Lifte bitten Tourengeher zur Kassa

Liftgesellschaften wollen Ski-Wanderer auf den Pisten in den Griff bekommen
Betreiber in Oberösterreich wollen bei Skisportlern auf Pisten "Bewusstsein" schaffen.

Immer größere Massen von Freizeitsportlern, die neben oder auf Skipisten auf Skiern die Berge erklimmen, werden in den Skigebiete verstärkt zum Sicherheitsrisiko. Bergbahnbetreiber in Oberösterreich wollen deshalb zum Saisonstart gegensteuern. Fünf Skigebiete verlangen nun von den Pistengehern eine Gebühr. Dafür gibt es gesicherte Aufstiegsspuren. An gewissen Tagen sind auch nächtliche Abfahrten erlaubt (detaillierte Informationen finden sich auf der Internetseite www.pistengehen.at).

Denn auf den Pisten können für Tourengeher Gefahren lauern: So fuhr in der Vorwoche ein Freizeitsportler auf einer gesperrten Piste auf der Wurzeralm beim Abfahren ins Sicherungsseil eines Pistengerätes – drei Tage vor dem Liftstart. "Das Seil erwischte den Pistengeher bei den Skischuhen. Nicht auszudenken, wenn er in Kopfhöhe hineinkracht", berichtet Helmut Holzinger, Chef der Bergbahnen Wurzeralm/Hinterstoder und Obmann der oö. Bergbahnenbetreiber. Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich vor rund drei Wochen bereits im Skigebiet Nassfeld in Kärnten.

Das Sicherheitsrisiko und das Konfliktpotenzial, habe laut den oö. Seilbahnern im vergangenen Jahr dramatisch zugenommen. "Von 4000 Gästen im Skigebiet waren rund 1000 Pistengeher", berichtet Holzinger. Konflikte und Verzweiflung beim Pistenpersonal, die regelmäßig gefährliche Situationen mit illegalen Abfahrern erleben, seien mittlerweile ein Riesenproblem.

Zwischen uneinsichtigen Sportlern und aufgebrachten Mitarbeitern sei es beinahe zu Raufereinen gekommen, erinnert sich Holzinger. Die Gebühren, die eingehoben werden, sollen zwischen 14 und 20 Euro betragen. Sie inkludieren das Parken, Aufstiegsnutzung sowie ein bis mehrere Liftfahrten. Mit den Beiträgen und dem Informationsangebot wolle man bei den Pistengehern, die man streng von umsichtig im freien Naturraum agierenden Tourengehern unterscheide, Bewusstsein schaffen, schildert Holzinger.

"Nicht angemessen"

Beim Alpenverein hat man als "Interessenvertreter der Pistengeher" naturgemäß wenig Freude mit dem Vorgehen der oö. Seilbahner. Für Michael Larcher, Leiter der Abteilung Bergsport, sind die Preise "nicht angemessen". Er kritisiert zudem, dass es kein Tagesticket für jene gibt, die keine Seilbahn nutzen wollen. Gerechtfertigt wären solche Tickets für Larcher "auf jeden Fall unter zehn Euro".

Larcher nennt Tirol ein Vorzeigebeispiel im Umgang mit Pistengehern. Dort "gibt es kein einziges Skigebiet, wo Pisten gesperrt oder Gebühren verlangt werden". In Tirol habe sich die Politik hinter die Tourengeher auf den Pisten gestellt. Das vom Land erarbeitete Modell sieht vor, dass zwölf Skigebiete im Großraum Innsbruck an verschiedenen Abenden ihre Pisten für Tourengeher öffnen. Das Konzept geht auf: "Rund um Innsbruck sind die Parkplätze bummvoll, obwohl die Lifte noch gar nicht offen sind", schildert Larcher.

Auf der Kärntner Gerlitzen hat man diese Diskussionen hinter sich gelassen. Bereits 2005 haben die Betreiber unter großem Aufschrei Gebühren für Tourengeher eingeführt. Fünf Euro kostet seither die Tageskarte. "Als Feind der Tourengeher, die wir plötzlich frech zur Kasse bitten" habe man damals ge-golten, erinnert sich Geschäftsführer Hans Hopfgartner. "Rückwirkend be-trachtet, waren wir im positiven Sinn Vorreiter, viele Destinationen haben uns kopiert", sagt Hopfgartner. Die Aufregung sei in Verständnis umgeschwenkt: Im vorigen Winter sind 12.500 Karten verkauft worden.

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