Hitze: Notfallplan in Linz, aber kein politisches Umdenken

Hitze
Digitales Warnsystem soll etabliert werden, damit Linzerinnen und Linzer sicher durch immer stärkere Hitzewellen kommen.

Linz, die selbsternannte Klimahauptstadt, macht jetzt ernst mit einem Hitzenotfallplan. Der Beschluss dazu ist bereits Ende Juni des Vorjahres gefallen – im Zuge des einstimmig beschlossenen Klimawandelanpassungskonzepts, das insgesamt rund 30 konkrete Maßnahmen beinhaltet. 

Eines davon: Eben jener Hitzenotfallplan. Warum erst jetzt, wo doch der Beschluss schon fast ein Jahr her ist? "In der Zeit wurden andere Maßnahmen parallel umgesetzt", versichert Eva Schobesberger, Klimastadträtin von den Grünen. 

Und es wurden Vorarbeiten geleistet, die nun, mit der gesicherten Finanzierung aus dem Klimafonds, in die Umsetzung einfließen. 

Denn der Hitzenotfallplan ist notwendig, daran lässt Stadtklimatologe Johannes Horak keinen Zweifel. "Die Erde wird sich weiter erhitzen, das spüren und messen wir in Linz", findet er klare Worte.

35 Hitzetage 2023

So seien in Linz im vorigen Jahr 35 Hitzetage gemessen worden. Früher waren das fünf bis sechs pro Jahr. An einem Messpunkt in der Innenstadt wurden im Vorjahr 19 Tropennächte (Nächte, in denen die Temperatur nicht unter 20 Grad sinkt) gemessen –  in grüneren Bereichen der Stadt, wie in Auhof, nur fünf. 

Teil des Notfallplans soll ein effizientes Warnsystem sein. Als wichtige Basis wird der Hitzeplan der Stadt herangezogen. Denn dort wurden die Hitzeinseln von Linz mit sozialen Kennzahlen – also Alter der Bevölkerung, soziales Umfeld, Altenheime  – verknüpft.

Hitze: Notfallplan in Linz, aber kein politisches Umdenken

Darauf ist zu sehen, wo besonders betroffene und dadurch hitzegefährdete Bereiche der Stadt liegen. Neben der Identifizierung vulnerabler Gruppen und einem effizienten Hitzewarnsystem, bestenfalls über eine App, sollen auch kühle Räume identifiziert werden: Schobesberger könnte sich etwa die Öffnung des Limonistollens bei lang andauernden Hitzewellen vorstellen, wenn das ermöglicht werden kann. 

Ebenso könnten Kirchen oder andere kühle Orte angeboten werden, ist Schobesberger überzeugt. 

Fertigstellung 2025

Den Fahrplan zum Hitzenotfallplan – er soll bis Mitte 2025 fertig sein – haben Schobesberger und SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger am Montag gemeinsam präsentiert. Denn in einem sind sich Luger und Schobesberger einig: Manche Folgen des Klimawandels sind nicht mehr abwendbar – wie eben diese große Hitze. "Diese hat reale und dramatische Auswirkungen auf die Menschen", betont Horak.

Deshalb sind Anpassungsmaßnahmen nötig, diese wurden im Vorjahr auch einstimmig im Gemeinderat beschlossen. 

  • 263 Tage waren im Vorjahr heißer als im langjährigen Mittel, 102 davon deutlich heißer
  • 129 Tage waren kälter als das langjährige Mittel, nur 25 deutlich kälter
  • 2023 war mit einer Abweichung von 2,3 Grad das zweitheißeste Jahr nach 2018, knapp dahinter liegen 2014, 2015 und 2022
  • 2023 gab es drei Hitzewellen mit insgesamt 32 Tagen, wovon zwei länger als 14 Tage dauerten
  • 19 Tropennächte wurden im dicht verbauten Gebiet gemessen, nur fünf in kühleren Stadtteilen

"Weiterentwicklung nicht blockieren"

Für Luger sind Klimawandel und daraus resultierende Hitzenotfallpläne aber kein Grund, die Politik maßgeblich zu verändern. Deshalb wird der Westring fertig gebaut, deshalb wird wohl auch das zehn Hektar große Areal bei der Johannes-Kepler-Universität im Nordosten der Stadt umgewidmet und versiegelt, wie Lugers Argumentation nahelegt. 

"Die Weiterentwicklung der Stadt darf nicht blockiert werden", legt sich Luger auf Nachfrage fest. Er versichert allerdings, dass die Stadt darauf achte, wie gebaut werden soll – wie etwa bei den Plänen zur neuen Digitaluni IT:U.  

Urfahraner Jahrmarkt bleibt Betonwüste

Wo heuer auch definitiv nichts passieren wird, ist der größte Hitzehotspot der Stadt, der Platz an der Donau, auf dem gerade erst der Urfahraner Jahrmarkt stattgefunden hat. Seit Jahren wird über eine teilweise Entsiegelung geredet, seit Jahren passiert nichts. Das wird sich auch 2024 und folgende Jahre fortsetzen.

Denn für Klaus Luger ist klar: "Priorität hat jetzt das Bad in Ebelsberg." Die Badebucht an der Donau samt Entsiegelung könne finanziell nicht gleichzeitig gestemmt werden und müsse ein paar Jahre warten. 

Was Schobesberger wiederum so nicht stehen lassen kann und will. Was den Grüngürtel in Auhof betrifft, ist sie in Sachen Klimaschutz und Klimawandelanpassung überzeugt: "Durch jeden Eingriff wird in dem Bereich und in der Stadt alles schlimmer." Und sie kritisiert, dass „wieder ein Sommer kommt, an dem das Areal beim Urfahraner Jahrmarkt nicht nutzbar ist. Da wäre mehr Tempo  nötig, damit wenigstens  einige Teile entsiegelt werden."

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