Jünger & breiter
Einer, der Ideen hat, ist Wolfgang Winkler. 15 Jahre lang war als künstlerischer Leiter der LIVA für das Brucknerhaus verantwortlich: „Die Alt-Abonnenten sterben weg, Junge haben ein anderes Kunstverständnis. Man wird programmatisch breiter und vielfältiger denken müssen.“
Es dürfe auch Jazz, Pop und Volksmusik – „nicht Gabalier“ – erklingen. Mittlerweile habe sich die Kulturlandschaft zwischen Wien und Salzburg daran gewöhnt, dass es das Brucknerhaus gibt: „Das Haus wird auch international beachtet“, so Winkler.
Schon als siebenjähriger Bub besuchte Norbert Trawöger an der Hand seines Musikervaters das Brucknerhauses, „diesen Zauber spüre ich noch heute.“ Trawöger ist künstlerischer Direktor des Bruckner Orchester und einer der profundesten Bruckner-Kenner überhaupt.
Anlässlich des 200. Geburtstags des oberösterreichischen Haus- und Hofkomponisten ist er noch tiefer in die Materie eingetaucht: „Anton Bruckner war unglaublich resilient. Er pendelte zwischen Zweifel und Gewissheit.“ Was würde Bruckner heute jenem Haus raten, dem er seinen Namen stiftet: „Sofort wieder aufstehen nach einer Krise und weitermachen. Das wünsche ich mir für dieses Konzerthaus von zeitloser Schönheit.“
Konkrete Schritte zu setzen, ist derzeit nicht möglich. Es muss abgewartet werden, was die Untersuchungen ergeben. Worin sich alle einig sind: Die Aufklärung soll rasch und transparent erfolgen, um weiteren Imageschaden vom Haus abzuwenden.
Ein Hauptsponsor der Klangwolke, die programmatisch dem Brucknerhaus zuzuordnen ist, steht zum Haus, versichert Stefanie Christina Huber, Generaldirektorin der Sparkasse OÖ: „Kulturveranstaltungen schaffen neue Perspektiven, sind wichtig für unsere Gesellschaft und bereichern unser Leben. Daher wollen und werden wir unser Engagement mit dem Linzer Brucknerhaus in Zukunft fortsetzen.“
Einer kommt dieser Tage unverhofft zu viel medialer Aufmerksamkeit: René Esterbauer ist seit 1. März neuer kaufmännischer Direktor der LIVA: „Es ist turbulent, aber wir behalten einen kühlen Kopf. Das großartige Team im Haus hat den Überblick, so kann der Betrieb ungestört weiterlaufen.“ Es gehe jetzt um Transparenz, offene Kommunikation und darum, neue Zielgruppen zu erschließen, so der 39-Jährige, der früher Profi-Motorradrennfahrer war.
International positionieren
Ähnlich sieht es OÖs Landeshauptmann Thomas Stelzer: „Das Brucknerhaus soll als Konzerthaus neben Musiktheater und Schauspielhaus positioniert sein. Es sollen dort wie bisher kulturell hochwertige Darbietungen mit internationalem Anspruch geboten werden.“
International, vielfältig, zeitgemäß – diese programmatischen Komponenten (und eine rasche, transparente Personalentscheidung) könnten das Brucknerhaus aus der Krise in eine erfolgreiche Zukunft führen.
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