über die Donau mit Urfahr verbindet.
Derzeit ist es höchst gefährlich, mit dem Fahrrad die Brücke zu queren, dieses Nadelöhr soll ab Herbst 2024 – nach Freigabe der Westringbrücke – für Radfahrer entschärft werden.
Das Straßenbauprojekt Westring wird, wie alle Straßen, mehr Verkehr erzeugen, soll aber zu einer Verlagerung des Autoverkehrs in Linz führen.
Erst dann wagt die Politik den Schritt, durch die Reduzierung der Fahrstreifen auf der Nibelungenbrücke für Autos zumindest den nötigen Platz für Radfahrer und Fußgänger zu schaffen. Ab Herbst 2024 als Provisorium, aber im Endausbau mit zwei baulich getrennten Fahrradstreifen auf beiden Seiten der Brücke.
Zusätzlich werden die Zu- und Abfahrten von der Brücke zu den Radverbindungen entlang der Donau auf beiden Seiten massiv verbessert, der Geh- und Radweg von der Brücke bis Margarethen soll schon bis vor der Verkehrsfreigabe des Westrings im Herbst 2024 fertiggestellt sein.
Die Brücke nur Radfahrern, Fußgängern, Straßenbahn, Bus und Taxis zu überlassen, kommt für Hajart nicht infrage, auch SPÖ und FPÖ sind dagegen.
Versucht wird, auch mit kleinen und größeren Projekten Verbesserungen zu erzielen. Eines davon ist eine Fahrradstraße als Ost-West-Achse in der Lederergasse.
Und Hajart bezeichnet die Begegnungszone in der Domgasse als mögliches „Rolemodel“ für andere Bereiche, etwa in der südlichen Landstraße.
Schwierige Planung
Auch „Superblocks“ werden angedacht, etwa im Neustadtviertel. Allerdings muss man hier zuerst ein anderes Projekt abwarten: „Dazu braucht es das Innenstadtkonzept“, sagt Hajart.
Dieses wurde von SPÖ-Planungsstadtrat Dietmar Prammer ausgeschrieben und soll weniger Verkehr und Parkplätze und mehr Grünflächen in die Innenstadt bringen. Denn, und davon ist Hajart überzeugt: „Nicht der motorisierte Verkehr bringt Frequenz, sondern Menschen.“
Ein Problem hat Verkehrslandesrat Günther Steinkellner (FPÖ) noch angesprochen: Die Schwierigkeit, Grundstücke für gute Radwegeverbindungen zu bekommen.
Rechtlich sei es nötig, alle Möglichkeiten anderer Trassen zu prüfen, wenn jemand sein Grundstück nicht hergeben möchte. Und da bei Radwegen andere Trassenführungen oft leichter zu bewerkstelligen seien als bei Straßen, könne man nicht so einfach auf Zwangsmaßnahmen wie Enteignungen zurückgreifen.
Steinkellner geht aber davon aus, dass hier eine Gesetzesnovelle den Ländern bald mehr Möglichkeiten einräumen werde.
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