Junge Lehrerin hatte Job an Brennpunktschule in Berlin

Pauline Lahnsteiner unterrichtete zwei Jahre in Berlin
In Deutschland begehrt, in Oberösterreich Platz 293 auf der Lehrerwarteliste.

Mit Sprüchen wie „Kiez statt Kaff“ oder „Trend statt Tracht“ und satten Bruttolöhnen jenseits der 4000 Euro zum Start angelte die deutsche Bundeshauptstadt Berlin vor zwei Jahren nach österreichischen Junglehrern. Mit Pädagogen aus der Alpenrepublik, die daheim keine Chance auf einen Job sahen, wollte man den schlimmen Lehrermangel bekämpfen. Mittlerweile hat in Deutschland das Defizit an Pädagogen dramatische Ausmaße angenommen. Um die 56 österreichischen Lehrer, die 2016 dem Lockruf folgten, ist es aber auch still geworden.

Nach zwei Jahren Unterricht im Berliner Problembezirk Wedding ist die Volksschullehrerin Pauline Lahnsteiner, 25, wieder heim nach Oberösterreich gekommen. Aus privaten Gründen, konkret wegen ihrer Hochzeit, habe sie in Berlin gekündigt, sagt Lahnsteiner. Auch eine an derselben Schule tätige Kollegin ist mit ihr zurück in die Heimat gegangen.

„Ich habe an einer Brennpunktschule mit 93 Prozent Migrationsanteil unterrichtet. Da habe ich natürlich viel berufliche und pädagogische Erfahrung gesammelt“, erzählt die Ebenseerin. Durch die Arbeit in Berlin fühle sie sich für ihre künftige Lehrtätigkeit gut gewappnet, ist sie sich sicher. Wirklich mühsam seien in Berlin die administrativen Erfordernisse gewesen, zieht Lahnsteiner Bilanz. „Es hat gedauert bis man zu dem versprochenen Geld, für das man ja auch viel gearbeitet hat, gekommen ist“, erinnert sie sich.

Bitte warten

Zurück in der Heimat, heißt es für sie jetzt wieder warten. Auf der Warteliste des Landes OÖ für die Zuteilung einer Lehrerstelle nahm Lahnsteiner 2016 so um Platz 500 ein. Derzeit liegt sie auf 293 und hofft auf die demnächst erfolgenden Jobausschreibungen für das startende Schuljahr. Aktuell sind in OÖ 770 Pädagogen für einen Volksschuljob, 350 für die Neue Mittelschule und 65 für Sonderschulen gelistet. „Wir wissen aber nicht, wie viele Personen schon beruflich in andere Bereiche ausgewichen sind“, erklärt Herwig Kerschbaumer von der OÖ Bildungsdirektion.

Lehrer, die in ausländische Schulen, etwa nach Berlin ausgewichen sind, werden in der oö. Schulverwaltung nicht gesondert registriert.

Auflistungen über Lehrer aus Österreich gibt es in der Berliner Senatsverwaltung für Bildung ebenfalls nicht. „Es wurden gerade 2700 neue Lehrkräfte eingestellt. Es ist keine neue Werbekampagne in Österreich geplant“, heißt es dort. In den Schulverwaltungen der meisten deutschen Bundesländer herrscht derzeit Alarmstimmung. „Einen derart dramatischen Lehrermangel hatten wir in Deutschland seit drei Jahrzehnten nicht mehr“, sagte der Präsident des Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidlinger. Fast 40.000 Pädagogen würden fehlen. Im Zuge der Debatten wird auch das Besoldungssystem diskutiert. Dabei gibt es Forderungen Gehaltsunterschiede zwischen Grundschul- , Regelschul- und Gymnasiallehrern abzuschaffen.

Wolfgang Atzenhofer

Kommentare