Ist Luisa da? Codewort gegen sexuelle Belästigung auch in Linzer Lokalen

Ist Luisa da? Codewort gegen sexuelle Belästigung auch in Linzer Lokalen
Personal im Gastro- und Veranstaltungsbereich wird geschult, unauffällig zu helfen; zehn Linzer Betriebe sind vom Start weg dabei.

Der Gesprächspartner rückt immer näher, macht unangenehme Bemerkungen, die Hände wandern dorthin, wo niemand sie haben will. Der Hals macht zu, die Panik steigt hoch, einziger Gedanke: Raus aus dieser Situation, sofort.

Aber wie soll das gehen, wenn man mitten in einem vollen Lokal sitzt und den Belästiger nicht direkt in die Schranken weisen will?

In Linz (und davor schon in Wien, Graz, Amstetten und anderen Städten Österreichs) gibt es nun die Kampagne "Ist Luisa da?". Die Frage ist gleichzeitig das Codewort, mit dem sich Betroffene an Mitarbeitende wenden und so unauffällig und sofort Hilfe bekommen können.

Gestartet wurden mit den Portierinnen und Portieren der städtischen Einrichtungen, die speziell geschult wurden. Nun geht es mit der Gastro- und Veranstaltungsszene weiter.

An Mitarbeitende wenden und Hilfe bekommen

Zehn Lokale sind von Beginn an mit am Start, darunter die Gerberei am Pfarrplatz, das muto in der Altstadt, die Sandburg an der Donaulände, das Theater Phönix und das Hotel Schwarzer Bär in der Herrenstraße.

Ist Luisa da? Codewort gegen sexuelle Belästigung auch in Linzer Lokalen

Gunda Resch (Café Gerberei), Margit Schönbauer (autonomes Frauenzentrum), Frauenstadträtin Eva Schobesberger, Olivia Schütz (Geschäftsführerin Theater Phoenix), Sanja Bajakić (Frauenbüro der Stadt Linz), Michael Steininger, Restaurant muto 

Nach den Schulungsterminen kleben die Einrichtungen beim Eingang gut sichtbare "Luisa-Sticker" auf, alle wissen dann, dass sich hier Personal findet, das im Notfall kontaktiert werden kann.

"Blick für schwierige Situationen"

"Wir haben prinzipiell einen Blick für schwierige Situationen. Bei uns sollen sich alle sicherfühlen", spielt Heidrun Resch vom Café Gerberei auf den Frauenanteil von rund 80 Prozent unter den Gästen an. 

Sie habe selbst schon Situationen im Café gehabt, wo sie eingegriffen habe, so Resch: "Da bin ich an den Tisch gegangen und habe gefragt: Ist alles okay? Der Aggressor soll wissen, dass jemand schaut."

"Diese Aktion ist sehr wichtig. Sexuelle Belästigung ist unserer Gesellschaft noch immer teilweise normalisiert und kommt sehr häufig vor", sagt Margit Schönbauer vom autonomen Frauenzentrum in Linz, das die Schulungen durchführt.

Die Hilfe durch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter erfolge möglichst niederschwellig, etwa in dem man einer Person einen sicheren Ausgang zeige oder ein Taxi für den Heimweg rufe. "Menschen, die sich bedroht fühlen, wollen meist einfach raus aus der Situation. Wenn sie sich mit 'Ist Luisa da?' an geschultes Personal wenden, weiß dieses sofort, worum es geht." Das helfe vor allem Frauen und Mädchen, die sich nicht lautstark und selbstbewusst zur Wehr setzen können.

In Workshops in Schulen sowie über diverse soziale Medien erfahren Frauen und Mädchen, was es mit dem "Luisa"-Codewort auf sich hat und wie sie es anwenden können.

Wort mit Signalwirkung

Michael Steininger vom Restaurant muto in der Linzer Altstadt war ebenfalls sofort angetan vom Projekt: "Ich habe dadurch gemerkt, wie unwissend ich eigentlich in dieser Thematik bin. Ich habe aktuell keine Werkzeuge, mit so einer Situation umzugehen."

Das werde sich mit den Schulungen ändern. "Als Wirt ist ja manchmal auch eine Art Psychotherapeut, die Leute erzählen gerne vieles. Wenn ich jetzt "Luisa" höre, weiß ich aber, dass es um was geht. Das hat Signalwirkung."

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