"Junge zuversichtlicher als Ältere"

Zweite auf der OÖVP-Liste: Claudia Plakolm
Die 22-jährige Studentin zieht für die ÖVP in den Nationalrat ein.

Claudia Plakolm ist Studentin der Wirtschaftspädagogik an der Linzer Johannes Kepler Universität und Landesobfrau der Jungen ÖVP. Die 22-Jährige ist Zweite auf der Landesliste der ÖVP für den Nationalrat, wodurch sie nach dem 15.Oktober in das Parlament einziehen wird. Sie ist die Dritte von vier Geschwistern, sie stammt von einem Bauernhof in Walding. Ihr Vater ist Bürgermeister. Ihre politische Laufbahn begann sie mit 17 Jahren als Schulsprecher der Linzer Kreuz-schwestern-Schule. Weiters war sie Landesschulsprecherin für die Gymnasien und Landesobfrau der Union Höherer Schüler.

KURIER: Sie kommen mit großer Wahrscheinlichkeit in den Nationalrat. Es zeichnet sich für Sie die Laufbahn einer Berufspolitikerin ab.

Claudia Plakolm: Die Zukunft steht in den Sternen. Ich bin mir nicht sicher, ob ich das ein Leben lang machen will. Ich will so lange in der Politik aktiv sein, solange sie mir Freude macht. Das ist jedenfalls momentan der Fall. Auch durch die Junge ÖVP komme ich viel herum und lerne viele Menschen kennen. Es ist mir wichtig, dass ich meine Ausbildung abschließe.

Als Absolventin der Wirtschaftspädagogik werden Sie in den Beruf einer Mittelschullehrerin wechseln.

Die Meisten gehen in die Privatwirtschaft. Bei meinen Praktika in den Schulen habe ich mir gedacht, dass der Lehrberuf interessant wäre. Man hat viel mit jungen Menschen zu tun und es ist sehr abwechslungsreich. Auf die lange Frist kann ich mir das sehr gut vorstellen.

Was war Ihr Berufswunsch?

Im Freundebuch der Kindheit steht Tierärztin. Mit 16, 17 Jahren wollte ich ins Ausland gehen, als Auslandskorrespondentin. Aber einen ganz klaren Berufswunsch habe ich nie gehabt. Nach der Matura habe ich mich für ein Wirtschaftsstudium entschieden.

Seit wann wissen Sie, dass Sie in den Nationalrat kommen?

Thomas Stelzer hat mich für die Landesliste vorgeschlagen. Ich habe mich auch für die Wahlkreisliste Mühlviertel beworben, wo ich an sechster Stelle bin.

Welches Thema ist für Sie das Wichtigste?

Die Bildung. Hier wird die wichtigste Ressource Österreichs, das Hirnschmalz, wie Josef Pühringer immer gesagt hat, entwickelt. Die Lehre ist ganz wichtig, ihr Image muss verbessert werden.Viele Länder beneiden uns um die duale Ausbildung. Sie ist der Grund, warum die Jugendarbeitslosigkeit so gering ist. Durch die Bildung haben Jugendliche auf die lange Frist eine Perspektive. Jeder soll gute Chancen haben und alle Berufe sollen gleichermaßen in hohem Ansehen stehen.

Welche der vielen Reformen ist in der Bildung die wichtigste?

Es geht mir um die Förderung der Talente. Die Stärken sollen hervorgehoben werden. Eine modulare Oberstufe ist dafür ein wichtiger Schritt. In den Grundkompetenzen hat man Pflichtmodule, die zu absolvieren sind. Dazu kann man sich Fächer frei aussuchen. Dadurch kann sich jeder in seinen Interessen und Stärken frei entfalten.

Von vielen wird der hohe Migrantenanteil in den Pflichtschulen kritisiert. Durch fehlende Deutschkenntnisse sinke das Niveau.

