Linz vor dem (Teil-) Lockdown: Volle Regale und leere Impfstraßen

Der Weihnachtsmarkt am Linzer Hauptplatz bleibt vorerst geschlossen.
Ab Montag gilt in OÖ die Maßnahme für Ungeimpfte – viele reagieren gelassen.

Der Linzer Hauptplatz erinnert am Freitag an eine verlassene Western-Stadt. Links und rechts  stehen Hütten, dazwischen herrscht Menschenleere. Fehlt nur noch die Steppenhexe, die über den Platz fegt.

Kommenden Freitag sollte der Adventmarkt eigentlich öffnen und die Stadt in den Duft von Punsch, Keksen, Speck, Zimt und Raclettebrot hüllen. Doch der verhängte Lockdown für Ungeimpfte und die Absage von Veranstaltungen bis 6. Dezember kam dazwischen.

Genug Klopapier

„Ich bin skeptisch gegenüber dem Lockdown und weiß nicht, ob es so richtig ist, alles an den Ungeimpften auszulassen. Immerhin wurde das Sozial- und Gesundheitssystem von der Politik seit Jahren kaputt gespart“, sagt Sebastian R., der an den verschlossenen Buden vorbeigeht. Dass diese vielleicht heuer wieder nie öffnen, ist ihm egal: „Ich trinke nicht.“

Linz vor dem (Teil-) Lockdown: Volle Regale und leere Impfstraßen

Sebastian R. ist skeptisch.

Generell scheinen in Linz die neue Ankündigung der Landesregierung die meisten einfach so hinzunehmen. Die Wenigen, die man beim Vorbeigehen über den neuerlichen Lockdown  schimpfen hört, wollen kein Statement abgeben.

Von Panik und Hamsterkäufen, wie sie beim allerersten Lockdown im März 2020 vorkamen, ist nichts zu spüren: Bekleidungsgeschäfte, die für Ungeimpfte ab Montag tabu sind und auch Supermärkte sind nicht überrannt. Die Klopapier-, Dosen- und Nudelregale sind voll. Mehr Polizei entlang der Landstraße ist auch nicht in Sicht.

Linz vor dem (Teil-) Lockdown: Volle Regale und leere Impfstraßen

Volle Regale im Supermarkt.

Ansturm auf Impfstraße fehlt

Und auch der Ansturm auf die Impfstraßen etwa im Einkaufszentrum Passage fehlt. Stehen sie dort normalerweise bis zur Rolltreppe an, reicht es heute nur bis zum Sofa knapp vor dem Eingang. Ein ähnliches Bild beim Alten Linzer Rathaus: Laut ist dort nur die Klimaanlage, die bläst, ansonsten herrscht aufgrund der fehlenden Leute Schweigen.

Paul Reinthaler, Bezirksgeschäftsleiter Linz-Stadt/Land hat dazu seine eigene Theorie: „Es wurde so viel Werbung gemacht für das Impfangebot am Wochenende, dass die Leute deshalb warten.“ Er geht in den nächsten Tagen deshalb von einem starken Andrang aus.

Diesen erhoffen sich auch Brigitte, Hans und Walter, die gerade bei einem Achterl am Südbahnhofmarkt rund um aufgestapelte Weinkisten stehen. Jeden Freitag und Samstag ist der Marktstand des Weinbauers ihr Treffpunkt, ihn nicht mehr besuchen zu können, nur weil zu wenig geimpft sind, wäre schade. „Schämen müssen die sich“, ist der ihr Tenor.

Linz vor dem (Teil-) Lockdown: Volle Regale und leere Impfstraßen

Brigitte, Hans und Walter treffen sich regelmäßig am Südbahnhofmarkt.

Ihr Weinbauer Wolfgang Ettenbauer, der die Kisten in den Wagen schlichtet, sieht es da schon gelassener: „Dann schenke ich halt wieder einmal nicht aus, sondern verkaufe nur.“ Man sei es ja schon gewöhnt.

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