Hinter Sicherheitsdebatte steckt Angst vor Drogen

Hinter Sicherheitsdebatte steckt Angst vor Drogen
Probleme auf dem Südbahnhofmarkt schädigen den Ruf der Stadt in Bezug auf Sicherheit.

Weil sich aus anderen Stadtteilen vertriebene soziale Randgruppen jetzt beim Linzer Südbahnhofmarkt aufhalten, ist in der Stadt wieder eine Sicherheitsdebatte losgetreten worden. Neben der Belästigung der Anrainer und der Marktbesucher durch Alkohol- und Drogenkranke sind vor allem die 1000 Schüler der benachbarten Bildungseinrichtungen in den Fokus der Diskussion geraten. Vor allem deswegen, weil in Linz zuletzt die Zahl der Anzeigen bei Drogendelikten gestiegen ist. Der

KURIER beantwortet Fragen zur Linzer Drogenszene und zum Südbahnmarkt.

Welche Zahlen gibt es zum Drogenmissbrauch?

Im Drogenbericht des Innenministeriums vom Sommer wurde für 2017 in Oberösterreich ein Anstieg der Fälle gegenüber 2016 um 26,9 Prozent auf 7692 ausgewiesen. Davon waren 3341 Fälle alleine in Linz.

Gibt es aktuelle Zahlen für Linz und Vergleichszahlen zu anderen Städten?

Laut inoffiziellen Daten soll es in Linz heuer bis Juni einen weiteren Anstieg von 19,4 % bei Verstößen gegen das Suchtmittelgesetz gegeben haben. 2017 waren es in Graz 2433, in Salzburg 1089 und in Wien 14.028 Anzeigen.

Sind mehr Drogen auf dem Markt?

Der Linzer Vizebürgermeister Detlef Wimmer, FPÖ, verknüpft den Anstieg der Drogenkriminalität mit der Migrationswelle 2015. Auch Landespolizeidirektor Andreas Pilsl sagte im Sommer, dass der Großteil der Suchtgiftkonsumenten Inländer seien, die Dealer aber zur Hälfte ausländische Verdächtige seien. Szenekundige behaupten, dass nicht mehr Drogen auf dem Markt sind als vor einigen Jahren.

Wie kommen die Experten zu diesen Angaben?

Christoph Langmann vom Institut für Suchtprävention erklärt, dass der Anstieg der Anzeigen direkt mit der gestiegenen Kontrolltätigkeit der Polizei zusammenhängt. Bei regelmäßigen Studien zum Drogenkonsum in OÖ mit 1000 befragten Erwachsenen und 500 Jugendlichen zeige sich, dass der Drogenkonsum gleich bleibe.

Gibt es am Südbahnhofmarkt bereits Verbote?

Auf dem und um das Gelände gibt es weder ein Alkoholverbot noch eine polizeiliche Schutzzone. Ein Antrag von ÖVP-Vizebürgermeister Bernhard Baier wurde in der donnerstägigen Gemeinderatssitzung abgelehnt.

Wie geht es dort weiter?

Bei der von der rotblauen Stadtregierung einberufenen Sicherheitskonferenz wurde eine intensive soziale Betreuung und mehr Polizeipräsenz rund um den betreffenden Personenkreis vereinbart. Auch nach einem Ausweichareal, wo sich diese Gruppen weiter treffen können, wird gesucht.

Welche Lösungsvorschläge haben Experten?

„Ich habe in ganz Europa kein passendes Modell gefunden. Diese Leute wollen keine soziale Betreuung. Das Ganze ist ein ordnungspolitisches Problem. Wichtig ist, dass die Gruppe nicht zu groß wird“, sagt Christoph Langmann.

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