"Das ist keine angenehme Situation für die ÖVP"

Florian Hiegelsberger
"Es ist wichtig, die Bundespolitik wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen", sagt Florian Hiegelsberger, der neue Landesgeschäftsführer der ÖVP Oberösterreich.

In der ÖVP rückt eine neue Generation in Führungsfunktionen heran. Der 34-jährige, ledige Florian Hiegelsberger aus Meggenhofen wurde zum neuen Landesgeschäftsführer berufen. Sein Vater war Werksleiter von Berglandmilch in Wels, die Mutter hat im Büro des Maschinenrings in Grieskirchen gearbeitet. Er hat drei Geschwister. Der frühere Agrarlandesrat und nunmehrige Landtagspräsident Maximilian Hiegelsberger (56) ist sein Onkel.

Florian Hiegelsberger hat Wirtschaftswissenschaften an der Kepler Universität in Linz studiert. von 2013 bis 2018 war er Landesgeschäftsführer der Jungen ÖVP. Von 2015 bis 2019 war er Gemeinderat in Meggenhofen. Von 2018 bis Juni 2019 war er politischer Referent im Kabinett von Bundesministerin Juliane Bogner-Strauss. Anschließend leitete er das Verbindungsbüro des Landes OÖ in Wien. Nach einem Jahre wechselte er ins Präsidium der Landesregierung nach Linz, wo er Margot Nazzal nachgefolgt ist, die die Leitung der Kulturabteilung übernommen hat.

KURIER: Warum hat sich Thomas Stelzer für Sie entschieden?

Florian Hiegelsberger: Ich bin schon länger mit dabei. Ich war im Landesvorstand der Jungen ÖVP. Ich habe hauptberuflich im Gleißnerhaus als Landesgeschäftsführer gearbeitet. Ich habe Erfahrungen in der Bundespolitik gemacht. Ich habe als Gruppenführer für Außenbeziehungen im Präsidium sehr eng mit dem Landeshauptmann zusammengearbeitet. Alles zusammen dürfte eine Rolle gespielt haben.

Die Wahl ist geschlagen. In welchem Zustand übernehmen Sie die Partei?

Das Haus ist sehr gut bestellt. Nach einer Wahl sind gewisse Dinge strukturell neu zu ordnen. Wir haben neue Gemeinderäte und Bürgermeister. Nach dem Wahlkampf soll sich die Sache beruhigen, um sich auf die Aufgaben auf kommunal- und landespolitischer Ebene vorzubereiten.

Was sind Ihre Ziele?

Wir machen mit allen Gemeinderäten in allen Bezirken Seminare und Schulungen. Ich werde mich vorstellen und das Arbeitsübereinkommen mit den Freiheitlichen präsentieren. Mitgliederwerbung ist wichtig, wir haben rund 150.000 Mitglieder.

Ein wichtiges Thema in der Partei ist die Kommunikation. Da sind Plattformen wie Facebook, Instagram, Snapchat und Podcasts. Zum anderen dürfen wir den Kontakt zu den Bürgern nicht verlieren. Das sind die wertvolleren und qualitativ auch hochwertigeren Gespräche. Unsere Stärke ist unsere Breite und der Kontakt zu den Bürgern.

Die ÖVP hat eine Schwäche bei den Frauen. Landeshauptmann Thomas Stelzer hat darauf reagiert und Michaela Langer-Weninger in die Regierung geholt. Warum hat die ÖVP so wenige Frauen in Spitzenpositionen?

Wir sind sehr stolz auf unsere Frauen in Spitzenpositionen wie Landeshauptfraustellvertreterin Christine Haberlander. Michaela Langer-Weninger ist neu. Von unseren sechs Teilorganisationen werden bald fünf von Frauen geführt (Junge ÖVP, ÖAAB, Frauenbewegung, Wirtschaftsbund, Bauernbund). Wir werden den Anteil der Frauen bis zum Ende der Legislaturperiode auf über 45 Prozent anheben.

Sie haben viel mit der Bundespartei zu tun, die wegen der Vorwürfe und der Chats von Sebastian Kurz in einer schwierigen Situation ist. Wie stark belastet das die Partei?

Für die Partei ist das sicher keine angenehme Situation. Aber Sebastian Kurz ist zur Seite getreten. Bundeskanzler Alexander Schallenberg ist ein profunder Kenner sowohl der österreichischen als auch der europäischen Politik. In Zeiten wie diesen ist es wichtig, die Bundespolitik wieder in ruhigere Fahrwasser zu bringen. Das Personalangebot mit Schallenberg ist ein sehr gutes.

Die schlechten Umfrageergebnisse der Bundespartei drücken auch die Werte der Landespartei nach unten.

Ich habe aktuell keine Umfrageergebnisse. Die Umfragen für die Bundes-ÖVP sind nicht mehr so gut wie sie schon einmal waren, aber wichtig ist, dass das Regierungsprogramm abgearbeitet wird. Es werden demnächst die öko-soziale Steuerreform und das Bundesbudget beschlossen. Es stehen auch wichtige Antworten auf die Klimafrage an. Es ist wichtig, dass ruhig, sachlich und im Interesse der Steuerzahler gearbeitet wird.

Ist die Landespartei türkis oder schwarz?

Die Landespartei ist eine Oberösterreich-Partei. Wir haben 321 Bürgermeister und 4.500 Gemeinderäte. Die Kampagnenfarbe der oberösterreichischen Partei ist gelb. Da war von Türkis weit und breit nichts zu sehen.

Bei den Gemeinderatswahlen gab es teilweise Überraschungen, profilierte Bürgermeister sind abgewählt worden. Waren sie zu lange im Amt?

Die Ergebnisse werden im Haus analysiert. Man kann keine pauschalen Aussagen treffen, sondern muss sich jede Gemeinde einzeln anschauen. Wir hatten sehr erfolgreiche Bürgermeisterwahlen, zum Beispiel in Traun, Pasching und Oftering.

Landesgeschäftsführer steigen in der ÖVP auf zu Mitgliedern der Landesregierung bzw. sie werden Landeshauptleute. Es steht Ihnen also eine schöne Karriere ins Haus.

Ich bin erst seit Kurzem Landesgeschäftsführer. Die Aufgaben, die vor mir liegen, sind sehr fordernd. Alles, was einmal sein könnte, beschäftigt mich zurzeit nicht.

Sie haben die Politik zum Beruf.

Ich habe eine Leidenschaft zur Politik. Ich würde mich als homo politicus bezeichnen. Wenn man so eine Aufgabe übernimmt, muss man für Politik und für die Menschen im Land brennen.

Oberösterreich ist bei den Impfungen österreichweit deutliches Schlusslicht. Wie denken Sie über diese Schattenseiten des Landes?

Alle Maßnahmen, die gesetzt werden, dienen zum Schutz der Menschen. Der Anteil der Geimpften ist sicher ausbaufähig. Man muss die Maßnahmen in die richtige Richtung lenken. Die zuständige Landeshauptmannstellvertreterin Christine Haberlander wird demnächst eine Impfkampagne präsentieren, mit der die skeptischen Gruppen angesprochen werden. Wichtig ist auch, Werbung für die dritte Impfung zu machen. Es wird aber zu keinem Impfzwang kommen.

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