FP-Politiker hatte nach VAPO-Zeit noch rechtsextreme Kontakte

Sebastian Ortner, Klubobmann FPÖ Linz, OÖ
Sebastian Ortner war zumindest noch bis 1995 in der einschlägigen Szene aktiv.

Nach dem KURIER-Bericht über ein vierstündiges Video aus dem Jahr 1988, das den Linzer FPÖ-Klubobmann Sebastian Ortner bei Wehrsportübungen mit Gottfried Küssel und anderen Neonazis der verbotenen VAPO (Volkstreue außerparlamentarische Opposition) zeigt, gab es am Mittwoch etliche Rücktrittsaufforderungen gegen den Politiker (siehe Subgeschichte). Wie berichtet, hatte der damals 18-Jährige unter anderem in Interviews die Aufhebung des Verbotsgesetzes gefordert und trainiert, wie Gegner durch Hals- oder Nierenstiche lautlos eliminiert werden können.

Nach einer aktuellen Strafanzeige wegen des Verdachts auf NS-Wiederbetätigung prüft die Staatsanwaltschaft nun die Einleitung eines Ermittlungsverfahrens.

„Ich bin damals leider in extreme Kreise gerutscht, habe aber relativ bald erkannt, dass das nicht meine Sache ist“, rechtfertigt sich Ortner im KURIER-Gespräch. Im Sommer 1988 habe er einen Schlussstrich gezogen und sei freiwillig aus der VAPO ausgetreten. „Ich hab’ Tendenzen bemerkt, wo ich mir sagte, das kann ich so nicht mehr mitragen.“ Es sei nie sein Ziel gewesen, das Regime zu stürzen. Und die Forderung, das Verbotsgesetz abzuschaffen, sei für ihn inzwischen auch längst obsolet. „Ich bin geläutert und bekenne mich zur Republik Österreich und zur Demokratie.“ Mit den einstigen Weggefährten habe er nichts mehr zu tun. „Den Küssel hab’ ich seit 25 Jahren nicht mehr gesehen.“

Dafür, dass sein Name noch Ende 1991 auf der VAPO-Kaderliste gestanden haben soll, weiß er aber auch keine schlüssige Erklärung: „Das ist eigenartig, hier muss es zu einer Vermischung von alten und neuen Mitgliedern gekommen sein.“ Rechtsextreme Kontakte dürfte Ortner aber nach seiner VAPO-Zeit noch gehabt haben. 1989 hielt er etwa beim später behördlich aufgelösten Verein Dichterstein Offenhausen eine Rede zum Thema „Sind wir Österreicher Deutsche?“.

Ortner leitete zumindest auch noch 1992 die Heimatverbundene Jugend, Kameradschaft Linz. Und 1995 referierte er neuerlich beim Dichterstein in Offenhausen. Seine Rechtfertigung: „Ich habe nie gesagt, dass ich von heute auf morgen abrupt ein völlig anderer gewesen bin.“

SPÖ, Grüne und das Mauthausen-Komitee forderten am Mittwoch von Sebastian Ortner, dass er seine Funktionen in der FPÖ und im Gemeinderat zurücklegt. Der Linzer ÖVP-Vizebürgermeister Erich Watzl betonte, in seiner Partei würden bei derartigen Vorkommnissen umgehend personelle Konsequenzen gezogen: „In der ÖVP wäre es nicht denkbar, dass jemand mit solchen Vorwürfen konfrontiert in der ersten Reihe politisch tätig bleibt.“

Ortner, der sich von seiner einstigen braunen Gesinnung distanziert, will allerdings nur zurücktreten, wenn die FPÖ das verlangt. Dort denkt derzeit aber niemand daran. FP-Landesparteichef Manfred Haimbuchner: „Ortner hat eine Chance auf Resozialisierung verdient.“ Seit seinem Parteieintritt im Jahr 2003 habe er sich nichts mehr zu Schulden kommen lassen. „Er hat uns damals von den dunklen Flecken seiner Vergangenheit erzählt, seine Läuterung erscheint mir glaubhaft.“

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