Körperliche Verwahrlosung

Josef Ertl
In den vergangenen 20 Jahre hat die Bevölkerung um durchschnittlich sechs Kilogramm zugenommen.

Sind wir fit für das Zeitalter der Digitalisierung? Körperlich jedenfalls nicht. Wir bewegen uns zwar, aber meist im Auto oder virtuell. Die Bequemlichkeit hat ihren Preis: Die Hälfte der österreichischen Bevölkerung ist übergewichtig. Mit der Folge, an Diabetes zu erkranken. Acht bis zehn Prozent der Bevölkerung sind Typ 2 Diabetes-Patienten, Tendenz stark steigend.

Obwohl wir heute mobil sind wie nie zuvor, erreicht die tatsächliche körperliche Bewegung einen neuen Tiefpunkt. Wir fühlen uns zwar fortschrittlich, gleichzeitig stecken wir in einem Körper, der seit Zehntausenden von Jahren im Prinzip unverändert ist. Wir sind immer noch Jäger und Sammler. Während die Menschen damals im Schnitt 20 bis 30 km täglich zurückgelegt haben und Hungerphasen kannten, gehen wir heute meist von der Wohnung in die Garage und vom Parkplatz ins Büro bzw. zum Arbeitsplatz. Und für unsere Leistungen und den Frust, den wir erleben, belohnen wir uns selbst: mit Essen, gerne mit Süßem.

Es ist höchste Zeit, der körperlichen Verwahrlosung entgegenzutreten. Zum einen im Appell an die Eigenverantwortung der Menschen, weniger zu essen, sich zu bewegen und ein leichteres Leben zu führen. Zum anderen die Pflicht der Regierung, den vielen versteckten Zucker in den Industrieprodukten zu verbieten. Denn die finanziellen Folgen des Übergewichts, das langsam epidemische Ausmaße annimmt, sind für das Gesundheitssystem enorm.

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