Das „Herz und Hirn“ der Gesundheitsversorgung in Linz

Das „Herz und Hirn“ der Gesundheitsversorgung in Linz
Guter Stoff von Dana Stefanovic, Universitätsassistentin am Institut für Allgemeinmedizin der Johannes Kepler Universität Linz

Mit dem Tag der Allgemeinmedizin („World Family Doctor Day“) am 19.5. wurden die Fortschritte in der Allgemein- und Familienmedizin und die außergewöhnlichen Leistungen von Primärversorgungsteams auf der ganzen Welt gefeiert.

Das diesjährige Thema lautete „Allgemeinmediziner*innen: Das Herz der Gesundheitsversorgung“. Es wäre wünschenswert, dass die unermüdliche Arbeit von Allgemeinmediziner*innen nicht nur an diesem Tag gewürdigt wird.

Natürlich beruhen viele Fortschritte der modernen Medizin auf den großartigen Leistungen von Spezialdisziplinen. Jedoch besteht trotzdem oder sogar wegen der immer größer werdenden Komplexität zunehmender Bedarf, Patient*innen kompetent durch das Gesundheitssystem zu begleiten.

In einer Zeit zunehmender Wissenschaftsskepsis ist es wichtig, dem Bedürfnis der Menschen nach ganzheitlicher Versorgung zu entsprechen.

Die im Gesundheitssystem einzigartige Stellung der Allgemeinmedizin beinhaltet ein enormes Potenzial, insbesondere durch Prävention und Früherkennung, die Gesundheit der Gesellschaft maßgeblich zu verbessern und ermöglicht dabei, die ursprünglichste Form der Medizin auszuüben, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht.

Dass sie gleichzeitig auf wissenschaftlicher Evidenz basiert, ist dabei kein Widerspruch. Nicht umsonst definiert die Weltorganisation der Allgemeinmedizin (WONCA) das Fach als „… akademische und wissenschaftliche Disziplin mit eigenen Lehrinhalten, eigener Forschung, eigener Nachweisbasis und einer eigenständigen klinischen Tätigkeit“ die „…als klinisches Spezialgebiet […] auf die Primärversorgung ausgerichtet“ ist.

Ressourcenmangel

Dem Wunsch der Allgemeinmediziner*innen wie auch der Patient*innen selbst nach hochwertiger, individualisierter und umfassender Betreuung stehen jedoch zunehmende Herausforderungen durch ein überlastetes Gesundheitssystem gegenüber. Das Thema Ressourcenmangel hat sich in den letzten Jahren immer mehr zugespitzt und betrifft natürlich auch die allgemeinmedizinische Versorgung.

Lediglich die Zahl der Ausbildungsplätze zu vergrößern, wird dieses Problem nicht lösen können. Vielmehr bedarf es einer grundlegenderen Erhöhung der Attraktivität des Faches und der Aufwertung der allgemeinmedizinischen Tätigkeit in unserer Region, die dazu führen soll, dass mehr Jungmediziner*innen sich für die Allgemeinmedizin entscheiden und uns auch langfristig erhalten bleiben.

Die Gründung des Linzer Instituts für Allgemeinmedizin an der JKU stellt diesbezüglich einen wichtigen Schritt dar. Das Institut hat einerseits zum Ziel, durch qualitativ hochwertige Lehre kompetente Mediziner*innen auszubilden und für die Allgemeinmedizin zu begeistern, und andererseits durch seine Forschungstätigkeit die Wissenschaft noch besser in die Allgemeinmedizin zu integrieren.

Forschungsprojekte und Austausch

Das junge Institut hat es in eineinhalb Jahren bereits geschafft, neben dem Ausbau der Lehre einige wichtige Forschungsprojekte umzusetzen und ein Forschungsnetzwerk zu gründen, durch das ein bereichernder fachlicher Austausch unter OÖ Allgemeinmediziner*innen stattfindet.

Ein bedeutsames aktuelles Projekt stellt die Verfassung des ersten österreichischen Lehrbuchs für Allgemeinmedizin durch eine Kooperation aller österreichischen Allgemeinmedizin-Institute dar. Ebenso konnten bereits internationale Kooperationen und Beziehungen etabliert werden, was den so wichtigen Blick über den Tellerrand gewährleistet.

Primärversorgungseinheit

Der geplante Ausbau der allgemeinmedizinischen Versorgungsangebote durch Primärversorgungseinheiten kann ein Weg sein, wie man sich bewährte Aspekte anderer Gesundheitssysteme zum Vorbild nimmt, um einen Weg aus der Krise zu finden.

Die Etablierung einer universitären Primärversorgungseinheit an der Johannes Kepler Universität Linz, bei der Praxis, Wissenschaft und allgemeinmedizinische Lehre Hand in Hand gehen, könnte ein weiteres Element darstellen, das dazu beiträgt, die medizinische Versorgung der Menschen in unserer Region nachhaltig zu verbessern.

 

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