Inszeniert wurde dieser Akt von dem damals noch regierenden SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger, der beim Jubiläum im März noch von einem "Heiligenschein der Akustik" des Brucknerhauses sprach, den Herbert von Karajan dem Konzerthaus zur Eröffnung verliehen hatte.
Heiligenschein des Aufklärers
Luger selbst trug zu diesem Zeitpunkt stolz den Heiligenschein des Aufklärers - dieser wurde ihm jäh vom Haupt gerissen, als seine Lügen rund um die Bestellung Kerschbaums, den er aus dem Burgenland an die Donau geholt hatte, ruchbar wurden.
Statt der goldenen Kette, die die Stadt zur Eröffnung des Brucknerhauses geschenkt bekommen hatte, und die Luger gerne zu festlichen Anlässen dort anlegte, trägt er jetzt ein Büßerhemd, die Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Untreue, der Jurist Meinhard Lukas hat die Aufklärung als Vorsitzender des Liva-Aufsichtsrats an Lugers Stelle übernommen und ermittelt nun intern gegen diesen.
Erster Auftritt Esterbauer
Am 50. Geburtstag des Brucknerhauses betrat René Esterbauer erstmals die Bühne des Brucknerhauses.
Mit dem 39-jährigen Ex-Motorradfahrer hatte sich Luger - letztlich auf Druck des Kontrollamtes - einen jungen, vor allem in kulturellen Fragen eher noch unerfahrenen kaufmännischen Geschäftsführer ins Haus geholt.
Abgang vor dem 40. Geburtstag
Dass dieser seinen 40. Geburtstag im November nicht in dieser Funktion feiern würde, war damals nicht absehbar. Aber wohl hatte es Luger darauf angelegt, über Esterbauer selbst das Drehbuch zur weiteren Aufklärung - sprich: Vertuschung - seiner eigenen Verfehlungen weitestgehend mitschreiben zu können.
Wohl müssen die Verfehlungen Esterbauers schwerwiegend sein. Und laufend tauchen nun Vorwürfe auf, auch zu den Umständen der Bestellung des jungen Managers.
Auch in seinem Sinne wird zu prüfen sei, welche Rolle der selbsternannte Aufklärer Luger bei den Entscheidungen, Handlungen und Unterlassungen Esterbauers gespielt hat - vorerst ohne diesen zu verurteilen oder freizusprechen.
Prammer justiert Rolle nach
Dass sich der geschäftsführende Bürgermeister Dietmar Prammer mit seinem Alleingang keine Freunde in der Linzer Parteipolitik gemacht hat, liegt auf der Hand.
Gerade in diesem Stück, in dem sein Vorgänger mit Intransparenz geglänzt hat, wäre dem Bürgermeisterkandidaten der SPÖ eine andere Rolle besser auf den Leib geschrieben.
Nämlich jene, die ihn vom Solisten zum Ersten eines Ensembles macht - und der zumindest den Stadtsenat vertraulich über die Vorwürfe informiert. Was ihm sein politischer Konkurrent Martin Hajart (ÖVP) laut und deutlich "eingeflüstert" hat, macht Prammer jetzt mit Verzögerung - dafür gibt es mehr Applaus.
Handlungsfähigkeit wieder herstellen
Und das nächste Stück muss Prammer rasch in Auftrag geben und gemeinsam entwickeln: Es braucht so schnell wie möglich zwei neue Geschäftsführer bzw. Geschäftsführerinnen für das Brucknerhaus.
Und zwar einen künstlerischen Direktor, der in der Kunst- und Kulturszene weit über Linz hinaus Anerkennung genießt und mit diesem bedeutenden Haus eine in die Zukunft gerichtete Sinfonie des Aufbruchs in eine neue Zeit komponiert.
Und einen gewichtigen Kaufmännischen Direktor als Widerpart und Partner zugleich, der dem programmatischen Aufbruch den fianziellen und strukturellen Rahmen gibt. Damit Dissonanzen nur mehr dort vorkommen, wo Komponisten sie absichtlich in ihre Stücke schreiben.
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