Jubiläum des Brucknerhauses: Schiefe Optik, gerade Töne
„Trösterin Musik.“ Dieses Stück von Anton Bruckner, gesungen von den St. Florianer Sängerknaben, denen Anton Bruckner selbst angehörte, brachte die Stimmung am ersten Abend des 50. Jubiläums des Brucknerhauses in Linz auf den Punkt.
Denn das monatelang geplante große Fest, das einen Meilenstein im heurigen Brucknerjahr markieren sollte, war vom Skandal um den nun freigestellten künstlerischen Leiter Dietmar Kerschbaum und den bisherigen kaufmännischen Geschäftsführer Rainer Stadler, der ebenfalls freigestellt wurde, überschattet.
„Der Start war anders geplant“, räumte der neue kaufmännische Geschäftsführer Rene Esterbauer ein, der am Festwochenende seine Feuertaufe zu bestehen hatte.
Brucknerhaus darf strahlen
Wobei schon die ersten Tage mehr ein Spießrutenlauf für ihn waren: „Ich nehme es sportlich und versuche, den Überblicke zu bewahren. Heute darf das Brucknerhaus strahlen.“
Auch Bürgermeister Klaus Luger (SPÖ), der sich als Aufsichtsratsvorsitzender seit Aufkommen der Vorwürfe gegen seinen Brucknerhauschef selbst immer wieder erklären muss, ob er die zuständigen Gremien ordnungsgemäß informiert hat und Kerschbaum nicht doch – in aller Freundschaft – zu viele Freiheiten gewährt hätte, räumte ein: „Ja, über diesem Jubiläum hängt ein Schatten, wir sind bemüht, alles restlos und transparent aufzuklären.“
Dabei gebe es „weder einen Persilschein noch eine Vorverurteilung“, ließ Luger die Affäre Kerschbaum nicht unerwähnt, ohne allerdings dessen Namen zu nennen: „Aber jetzt genießen wir das Fest, das ist unser gutes Recht.“
Von der Stahl- zur Kulturstadt
Das Brucknerhaus, errichtet von 1969 bis 1974, stellt für Linz einen Wendepunkt im eigenen Selbstverständnis dar, „den Beginn einer neuen Ära“, wie es Luger zu beschreiben versuchte: „Mit dem Brucknerhaus wurden die Weichen in Richtung der Kulturstadt gestellt, die Linz jetzt ist.“
Dass in der Zeit das „Zentralverwaltungsgebäude“ (das neue Rathaus) und das Brucknerhaus gebaut wurden, rechnet er seinen politischen Vorgängern hoch an: „Beides war wichtig, Linz ist nicht entweder oder, sondern sowohl als auch.“
Balsam auf die Seele
Schon das erste Jubiläumskonzert war – trotz einiger freier Stühle im Konzertsaal – ein Triumph für das Brucknerorchester unter der Leitung von Dirigent Markus Poschner. Auf die fiktiven – musikalischen – Briefe von Rudolf Jungwirth an Bruckner und Beethoven folgten Beethovens 8. und Bruckners 1. Sinfonie.
Der Samstag Abend steht ganz im Zeichen der Erinnerung an das Eröffnungskonzert im Jahr 1974. Dieses dirigierte Herbert von Karajan, gespielt wird am Abend (dirigiert von Zubin Metha) wie damals die 7. Sinfonie Anton Bruckners.
Die Architekten
Das Brucknerhaus wurde vom finnischen Architektenehepaar Kaija und Heikki Sirén entworfen und ist heute wie damals ein architektonisches, zeitloses Juwel
Die Sinfonie aus Glas und Stahl
Historische Einblicke in die Geschichte des Brucknerhaues Linz gibt eine aktuelle Ausstellung im Haus.
Sie zeigt visionäre Gedanken, schillernde Wegbegleiterinnen, die per Video persönliche Grußbotschaften an das Brucknerhaus richten und magische „Donaublicke“, die erst bei Dämmerung ihre Wirkung entfalten sowie eine Orgelpfeifen-Installation des Künstlerehepaares Zorica und Florian Aigner und Kunstwerke von Ludwig Haas, dem Künstler des 2019 neu gestalteten Service-Centers.
Für die Kleinsten gibt es eine rätselreiche Spurensuche
Die Ausstellung „Sinfonie aus Glas und Stahl“ im Brucknerhaus Linz ist ab 23. März bis 16. Mai 2024 bei freiem Eintritt geöffnet.
Jene Sinfonie, die seinen Durchbruch markierte. Karajan hat dem Brucknerhaus eine außerordentlich gute Akustik attestiert, „er hat dem Haus den Heiligenschein der Akustik verliehen“, scherzte Luger. Was der Bedeutung des Hauses guttat und ihm international hohes Ansehen verlieh.
Ein Ansehen, das im Moment ein wenig ramponiert ist. Die beiden Jubiläumskonzerte sind Balsam auf den Seelen der Verantwortlichen. Anton Bruckner wusste das längst: „Trösterin Musik.“
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