„Der Opa war der Held meiner Kindheit“

Carl Achleitner vor seinem ehemaligen Arbeitsplatz, dem Theatercasino, das heute der Promenadenhof ist
Die Laufbahn von Carl Achleitner beeindruckt: Aus dem Kellnerlehrling wurde ein Schauspieler und ein Mann, der schon 2.500 Trauerreden gehalten hat.

„Der Opa war der Held meiner Kindheit. Er war ein G’schichtldrucker. Als Sattler ist er zu den Bauern auf die Stör gegangen und hat viele G’schichtln zu erzählen gehabt. Er hat am Marktplatz in Haag am Hausruck gewohnt und hinten im Hof hat er eine Werkstatt gehabt.“ Die Augen des Schauspielers Carl Achleitner (57) strahlen, wenn er von seinem Opa Josef Gumplmair erzählt.

„Der Opa war der Held meiner Kindheit“

Opa Josef Gumplmair mit seinen Enkerl Carl Achleitner (li.), Marie Luise (Mi.) und dem kleinen Markus Achleitner, dem heutigen Wirtschaftslandesrat

„Er ist mit uns auf die Luisenhöhe im Hausruckwald zu den Holzhauerhütten gegangen. Dort haben wir auf der Feuerstelle Würstl gebraten und er hat Geschichten von der Haberngoas erzählt. Da war auch eine Wasserlacke und er hat gesagt, hast du die Haberngoas g’seh’n, die aus ihrem Buckelkorb die bösen Kinder in die Lack’n hineing’schütt’ hat? Er hat es so erzählt, dass wir gewusst haben, dass er flunkert.“ Die ersten dreieinhalb Jahre wuchs Achleitner in Haag auf und dann kam er in den Sommer- und Winterferien immer wieder auf Besuch.

Gasthaus in Aichkirchen

Seine Eltern haben in Aichkirchen bei Lambach ein Gasthaus gebaut, das 1966 eröffnet worden ist. „Meine emotionale Bindung zum Opa ist das ganze Leben bis heute geblieben. Im Sommer 2005 hatte ich einen Autounfall, einen Frontalcrash mit einem Betrunkenen. Als ich gemerkt habe, dass ich lebe und meine Füße bewegen kann, ist mir der Opa vor meinem geistigen Auge erschienen. Wie er mich wie in Kinderzeiten streichelt und mir sagt, du bist beschützt. Bei meinen Trauerreden rede ich immer von den Spuren, die die Liebe hinterlässt. Das sind Spuren der Liebe, die der Opa bei mir hinterlassen hat, die in einer Notsituation plötzlich da sind.“

Die Spuren der Liebe bleiben

Dieses Erlebnis ist auch in seinem Buch „Das Geheimnis eines guten Lebens – Erkenntnisse eines Trauerredners“ enthalten, das soeben erschienen ist. „Spuren der Liebe sind das Wichtigste, was wir hinterlassen können. Auf diesem Gedanken baue ich sämtliche Trauerreden auf. Was bleibt von dem Menschen, der nun gestorben ist? Welche Spuren hinterlässt er in euch?“

Vom Vater geschlagen

Die Kinder- und Jugendzeit in Aichkirchen war „nicht nur ungetrübt. Mein Vater hat mich ziemlich stark geschlagen. Das war damals üblich. Der Opa hat ihm gesagt, du schlägst meinen Buben nicht. Er hat sich mit ihm angelegt. Aber mein Vater hat gesagt, wer seinen Sohn liebt, züchtigt ihn. Er ist selbst von seinem Vater geschlagen worden.“ Das war vom fünften bis zum elften Lebensjahr. „Dementsprechend war ich ein Schulversager und Stotterer.“ Die Volksschule besuchte Achleitner in Aichkirchen, die Hauptschule in Lambach. Es folgte der Schulabbruch nach einem Jahr in der Handelsakademie in Wels.

Kellnerlehre im Theatercasino

Dann begann er eine Lehre als Koch und Kellner im Linzer Theatercasino, dem Vorläufer des heutigen Promenadenhofs. „Der 15. August 1979 war mein erster Arbeitstag. Der Tag, an dem mich mein Papa nach Linz gebracht hat, war für mich eine Befreiung. Endlich weg von daheim.“ Im Theatercafé lernte er Schauspieler des Landestheaters kennen, das Stück „Nathan der Weise“ wurde für ihn zu einem Erweckungserlebnis. Statt den Wunsch des Vaters zu erfüllen, das Wirtshaus zu Hause zu übernehmen, entschied er sich, Schauspieler zu werden. Er verliebte sich in eine Schauspielerin, die seine Avancen zwar zurückwies, ihm aber kostenlos Schauspielunterricht gab. In Zürich absolvierte er in der Folge seine vierjährige Schauspielerausbildung.

Stückverträge

Um sich für TV- und Filmengagements freizuhalten, ging er keine Fixengagements, sondern Stückverträge ein. Um finanzielle Durststrecken zu überbrücken, wurde er Trauerredner, ein Metier, das er nunmehr seit neun Jahren und mit 2.500 gehaltenen Reden ebenfalls erfolgreich betreibt.

Kommentare