Das ist aufgrund des großen Zustroms zweifellos ein Thema. Aber gerade in den Klassenzimmern kann Integration gelebt werden. In meiner Heimatgemeinde Walding gibt es Integrationsklassen, wo gezielt auf die Unterschiede eingegangen wird. In der Schule schafft man ein Bewusstsein für junge Menschen. Sie respektieren und leben mit den Unterschieden.

Aus Ihrer Sicht läuft die Sache gut?

Es gibt sicherlich da und dort Problemfälle. Es ist ein emotionaler Bereich. Aber es ist der richtige Weg eingeschlagen worden.

Die Geburtenrate ist in Österreich zu niedrig. Warum ist sie so niedrig?

(lacht). Das ist eine gute Frage, aber ich kann sie nicht beantworten. Es ist ein Problem, weil unser Sozialsystem darauf aufbaut, dass es genügend junge Menschen gibt, die in die Kassen einzahlen.

Sie kennen viele junge Menschen. Was sagen sie?

Frauen brauchen sich für ihre persönlichen Entscheidungen nicht zu rechtfertigen. Aber es ist eine Tatsache, dass etwas gemacht werden muss, wenn zu wenig Kinder auf die Welt kommen.

Momentan sind die Menschen im Schnitt 22 Jahre in der Pension, in den 1970er-Jahren waren es sechs Jahre. Heute gibt es im Pensionssystem ein großes Ungleichgewicht. Viele Frauen haben eine ganz niedrige Pension. Es braucht Nachhaltigkeit.Wir werden auch über eine Anhebung des Pensionsalters nicht hinwegkommen, denn die Menschen werden immer älter und fitter.

Wie stellt sich die Frage für Sie persönlich dar?

Ich komme aus einer großen Familie und möchte jedenfalls Kinder. Aber das ist momentan kein Thema.

Ohne Migration werden wir die Bevölkerungszahl nicht halten können.

Ja, wir brauchen Migration. Sie wird ein Thema bleiben. Es ist wichtig, dass die Migranten möglichst schnell ins Berufsleben einsteigen können. Wir hatten jetzt einen Fall in Walding, wo eine gut integrierte Familie nach sechs Jahren hätte abgeschoben werden sollen.

Wer führt das Innenministerium seit vielen Jahren? Das ist doch Ihre ÖVP.

Ich verstehe es auch nicht, warum es sechs Jahre für eine Entscheidung braucht. Die Verwaltung muss sehr kompliziert sein. Sebastian Kurz fordert ebenfalls eine deutliche Verkürzung der Asylverfahren. Leider ist das noch nicht passiert.

Die junge Generation ist heute mit einer multikulturellen Gesellschaft konfrontiert.

Ja, das ist so.

Die früheren Generationen sagten, wir arbeiten, damit es unseren Kindern einmal besser geht. Heute sagen viele, die besseren Zeiten liegen hinter uns, den Jungen wird es einmal nicht so gut gehen. Welche Gedanken fallen Ihnen ein, wenn Sie das hören?

Ich sehe zuversichtlich in die Zukunft. Es gibt Studien, die zeigen, dass gerade die jungen Menschen zuversichtlicher sind als ältere Generationen.

Kein Anlass zum Pessimismus?

Es gibt sicherlich einiges zu tun, das ist keine Frage. Um zuversichtlich zu sein sind eine gute Ausbildung und gute Berufschancen notwendig. Kann ich mir eine Wohnung und eine Familie leisten? Das muss auf allen Ebenen erfüllt werden, von der Gemeinde bis zum Bund.

Das Bildungssystem ist kostenlos, auch die Universität. Halten Sie Studiengebühren, die ÖVP-Kanzler Wolfgang Schüssel eingeführt hat, für richtig?

Unser Bildungssystem ist sehr durchlässig. Es passt so wie es ist. Die Universitäten sollten kostenlos bleiben. Das Konzept der Studienplatzfinanzierung halte ich für gut, denn es soll jeder nach dem Studium auch einen Arbeitsplatz finden.

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