Die Schattenseiten der Zweirad-Saison

Eine Gruppe von Mountainbikern fährt auf einer asphaltierten Straße vor einer Bergkulisse.
Schönes Wetter lädt viele ein, auf das Rad, E-Bike oder Motorrad zu steigen. Oft fehlt aber die Übung.

Die ersten schönen Frühlingstage liegen hinter uns. Sei es Fahrrad, E-Bike oder Motorrad, viele der Zweiräder wurde deshalb erstmals aus der Garage geräumt, um durch die Gegend zu touren. So schön die Sonne dafür aber auch strahlt, so schnell kommen auch die Schattenseiten hervor: Allein in Oberösterreich kam es am Dienstag zu zahlreichen Unfällen.

Ein 81-jähriger E-Bike-Fahrer bremste auf einer Forststraße im Bezirk Ried wegen eines Schlaglochs zu stark und stürzte so schwer, dass er verstarb. Im Gemeindegebiet Sankt Aegidi kam ein 48-jähriger Motorradfahrer in einer scharfen Rechtskurve zu Sturz und prallte gegen einen Klein-Lkw. Auch er überlebte nicht. Ein Rennradfahrer hatte etwas mehr Glück: Der 63-Jährige wollte sich während der Fahrt durch Steinbach bei Altmünster schnäuzen, verlor aber das Gleichgewicht und stürzte. Er kam mit schweren Verletzungen davon.

Ein schwarzer Peugeot und ein Motorrad sind in einen Unfall verwickelt.

73 Motorradfahrer sind im Vorjahr  tödlich verunglückt.

In ganz Österreich verloren bei den tödlichen Verkehrsunfällen des vergangenen Jahres 73 Motorradfahrer und 39 Radfahrer – davon 19 mit Elektro-Fahrrädern – ihr Leben. Während laut Innenministerium die Zahl der Motorrad-Opfer zurückgehe, steige jene der verunglückten Radfahrer an.

Zweirad-Check

„Die meisten Unfälle auf zwei Rädern passieren durch Selbstüberschätzung“, sagt Andreas Rouschal, Leiter der ÖAMTC Fahrtechnik OÖ. „Sie glauben, dass sie sich auf dem Niveau vom Herbst befinden, das ist aber nicht so.“ Egal ob man lieber auf Motorrad, E-Bike oder Fahrrad steigt, man müsse sich vorher fit für die Zweirad-Saison machen. „Es gibt hier viele Parallelen. Das Wichtigste ist Übung“, so Rouschal.

Ein Mann in einer gelb-schwarzen Jacke mit der Aufschrift „Fahrtechnik ÖAMTC“ steht auf einer Rennstrecke.

Andreas Rouschal, Leiter ÖAMTC Fahrtechnik OÖ.

Dazu gehöre, sich im Vorhinein mit dem jeweiligen Gerät vertraut zu machen. Bevor man sich also das erste Mal auf das Gefährt setzt, gilt es zu überprüfen, ob Bremsen funktionieren, die Reifen noch gut sind, die Beleuchtung funktioniert und mit der Schaltung alles passt. Und auch der Rest der Ausrüstung sollte einem Check unterzogen werden, zum Beispiel, ob der Helm noch in Ordnung ist. Bei Elektro-Fahrrädern kann zudem ein Blick in die Bedienungsanleitung hilfreich sein.

Ist das alles abgehakt und man für die erste Ausfahrt bereit, sei die Tourenplanung wichtig. „Ich muss mich erst langsam warmfahren. Wenn ich mit einem E-Bike einen Berg hinauffahre, muss ich mir bewusst sein, dass ich auch wieder runter muss“, sagt Rouschal.

Tempo führt zu Stress

Aber auch auf Asphalt sei erhöhte Vorsicht geboten: Denn trotz feinstem Wetter sind noch nicht alle Straßen und Wege komplett aufgetrocknet: „Da beginnt man schnell zu rutschen.“ Streusplit vom Winter tue den Rest dazu.

Wichtig sei es, deshalb immer die Geschwindigkeit anzupassen. „Man muss die längeren Bremswege beachten und immer auf Sicht fahren“, sagt Rouschal. Um Kreuzungskollisionen zu vermeiden, ist eine gute Blicktechnik ausschlaggebend. Nach links, rechts und hinten schauen kann das eine oder andere Leben retten.

Besonders der E-Bike-Boom habe zwei Seiten – wurden nach aktuellesten Zahlen aus 2019 doch 170.000 davon österreichweit verkauft. „Einerseits ist es toll, dass die Menschen dadurch wieder mobil werden. Viele davon sind aber jahrelang nicht mehr Rad gefahren“, sagt Rouschal. Im Gegensatz zum Motorrad ist für Elektro-Fahrräder vorab keine Ausbildung nötig. Für einige können die 25 Kilometer pro Stunde aber  bereits zu Stress und Fehlern führen.

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