Edelharnisch für den Gardeoffizier

Johann Schmidberger junior bei der Arbeit in seiner Werkstatt in der Schmiedstraße 16. Gemeinsam mit seinem Bruder Georg führt er den Betrieb.
Seit 1750 gilt auf der Schmiede in Molln das Privileg der "Theresianischen Schmiedegerechtigkeit". Geschmiedet wird dort bereits seit 1350. Heute sind die Schmidbergers die Hausschmiede der päpstlichen Schweizergarde.

Johann Schmidberger ist soeben aus Rom zurückgekehrt. Der 32-jährige Schmied aus Molln (Bez. Kirchdorf) hat dem Hauptmann der Schweizergarde persönlich den neuen Harnisch überbracht. Er glänzt in dunklem Blau (Foto rechts unten), was nicht von einem Anstrich herrührt, sondern Produkt des Schmiedens bei einer Temperatur circa 450 Grad Celsius ist. Der Harnisch ist ein Prunkstück. "Er ist feuervergoldet, geätzt und mit Silber eingelegt", schildert Schmidbergers Vater (64), der ebenfalls Johann heisst. "Das Drei-Millimeter-Blech ist handgeschlagen, mit Feilen geschliffen und ganz fein poliert." Die Ätzungen werden zuerst mit der Hand auf Papier gezeichnet und dann auf den Harnisch übertragen. 300 Stunden Handarbeit stecken in der Maßanfertigung für den Offizier.

Spenden

Über den Preis der Prunkstücks wird geschwiegen. Das ist so vereinbart. Bezahlt wird es von der Stiftung der Schweizergarde, die ihren Sitz in der Schweiz hat und das Geld durch Spenden hereinbekommt. Der Offiziersharnisch ist Teil eines umfassenden Auftrags an die Mollner Familienschmiede, der sich über acht Jahre von 2010 bis 2018 erstreckt. Die Schmidbergers stellen jährlich zehn Harnische her, sodass am Ende der Bestand mit 80 Stück für die insgesamt 30 Schweizergardisten komplett erneuert ist. Die altenHarnische sind nämlich schon 500 Jahre alt, sie sind noch nie ausgetauscht worden. 80 Stück sind deshalb notwendig, weil es für die normalen Gardisten keine Maßanfertigungen gibt, sie aber verschiedene Größen benötigen.

Weil die Mollner so gut arbeiten, haben sie nun einen Zusatzauftrag erhalten. Sie sollen bis Herbst einen Prototyp des Gardehelms herstellen. Der derzeitigen Helme stammen aus dem Jahr 1908 und wurden in Berlin produziert. "Ich habe schon mit den ersten Arbeiten begonnen", erzählt Johann jun., "ich habe schon mit dem Material und den Werkzeugen experimentiert." Das Material müsse ganz dünn sein, damit der Helm möglichst wenig Gewicht habe. Man müsse herumprobieren und und sich langsam herantasten. Es sei schwer vorauszusagen, wie viel Arbeitszeit notwendig sei. "Unter einer Woche sicher nicht", schätzt der Vater. Der Sohn: "Wir können nicht sagen, er kostet 3000 Euro und dann stellt sich heraus, dass wir das Doppelte an Zeit brauchen. "

Was zeichnet die Schmidbergers aus? "Wir machen die Dinge so wie sie früher gemacht worden sind", antwortet Johann jun. "Die Harnische sehen nicht nur nach außen hin so aus wie früher, sondern sie sind auch innen so", setzt der Vater fort. Es werde kein einziges Stück maschinell hergestellt, nicht einmal die Beilagenplättchen würden gestanzt. "Kein Hersteller außer uns schmiedet heute so wie früher."

Für die Ewigkeit

Was treibt den Vater und die beiden Söhne an? "Mir liegt das, das ist eine Leidenschaft", so der 63-Jährige. "man macht etwas mit den Händen, das es in 500 Jahren auch noch gibt." Er hat diese Faszination an Johann und Georg (31) weitergegeben, die Söhne haben den Betrieb 2007 übernommen. Der Vater ist auf Wunsch von Graf Khevenhüller im Sommer als Schmied auf der Burg Hochosterwitz tätig, die von seiner Frau als Kastellan geleitet wird.

Können die zwei Brüder vom Erlös leben? "Ja, sicher", sagt Johann, "aber mit einer 40-Stunden-Woche kommen wir nicht aus. Unter 50 Stunden gehen wir eigentlich nie heim." Der Arbeitstag beginne um sieben Uhr und ende um sechs. Samstag werde meist bis Mittag gearbeitet. Urlaub? "Meist gehen sich zwei Wochen aus." Kommen aber Aufträge zum Beispiel von Schauspielhäusern herein, kann es auch nur eine Woche sein.

Kommentare