Linz bastelt am "Gegenmodell Innenstadt"
Rund ein Jahr haben Stadtplanungsexpertinnen und Experten aus Wien, Kopenhagen und Gmunden daran gearbeitet, heute wurde es im Linzer Gemeinderat beschlossen. Das Innenstadt-Konzept "Best of Linz".
Der geschäftsführende SPÖ-Vizebürgermeister Dietmar Prammer, ÖVP-Vize Martin Hajart und Klimastadträtin Eva Schobesberger präsentierten das Konzept gemeinsam vor Beginn der Gemeinderatssitzung.
Die Linzer Innenstadt beherbergt etwa 25.000 Linzerinnen und Linzer, darüber hinaus hat fast jeder aus der Stadt - und viele darüber hinaus - Bezugspunkte zu dieser Innenstadt.
"Handel funktioniert nicht wie früher"
Und sie ist auch jener Eindruck, den Gäste und Touristen von Linz mit nach Hause nehmen und nach außen tragen, ist sich Prammer bewusst. "Der Wandel im Handel war ein Auslöser für das Entwicklungskonzept", erläutert Prammer, "der Handel funktioniert nicht mehr wie früher."
Wobei Linz in dieser Frage noch besser da steht als die meisten anderen Städte in Österreich - obwohl es auch auf der zweitgrößten Einkaufsstraße des Landes, der Landstraße, Leerstand gibt.
Klimakrise als Handlungsanleitung
Mit dem Innenstadtkonzept soll die Stadt demnach für Handel attraktiver werden, aber auch für die Gastronomie, Dienstleister, Aufenthalts- sowie Freizeitorte. Prammer: "Wir müssen wegen des Klimawandels noch mehr darauf acht geben, dass die Menschen in der Innenstadt gut leben können."
Als Rückgrat gilt demnach die Landstraße. Eine Handlungsanleitung aus dem Konzept, das Hajart "Gegenmodell Innenstadt" bezeichnet, ist die lange schon angekündigte Aufwertung der südlichen Landstraße.
Sprich: Der Bereich ab dem Volksgarten bis zur Bismarckstraße soll ebenfalls zu einer Fußgängerzone werden, samt besserer Aufenthaltsqualität mit viel Grün und Sitzmöglichkeiten.
Und auch Richtung Norden soll sich dieser Eindruck durch die Attraktivierung des Hauptplatzes und der Verkehrsberuhigung auf der Nibelungenbrücke quasi bis Urfahr verlängern lassen.
Hauptplatz erhält neues Antlitz
Apropos Hauptplatz: Bis 2.12. können noch Angebote für die Neugestaltung des - vom Durchzugsverkehr befreiten, aber bei weitem nicht autofreien - Hauptplatzes abgegeben werden. Ende Jänner soll präsentiert werden, wie der Hauptplatz künftig ausgestaltet sein soll.
Der Verkehr dort ist "nicht zusammengebrochen, weil der Hauptplatz für den Durchzugsverkehr gesperrt wurde", zieht Hajart gleich eine erste Bilanz, und er ist überzeugt, dass die bessere Anbindung der Nibelungenbrücke und der Donaulände für Radfahrer und Fußgänger eine weitere Verbesserung schaffen werde.
Im Konzept heißt der Bereich zwischen Nibelungenbrücke und Hauptplatz "Linz-Balkon".
Qualitätsproblem südlichen Landstraße
Aber zurück zur südlichen Landstraße. Prammer ortet dort "ein Qualitätsproblem" mit den eingemieteten Geschäften, "aber wir können nicht vorschrieben, an wen vermietet wird. Aber wir können den öffentlichen Raum verbessern".
Und das passiert mit mehr Grün, mehr Schatten, weniger Autos und dadurch mehr Lebensqualität. Zeithorizont: Beginn wohl nicht vor 2026.
Weniger Verkehr ist auch das Thema für das Neustadtviertel. "Die Straßen dort sind überdimensioniert für den motorisierten Individualverkehr", weiß Hajart. Deshalb wird jetzt schon geschaut, wie mehr Platz für Fußgänger geschaffen werden kann."
"Superblocks" kommen spät und als Provisorien
Und dieser Bereich bietet sich auch für sogenannte "Superblocks" an. Ganze Häuserblöcke, aus denen die Autos fast ganz verschwinden sollen, um einen höhere Lebensqualität zu schaffen. Die ersten Provisorien könnten auch 2026 eingerichtet werden - auch hier drückt man nicht aufs Tempo.
Weniger Verkehr und viel mehr Grün ist unter anderem ein Grund, warum die Klimastadträtin der Grünen, Eva Schobesberger, von dem Konzept überzeugt ist.
"Wir stecken mitten in der Klimakrise, deshalb müssen wir alles tun, was wir tun können", betont sie, wie wichtig der mit diesem Konzept tatsächlich eingeleitete klimagerechte Umbau der Innenstadt sei.
Grüne: "Verkehrsberuhigung vorziehen"
Wobei sie zu den Verkehrsmaßnahmen, die Prammer und Hajart allesamt in Zusammenhang mit der Fertigstellung der Westringautobahn sehen, betont: "Diese neue Autobahn ist kontraproduktiv und wird vor allem beim Bahnhof für eine massive Verkehrszunahme sorgen."
Und auch das gehöre zur Innenstadt. Sie plädiert deshalb dafür, die verkehrsreduzierenden Maßnahmen rasch zu setzen und nicht auf den Westring zur warten.
Was auch passieren soll: Nachbarschaften werden verbunden durch die Schaffung eines zusammenhängenden Netzwerks aus gut gestalteten Freiräumen – wie Plätzen, Parks und Straßen.
Darüber hinaus soll es "Konfetti-Orte" geben, besondere Plätze, die besonders in Szene gesetzt werden. Und es werden neue, einladende Stadteingänge an den Grenzbereichen der Innenstadt geschaffen.
Die einzelnen Maßnahmen gelte es im Detail zu erörtern, zu beschließen und umzusetzen. Wobei Prammer schon bei der Präsentation sagt, dass nicht alles in dem Konzept seine Zustimmung finden werde.
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