„Es ist wie diese Murmeltier-Geschichte: Bereits als wir 2015 das erste Mal in der Postcity waren, hieß es, das sei das letzte Mal.“ Gerfried Stocker wurde 1995 als Direktor des AEC bestellt, seit 1996 ist das Festival in seiner Verantwortung.
Die Dimensionen haben sich in den 44 Jahren gewaltig geändert, das internationale Interesse steigt jährlich: „Das sieht man alleine daran, dass die Anzahl der beteiligten Gast-Unis bei 56 liegt, das ist über dem Wert von 2019. Diese Unis kommen auf eigene Kosten und beteiligen sich an den Programmen. Daran sieht man, wie die Aktien stehen“, so Stocker.
70 Prozent des Budgets erwirtschaftet das Festival selbst, 30 Prozent kommen von der Stadt Linz, dem Land OÖ, dem Kulturministerium und diversen Partnern.
Herausforderndes Thema
Herausfordernd ist heuer das als Frage formulierte Festivalthema: Who owns the truth? Wem gehört die Wahrheit? Dabei geht es nicht um Polarisierung, sondern darum, Orte zu schaffen, an denen Diskussionen zu dieser Frage stattfinden können, an denen es Raum für Widersprüchlichkeiten gibt.
„Wir werden nicht die Weltprobleme lösen, aber wir können die wichtigen Fragestellungen vorantreiben“, sagt Festivalleiter Stocker. Dabei werden natürlich Themen rund um Künstliche Intelligenz, digitale Entwicklung und Algorithmen behandelt.
Dazu wurden Kunstschaffende, Designerinnen und Designer, Aktivisten und Wissenschaftlerinnen aus aller Welt eingeladen, ihre Ideen und Projekte umzusetzen und beim Festival in Linz zu präsentieren.
Highlights aus dem Programm sind sicher die Ausstellungen in der Postcity, der Kunstuni und dem Salzamt; das „Founding Lab“ mit 75 Studierenden und 15 Fellows aus aller Welt, das eng mit der neuen Linzer Digital-Uni (IDSA) zusammenarbeiten wird; Führungen, Preisverleihungen und Diskussionen zu den einzelnen Schwerpunkten; die große Konzertnacht mit dem Bruckner Orchester in der rustikalen Gleishalle des Postverteilerzentrums; der Familientag am Samstag mit Bauernmarkt und der Prix Ars Electronica Tag am Sonntag, der den Gewinnerinnen und Gewinnern des prestigeträchtigen Medienkunst-Wettbewerbs gewidmet ist.
Das Wissen, dass dieser Ort, das Postverteilerzentrum, kommendes Jahr nicht mehr verfügbar sei, sorge für besonderes Flair, so Stocker: „Das ist eine pittoreske, wunderbare Kulisse für das Geschehen und führt uns die Vergänglichkeit gut vor Augen.“
Fünf Tage Programm
Wer ein Hotelzimmer braucht, sollte sehr schnell sein. Die meisten Häuser für das erste September-Wochenende sind ausgebucht. Zeitgleich zum Ars Electronica Festival finden nämlich in Linz die Klangwolke, der Auftakt zum Brucknerfest und die Saisoneröffnung am Musiktheater statt.
Zum Festival: 6. bis 10. 9., Postcity, altes Postverteilerzentrum am Linzer Hauptbahnhof, weitere Orte sind u. a. der Mariendom, die Tabakfabrik, die Kunstuni, das Lentos.
Tagespass 57 €, Eintritt in die Postcity 14 €, Festivalpass ab 165 €.
Weitere Infos auf ars.electronica.art
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