Radfahren wie in den Niederlanden: Argentinierstraße wird umgebaut

Radfahren wie in den Niederlanden: Argentinierstraße wird umgebaut
Die Argentinierstraße wird in eine Fahrradstraße umgebaut – nach niederländischem Vorbild. Fünf Meter breit und rot gefärbt.

1.097.544 Millionen Radfahrerinnen und Radfahrer waren 2022 auf der Argentinierstraße im 4. Bezirk unterwegs. Das sind mehr als doppelt so viele wie im Jahr 2012: da waren es 516.426. Auch heuer hat die Argentinierstraße schon einen Rekord verbucht: 206.924 Radfahrende wurden dort im ersten Quartal gezählt. So viele wie noch nie. Die Argentinierstraße ist die am zweitstärksten von Radfahrenden frequentierte Straße Wiens. Und die Stadt rechnet damit, dass diese Zahl mit der Umgestaltung der Straße noch weiter steigen wird.

Wie berichtet, planen Stadt und Bezirk, die Argentinierstraße in eine Fahrradstraße umzugestalten. Nun liegen die Detailpläne vor:

Die Argentinierstraße erhält auf der gesamten Länge von 1,3 Kilometern einen fünf Meter breiten Fahrradweg. Dieser wird rot eingefärbt. Auf Fahrbahnschwellen, wie etwa bei der Fahrradstraße in der Ottakringer Hasnerstraße, verzichtet man auf Wunsch der Radfahrer-Interessensvertretungen. Stattdessen werden vor jeder Kreuzung Querlinien angebracht, sie sollen die Radfahrenden auf der abschüssigen Straße einbremsen.

20 Jahre Erfahrung

Vorbild für die Umgestaltung sind die Fahrradstraßen der Niederlande. Für diese planerische Premiere hat sich Stadträtin Ulli Sima (SPÖ) einen Experten zur Seite gestellt: Sjors van Duren, Stadtplaner beim Ingenieur- und Planungsbüro Royal Haskonig DHV. In den vergangenen 20 Jahren haben die Niederländer viel gelernt, was die Gestaltung von Fahrradstraßen betrifft. Zum Beispiel, dass die Radwege nicht zu schmal sein dürfen (weil sie sonst nicht sicher genug sind), aber auch nicht extrem breit, weil das sonst Autofahrer und Radfahrer gleichermaßen zu gefährlichen Überholmanövern motiviert. Die Breite von fünf Metern habe sich in den Niederlanden als ideal erwiesen, sagt van Duren.

 

Autos dürfen mit der Umgestaltung der Argentinierstraße in eine Fahrradstraße dann nur noch zu- und abfahren, nicht aber durchfahren. Die Höchstgeschwindigkeit für alle Verkehrsteilnehmer beträgt 30 km/h.

Bäume und Beete

Neben dem neuen Verkehrskonzept soll die Argentinierstraße auch deutlich grüner werden. 60 Bäume werden gepflanzt, 35 Staudenhochbeete angelegt. Außerdem soll es neue und mehr Sitzgelegenheiten und Nebelstelen geben. 140 Parkplätze fallen durch die Umgestaltung weg.

Dass das so umgesetzt wird, haben sich die 2.500 Bürgerinnen und Bürger gewünscht, die im Juni vorigen Jahres drei Wochen lang über zwei von der Stadt vorgeschlagenen Varianten zur Umgestaltung abgestimmt haben. Mit Variante A („die Geradlinige“) wäre ein gewöhnlicher Zwei-Richtungs-Radweg gebaut worden. Variante B („die Flexible“) war die Fahrradstraßen-Option, für sich die Anwohnerinnen und Anwohner schließlich entschieden haben.

 

„Mehr Grün war den Anwohnerinnen und Anwohnern wichtig, der Erhalt von Parkplätzen hatte keine hohe Priorität“, sagt Bezirksvorsteherin Lea Halbwidl (SPÖ). Freilich: Ganz ohne Parkplätze geht es auch im 4. Bezirk nicht. Dort werden nun 100 bestehende Parkplätze in Anwohnerparkplätze umgewidmet. Die Detailpläne werden den Bürgerinnen und Bürgern vorstellt, etwaige Ergänzungen können sie wieder in den Beteiligungsprozess einbringen, bevor er finalisiert wird.

Baustart im Herbst

Der Baubeginn ist für Herbst dieses Jahres geplant, die Fertigstellung für Ende 2024.

Mit der Umgestaltung wird die Argentinierstraße auch Teil des Radhighways Süd, der die Innere Stadt über den Hauptbahnhof mit Niederösterreich verbinden soll. Zu den Kosten konnte Sima noch nichts sagen, dazu müsse erst die finale Planung vorliegen.

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