Einheit in versöhnter Verschiedenheit

Zum Besuch beim Lutherischen Weltbund und beim Weltkirchenrat in Genf (v..): Bischof Manfred Scheuer, der evangelische Superintendent Gerold Lehner, Eva Christina Nillson von der schwedisch-lutherischen Kirche, Chad Rinner (Lutherischer Weltbund), Isabella Bruckner, Assistentin an der katholischen Privatuniversität, Landeshauptmann a.D. Josef Pühringer.
Der Nationalismus setzt auch dem Weltkirchenrat und dem Lutherischen Weltbund zu. Doch die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen floriert.

„Beim Treffen mit dem Weltkirchenrat haben wir alle übereingestimmt, dass in der Ökumene (Zusammenarbeit der christlichen Kirchen) Frühling ist. Aber global gesehen sind wir in einer Situation, in der sich der Multilateralismus abschwächt und in einen Unilateralismus übergeht. Immer mehr ziehen sich aus den großen Organisationen zurück. Das sehen wir sowohl in der Politik als auch in der Wirtschaft als auch in den Kirchen. Wir müssen unsere Anstrengungen verdoppeln, um deutlich zu machen, dass die Ökumene eine gute Idee ist und das wir den Dialog fortführen sollten. Davon profitieren wir alle.“

Pro Oriente in Genf

Mit diesen Worten umriss Pfarrer Chad Rimmer, Leiter der Abteilung für Theologie und Einheit des Lutherischen Weltbundes (LWB), die Lage zwischen den Kirchen. Der 44-Jährige ist US-Amerikaner aus North Carolina und hat viele Jahre im Senegal gewirkt. Eine 19-köpfige Delegation der von Kardinal Franz König 1964 gegründeten Stiftung Pro Oriente war nach Genf gereist, um sich über die Zusammenarbeit der christlichen Kirchen zu informieren. Angeführt wurde sie vom Vorsitzenden Altlandeshauptmann Josef Pühringer, von Bischof Manfred Scheuer und vom evangelischen Superintendenten Gerold Lehner. Genf ist der Sitz der Lutherischen Weltbundes (LWB, 65 Mitarbeiter), dem 148 Mitgliedskirchen mit mehr als 75,5 Millionen lutherische Christen in 99 Ländern angehören.

350 Mitgliedskirchen

Im selben Gebäude residiert auch der Weltkirchenrat (Ökumenischer Rat der Kirchen) mit weltweit 350 Mitgliedskirchen in mehr als 120 Ländern. Mitglieder sind die meisten großen Kirchen der evangelischen Tradition (Lutheraner, Reformierte, Methodisten, Baptisten, etc.), die anglikanischen Kirchen, die altkatholischen Kirchen und die meisten orthodoxen und altorientalischen Kirchen. Waren beim Weltkirchenrat früher 300 Mitarbeiter beschäftigt, so ist ihre Anzahl auf 85 gesunken.

Brücken bauen

Was bedeutet Ökumene, Zusammenarbeit? Chad Rimmer: „Einheit ist nicht Uniformität. Wir sprechen von versöhnter Verschiedenheit. Ökumene bedeutet Brücken zu bauen. Man kann keine Brücken bauen ohne ein festes Fundament und ohne Pfeiler. Die Pfeiler sind unsere verschiedenen Identitäten. Wir müssen wissen, wer wir sind, ob nun Katholik oder Protestant. Die Identitäten sind aber keine, die ausschließen. Denn wer sich in seiner Identität stark fühlt, hat keine Angst, die Brücke zu den anderen zu bauen.“ Für die Lutheraner sei das Evangelium das Fundament.

Einheit durch Jesus Christus bereits gegeben

Eva Christina Nilsson von der lutherischen Kirche Schwedens sagte dazu: „Die Einheit ist schon da, sie ist uns durch Jesus Christus bereits gegeben. Wichtig ist, dass wir von einander lernen.“ Auf die Frage von Bischof Manfred Scheuer, wo denn die lutherischen Kirchen besonders wachsen würden , sagte sie: „ Es sind die Kirchen in Afrika.“ Die größte Mitgliedskirchen seien die in Äthiopien und in Tansania. Die drittgrößte sei die schwedische lutherische Kirche. „Die Kirchen in Afrika wachsen so schnell, dass es nicht genügend Pastoren und Lehrer gibt. Und es fehlt auch an Ressourcen.“ Man sollte aber nicht nur die Zahlen sehen, es gebe Gemeinden, die klein in der Zahl, aber in ihren Gesellschaften sehr lebendig seien.

Besuch in Einsiedeln

Die Pro-Oriente-Delegation hatte bei ihrer Fahrt nach Genf auch den Marienwallfahrtsort Einsiedeln besucht, der stark an Mariazell erinnert. Sie traf auch mit dem Bischof von Solothurn Felix Gmür zusammen und besuchte das Schweizer Parlament. Die Berichte darüber lesen Sie am Sonntag, den 7. November.

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