„Es ist diese Mischung aus Entspannung und Anspannung, die richtige Balance, auf die es beim Jonglieren ankommt“. Manuel Mitasch jongliert, seit er acht Jahre alt ist. Sein Papa begann damit, infizierte die ganze Familie und gemeinsam mit seinem Bruder gründete der Oberösterreicher dann die Gruppe „Jonglissimo“.
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Medaillen haben die beiden und andere Teammitglieder bereits etliche gewonnen, ebenso neue Rekorde aufgestellt (siehe Zusatzbericht unten), 2004 wurde der erste Weltrekord gebrochen. Vom Jonglieren leben kann Mitasch aber nicht aufgrund der Wettbewerbe, sondern weil eigens entwickelte Shows als Unterhaltungsformate angeboten und gebucht werden können.
Werfen und fangen
Keulen, Ringe und Bälle werden bei den Bewerben und bei Auftritten jongliert, seine jüngste Goldmedaille bekam der 37-jährige Mitasch beim Wettbewerb „Numbers Competition“, bei dem rein der sportliche Aspekt bewertet wird: Das Ziel ist es, die meisten Würfe und Fänge mit den meisten Objekten zu schaffen. Im Falle des oberösterreichischen Profis waren es sieben Keulen mit 46 Fängen, die zur Bestmarke führten.
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Bei der Jonglier-WM sind die Jongleure von Jonglissimo mit ihren fünf Goldmedaillen mittlerweile die erfolgreichsten Teilnehmer aller Zeiten.
Jonglieren ist ein Ausdauersport, „so richtig warm werde ich erst nach einer knappen Stunde“, sagt Mitasch. Deswegen dauert eine Trainingseinheit auch immer drei bis vier Stunden. Von speziellen Konzentrationsübungen hält der Weltmeister nichts, „wir arbeiten immer am Requisit“. Dabei gehe es ständig darum, die Grenzen des Möglichen zu verschieben, zu probieren, wohin man sich steigern könne. Denn „es gibt immer Luft nach oben, auch wenn sie schon dünn wird auf dem Level, auf dem wir uns bewegen.“
In einem Probestudio in Ansfelden bei Linz wird trainiert, experimentiert und an neuen Shows getüftelt. Dabei arbeiten die Artisten viel mit LED-Technologien und Visuals auf Leinwänden.
Wenige Frauen jonglieren
Derzeit befindet sich eine Jongleurin im zehnköpfigen Jonglissimo-Team. In der internationalen Szene werden es zwar mehr Frauen, aber vergleichsweise sind es noch immer sehr wenige. „Hier in Polen sind rund 3000 Jongleure, davon können nicht mal fünf Frauen mit unserem Leistungsniveau mithalten. Das ist schade, Diversität ist ja immer gut.“
Erklärung für die männliche Dominanz hat Manuel Mitasch keine, aber einen Lösungsansatz: „Wir wollen mittelfristig eine eigene Halle bauen, in der wir mehr Menschen unterstützen können und einen niederschwelligen Zugang ermöglichen.“
Von Rekorden und Fachbegriffen
Jonglieren gehört als Bewegungskunst zur Artistik. Einige Begriffe erleichtern das Fachsimpeln:
Jongliert wird hauptsächlich mit Keulen, Bällen oder Ringen. Es gibt verschiedene Jongliermuster, wie die Objekte in der Luft gehalten werden, zum Beispiel Kaskade, Fontäne oder Windmühle.
Abgesehen von der Solo- gibt es auch die Mehr-Personen-Jonglage, bei der zwei oder mehrere Personen gleichzeitig jonglieren und sich die Objekte auch zuwerfen.
Physiologische Aspekte: Jonglieren fördert die Konzentrationsfähigkeit, die Reaktionsschnelligkeit, das räumliche Vorstellungsvermögen, sowie Zeit-, Rhythmus- und Gleichgewichtsgefühl.
Durch die gleichmäßige Beanspruchung der Muskeln und des Bewegungsapparats wird die Beweglichkeit und Ausdauer erhöht. Jonglieren schult außerdem das periphere Sehvermögen, Koordination und Wahrnehmung.
Manuel Mitasch und das Team von Jonglissimo haben bereits etliche Weltrekorde gebrochen und selbst welche aufgestellt: Derzeit halten sie unter anderem den Solo- und Duo-Keulenweltrekord und den Duo-Ringe-Rekord.
Mit seinen beiden Jonglierpartnern Dominik Harant und Moritz Rosner arbeitet Manuel Mitasch derzeit an 15 und 16 Keulen zeitgleich in der Luft, „das ist aber ein langsames Rantasten.“
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