„Mure war indirekt eine Werbung“

„Mure war indirekt eine Werbung“
Das Weltkulturerbe lockt auch nach der Naturkatastrophe Mitte Juni Tausende Gäste an

Touristen aus aller Welt flanieren durch die engen Gassen, Blumen schmücken die alten Häuser, der See funkelt grün im Sonnenlicht. Zwei Wochen nach dem verheerenden Murenabgang ist in der Weltkulturerbe-Gemeinde Hallstatt wieder Normalität eingekehrt.

„Mure war indirekt eine Werbung“

Allein am Marktplatz, über den sich der Mühlbach seinen Weg bahnte, fehlt noch ein Teil des Pflasters. „Viele Touristen wissen gar nicht, was bei uns passiert ist“, sagt Markus Paul Derbl. Und die, die davon erfahren hätten, seien erst recht gekommen. „Indirekt war die Mure sogar eine Werbung für uns. Die hat uns nicht umgebracht, dazu ist Hallstatt viel zu stark“, meint der Gastronom.

Verständnisvolle Gäste

„Mure war indirekt eine Werbung“
Im Hotel Zauner, wo das Wasser in Keller und Erdgeschoß wütete, sieht man die Situation nicht ganz so entspannt. „Wir hatten einen gewaltigen Verdienstentgang durch den Murenabgang, die ganze EDV ist beim Teufel. Teilweise gibt es in den Zimmern noch immer kein heißes Wasser“, klagt Heide Zauner.
„Mure war indirekt eine Werbung“
Ihr Hotel sei trotzdem ausgebucht: „Zum Glück haben die meisten Gäste Verständnis für die Situation. Die Asiaten bleiben uns treu“, sagt Zauner. Tatsächlich ist Hallstatt ein Hit bei den Gästen aus Fernost, spätestens nach dem Original-Nachbau des Weltkulturerbes in der chinesischen Provinz Guangdong. Ganz Scharen von Chinesen, Taiwanesen, Südkoreanern und Japanern ziehen im Eiltempo durch den Ort, permanent klicken die Fotoapparate.

„Der Worst Case ist nicht eingetreten“, sagt Tourismusdirektorin Pamela Binder. Auf die Naturkatastrophe habe man dank ständiger Rücksprache mit den Reisebüros sehr flexibel reagieren können, selbst am Tag nach dem Murenabgang habe es „aktiven Tourismus“ in Hallstatt gegeben. Die Buchungslage sei gut, allein einige Stammgäste aus Bayern, die selbst das Hochwasser erwischte, würden heuer ausbleiben.

Schwalbennest

Wenn die Tourismusdirektorin von Hallstatt spricht, gerät sie ins Schwärmen. Wie ein Schwalbennest würde sich der Ort ans Ufer des Sees schmiegen. Auch den Einheimischen streut die gebürtige Niederösterreicherin Rosen: „Das ist ein ganz eigener Menschenschlag. Der Hallstätter macht es sich in erster Linie für sich selbst schön, nicht für die Touristen.“ Diese Authentizität sei der eigentliche Verkaufsschlager, meint Binder.

Um die 600.000 Gäste haben Hallstatt im Vorjahr besucht und sich Attraktionen wie das Beinhaus oder das Salzbergwerk angesehen. Besonders stark ist der Andrang im Sommer. Dabei, meint die Tourismusdirektorin, sei Hallstatt auch im Winter einzigartig. Das soll sich auf der ganzen Welt herumsprechen. „In Asien machen wir ausschließlich mit Wintersujets Werbung.“

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