Beatrice Frasl: "Es liegen schwierige Jahrzehnte vor uns"
Am Mittwochabend haben die Grünen Beatrice Frasl ins Alte Rathaus in Linz eingeladen. Sie war Teil einer Gesprächsrunde mit den Grünen Landtagsabgeordneten Dagmar Engl und Ines Vukajlović zum Thema Frauenrechte auf der Kippe - Wie wir dem konservativen Backlash etwas entgegensetzen können.
Frasl ist Autorin, Podcasterin und eine der bekanntesten österreichischen Feministinnen - oder wie sie selbst sagt: "Ich mache Politik außerhalb des politischen Systems. Ich mag Katzen und koche gerne."
Ihren Podcast "Große Töchter." startete sie 2018 als Reaktion auf den Rechtsruck in Österreich und den USA. Trump war amerikanischer Präsident und in Österreich kam Schwarz-Blau an die Regierung. Sie wollte Feminismus auf allen möglichen Kanälen verbreiten.
Jetzt, 2024, stehen wir vor der gleichen Situation. Traurig, wie sie sagt. Das bedeute, dass man noch mehr auf Frauenrechte aufmerksam machen müsse. Denn der Rechtsruck bedeute auch einen Rückschritt bei den Frauenrechten. Man müsse nur nach Ungarn, Polen, Russland oder Amerika schauen. Ein Verbot für Abtreibungen sei nur ein Beispiel des Rückschritts der Frauenrechte durch den Rechtsruck.
Corona-Krise als Rückschritt
"Es liegen schwierige Jahrzehnte vor uns", sagt Frasl. Nicht nur aufgrund des Rechtsrucks. Denn auch die Corona-Krise sei ein Rückschritt in der Gleichberechtigung gewesen. So sagt der Global-Gender-Report, dass es 131 Jahre dauert bis Frauen gleichberechtigt sind. 2020, vor Corona, waren es noch 100 Jahre.
"Covid hat uns um drei Jahrzehnte zurückversetzt", sagt Frasl. Doch neben Corona gab es in den letzten Jahren weitere Krisen wie Kriege, Teuerung und Inflation. "Diese multiplen Krisen werfen uns noch weiter zurück."
Ein weiterer Trend, der besorgt in die Zukunft blicken lässt: Laut aktuellen Studien werden Burschen immer konservativer und Mädchen liberaler. Doch woran könnte das liegen? Frasl sieht dabei ein übergeordnetes Problem und erzählt von ihrem Selbstexperiment.
Sie hat sich einen zweiten Account auf Social Media erstellt, den eines Mannes und den Algorithmus mit Inhalten von Andrew Tate oder Fitness-Content gefüttert. "Die Inhalte auf Social Media werden vorausgewählt, die Ideologien werden bestätigt." Wohl auch, um die Nutzenden länger auf den Plattformen zu halten.
Gefahr für Demokratie
"Frauen und Männer leben digital in unterschiedlichen Realitäten. Das ist ein großes Problem", erklärt sie weiter. Die Politik sei gefragt, wie man dem sogenannten "Bubble-Denken" entgegenwirken kann. Auf TikTok würden junge Menschen politisch radikalisiert werden. Desinformationen würden oft bewusst gestreut werden. "Das ist nicht nur eine Gefahr für Geschlechterpolitik, sondern für die Demokratie."
Ob das Wort Feminismus geändert werden sollte, beantwortet Frasl mit einem klaren Nein. Sie wisse aber, dass man nicht immer gleich kommunizieren könne. Im Bierzelt müsse man andere Worte wählen, um die Botschaft rüberzubringen. Auf ihren Touren durch ganz Österreich habe sie mit den unterschiedlichsten Menschen gesprochen und immer einen Anknüpfungspunkt gefunden, wie etwa im Gespräch mit einer älteren Dame über das unfaire Pensionssystem für Frauen.
Eine positive Beobachtung habe sie durch die vielen Krisen der letzten Jahre jedoch gemacht: "Die globalen Bedrohungen haben das Potenzial, die vielen feministischen Bubbles, die teilweise zerstritten sind, wieder zusammenzubringen. Ich sehe viel Wunsch nach Solitarisierung, ein Miteinander."
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