Coronavirus: Wie Oberösterreich gegen die zweite Welle ankämpft

Coronavirus: Wie Oberösterreich gegen die zweite Welle ankämpft
Täglich mehr als 1.000 Neuinfektionen und Platz Eins bei der Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner. An der fehlenden Disziplin liege es jedoch nicht.

1.183 – so viele Neuinfektionen mit Corona gab es von Montag auf Dienstag in Oberösterreich und damit erneut über 1.000. OÖ liegt mit 16.969 aktiven Infizierten fast an der Spitze – nur Wien mit 23.024 aktiven Fällen hat es noch nicht überholt. Den nicht gewollten ersten Platz hat es hingegen bei der Sieben-Tages-Inzidenz pro 100.000 Einwohner inne. Diese beträgt 702,3.

„Die hohen Zahlen sind besorgniserregend, zeigen aber auch, dass wir jene Menschen finden, die infiziert sind“, heißt es aus dem Büro von Gesundheitsreferentin und Landeshauptmann-Stellvertreterin Christine Haberlander (ÖVP). Auf fehlende Disziplin seien die Fallzahlen nicht zurückzuführen, „das zeigen die wenigen Anzeigen, die wegen Verstößen gegen die Sperrstunde eingebracht worden sind beziehungsweise, dass nach dem Verbot von Garagen- und Stadlpartys trotz Kontrollen keine einzige Anzeige eingebracht wurde.“

Besuchsverbote

Ohne Folgen bleibt der stetige Anstieg dennoch nicht:

Seit heute, Dienstag, gilt in Oberösterreich für alle Pflege- und Altenheime ein Besuchsverbot. Vorerst ist es für 14 Tage vorgesehen.  Ausgenommen sind lediglich Besuche im Rahmen der Palliativ- und Hospizbewegung, Seelsorge sowie zur Begleitung von kritischen Lebensereignissen. Mit 14.600 Antigen-Tests der AGES sollen wöchentlich Mitarbeiter getestet werden. Zudem müssen diese während des Dienstes durchgehend eine FFP2-Maske tragen.

„Die Lage ist ernst, sogar sehr ernst“, betonten Haberlander sowie Soziallandesrätin Birgit Gerstorfer (SPÖ) am Sonntag in der Presseaussendung. Man müsse alles tun, um das Virus zu verlangsamen. Immerhin sind laut aktuellsten Zahlen in oberösterreichischen Pflegeheimen 375 Mitarbeiter sowie 398 Bewohner mit Covid-19 infiziert.

50 weitere Intensivbetten

Aber nicht nur dort wurden weitere Maßnahmen gesetzt, denn auch in den Spitälern wird es langsam eng:  Erst am Montag berichteten Mediziner aus Österreichs zweitgrößtem Krankenhaus – dem Kepler Uniklinikum – die brenzlige Lage. Während im  Frühjahr nur ein bis zwei Covid-19 Stationen benötigt wurden, sind es nun bereits sieben, exklusive Intensivbetten – hier sind bereits zweieinhalb Stationen belegt.

Es sei absehbar, dass man an die Grenzen gelange: „Diese sind durch zwei Dinge gegeben: die technischen Voraussetzungen wie Beatmungsgeräte und die Ressource Mensch“, sagt Intensivmediziner Jens Meier. Am ehesten würde es an Zweiterem scheitern, so der Mediziner.

Insgesamt stehen in ganz OÖ 250 Intensivbetten zur Verfügung. 100 davon sind für Covid-19 Patienten reserviert. Nach aktuellen Stand liegen jedoch bereits 101 Patienten auf der Intensiv.  Das Land OÖ hat deshalb die Kapazität von 250 auf 300 erhöht.

"Schulen solange es geht offen halten"

Um die Handlungsfähigkeit von Kollegialorganen auch künftig zu sichern, erstellte das Land OÖ nun auch ein COVID-19-Begleitgesetz. Wesentliche Punkte des Gesetzentwurfs sind etwa der Entfall der Verpflichtung, nicht unbedingt notwendige Sitzungen abzuhalten oder die  Ermöglichung von Videokonferenzen.

Inwiefern bundesweite neue Maßnahmen zu diesen regionalen dazukommen, wird sich in den nächsten Tagen wohl zeigen. So stehen etwa wieder Schulschließungen im Raum. „Wir vertreten den Standpunkt, Schulen solange es möglich ist, offen zu halten“, heißt es aus dem Büro von Haberlander.

Erst am Wochenanfang sorgte ein Dokument der oberösterreichischen Bildungsdirektion für Aufsehen in sozialen Medien. Demnach müssen Kinder mit leichten Symptomen „banaler“ Atemwegsinfektionen auch mit Körpertemperatur bis knapp unter 38 Grad der Schule nicht zwingend fernbleiben. Diese Empfehlung entspreche jener des Gesundheits- und Bildungsministerium, so das Gesundheitsressort.

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