Harter Kampf um jeden Zentimeter Platz auf der Nibelungenbrücke
Dieser Radstreifen ist einer der gefährlichsten in Linz, darüber hinaus gibt es regelmäßig massive Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern. Die Rede ist von der Nibelungenbrücke.
Der aktuell viel zu schmale Radweg führt erhöht, ohne Absicherung zur Straße über die Donau, viele Radfahrer nutzen die falsche Seite. Dazu wechseln viele Fußgänger über diese Brücke zum anderen Ufer der Stadt. Samt der Touristen, die den Ausblick dort über die Donau schätzen.
Die Problematik ist bekannt, die Ideen waren vielfältig - etwa wurde von der SPÖ bereits eine Verbreiterung der Brücke zugunsten der Radfahrer verkündet. Was natürlich nie gekommen ist.
Lange gibt es das Versprechen: Wenn die Westringbrücke fertig ist, wird eine Autospur zugunsten der Radfahrer und Fußgänger aufgelassen. Was jetzt doch nicht ganz eingehalten wird, wie Klimastadträtin Eva Schobesberger (Grüne) vorrechnet.
Das Versprechen: Eine ganze Spur
Die Zuständigkeit liegt beim Verkehrsreferenten des Landes, Günther Steinkellner (FPÖ). Die Nibelungenbrücke hat derzeit drei Fahrstreifen pro Fahrtrichtung für Autos mit Breiten von etwa 2,74, 2,57 und 2,56 Metern. Macht insgesamt 7,87 Meter.
Der Radweg hat aktuell eine Breite von 1,06 Meter, für Fußgänger stehen 2,15 Meter zur Verfügung. Die neue Verteilung des Platzes: Zwei Fahrspuren für Autos zu je drei Meter, zusätzliche 1,30 Meter für einen neuen Radweg in die Gegenrichtung auf jeder Seite.
Dieser findet sich allerdings auf einem anderen Niveau als der Bestand. Sprich: Die Konflikte zwischen Fußgängern und Radfahrern werden zwar entschärft, bleiben aber bestehen. Eine Betonleitwand mit bis zu 1,5 Meter hohen Gittern sollen für mehr Sicherheit für Radfahrer sorgen.
Warum nicht mehr Platz für Fahrräder und Fußgänger? Damit genug Platz auf den beiden bleibenden Fahrstreifen für "Schwerverkehr und Busse" bleibt, wie das Büro Steinkellner in einer Anfragebeantwortung schreibt.
Steinkellner ist mit diesem Projekt zufrieden: "Es ermöglicht, die tatsächlichen Auswirkungen auf Verkehrsfluss und -sicherheit zu evaluieren, bevor dauerhafte Änderungen vorgenommen werden." Ausgerechnet bedeutet das aber: Es bleibt doch fast ein Meter pro Richtung mehr für den motorisierten Individualverkehr, als zugesichert war.
"Komfortstreifen für Mautflüchtlinge"
Für Schobesberger ist klar: "Steinkellner lädt mit seiner Betonsicht Mautflüchtlinge ein, den neuen Komfortstreifen für Lastautos zu verwenden."
Ihre Rechnung zeichnet das Bild einer autozentrierten Stadt: Mit den vier Spuren beim Bypass der Voest-Brücke und den vier Spuren am Westring gibt es ab Herbst acht neuen Spuren für Autos, 1,3 Meter neu für Radfahrer, 0 Zentimeter für Fußgänger.
"Das geht besser", hofft sie auf Nachbesserungen, wenn das Provisorium in eine fixe Lösung geändert wird: "Im Endausbau erwarte ich, dass der Blickwinkel umgedreht wird."
ÖVP-Verkehrsstadtrat Martin Hajart hingegen findet, dass die präsentierte Lösung "eine gute Sache" sei. Vor allem, weil es künftig zwei Radstreifen auf jeder Seite geben wird. Wobei er einräumt: "Perfekt ist anders."
Perfekt? "Autofreie Nibelungenbrücke"
Siegfried Atteneder, Leiter der Abteilung Architektur an der Kunstuni Linz, der von seinem Büro täglich auf diese Brücke blickt, hätte schon formuliert, was aus stadtplanerischer Sicht perfekt sein könnte: Eine autofreie Nibelungenbrücke, die Straßenbahn, Bussen, Taxis, Einsatzfahrzeugen, Lieferanten vorbehalten sei "und ordentliche Spuren für Radfahrer und Platz für Fußgänger bietet“.
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