Derzeit läuft die internationale Kampagne "16 Tage gegen Gewalt", das Thema ist aber dauerpräsent. Alleine 2024 gab es bisher 27 Femizide: 27 Frauen wurden von Männern aus ihrem direkten Umfeld, meist dem Partner oder Ex-Partner, ermordet. Jede dritte Frau in Österreich hat laut einer Studie der Statistik Austria körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt.
Präventionsausbau sei enorm entscheidend. Was es darüber hinaus dringend brauche, seien Männer, die Verantwortung übernehmen: "Das bedeutet Zivilcourage: Wir müssen hinschauen, Missstände ansprechen und aufstehen. Das ist eine gesellschaftliche Notwendigkeit, wenn sich etwas ändern soll", fordert der Minister.
Männer gegen Männergewalt
Dazu kommt jetzt eine neue Kampagne nach Linz. Sie wird auf Plakaten, in Kinos und auf sozialen Medien zu sehen sein. Unter dem Titel "#sagwas - Mann spricht's an" setzen sich auch Prominente wie Ex-Fußballer Andi Herzog und Schauspieler Gregor Seberg dafür ein. Mit markigen Sprüchen werden Männer direkt angesprochen, Verantwortung für Männergewalt zu übernehmen und einzuschreiten, wenn sie Zeugen von Gewalt an Frauen, verbal oder physisch, werden.
"Soziale Medien sind bei diesem Thema wirklich ein Problem, wir brauchen Regeln auf europäischer Ebene, die die Verbreitung dieser Hassbotschaften einfangen und unterbinden", fordert Johannes Rauch.
Prinzipiell gibt es in Linz Workshops und Angebote für Buben, um sie für einen respektvollen Umgang mit Mädchen und Frauen zu sensibilisieren: Was sind Rollenklischees und wie brechen wir sie auf? Welche gewaltfreien Wege gibt es, um Konflikte zu lösen? Das sind nur einige der Fragestellungen, die darin thematisiert werden. "Wir würden gerne noch viel mehr in die Breite gehen mit diesem Angebot", sagt die Linzer Frauenstadträtin Eva Schobesberger, Grüne. "Das Problem ist, dass wir zu wenige Sozial- und Männerberater haben, die wir hier einsetzen können."
Kostenloses, anonymes Männer-Telefon
Apropos Männerberatung: Das Männer-Telefon (0800/400 777) steht rund um die Uhr, anonym und kostenlos Männern in Krisen und ihren Angehörigen zur Verfügung. Hier können starke Emotionen abfedert werden, dazu gibt es konkrete Hilfsangebote.
Ein akutes Thema in diesem Zusammenhang, das derzeit in diversen Foren und auf vielen sozialen Plattformen behandelt wird, sind die Gefahren, denen Mädchen und Frauen in öffentlichen Verkehrsmitteln ausgesetzt sind. Unzählige berichten, was sie an verbalen und körperlichen Übergriffen, an Beleidigungen, Beschimpfungen und Anzüglichkeiten in Zug, Bus oder Bim erlebt haben.
"Niemand hat mir geholfen"
Der Tenor: "Alle haben es gesehen, niemand hat eingriffen, niemand hat mir geholfen." In europäischen Großstädten werden nun sogar Forderungen nach eigenen Zügen oder Abteilen für Frauen laut.
"Bei uns gibt es Alarmknöpfe und entsprechende Durchsagen in den Öffis. Aber ja, wir müssen an diesem Thema dranbleiben, auch das Personal muss immer wieder auf solche Situationen vorbereitet werden", sagt Stadträtin Schobesberger.
Und Minister Johannes Rauch schließt: "Jede Frau hat das Recht auf ein gewaltfreies Leben. Wir müssen alle gemeinsam daran arbeiten, diesen Backlash gegen Frauenrechte, den wir gerade erleben, zurückzuhalten."
Kommentare