Esterbauer freigestellt: "Etliche Gespräche zu führen"
Meinhard Lukas, der neue Vorsitzende des Aufsichtsrats der LIVA, der selbst mit der Aufklärung der Brucknerhaus-Affäre rund um Ex-SPÖ-Bürgermeister Klaus Luger und den entlassenen künstlerischen Direktor Dietmar Kerschbaum beschäftigt ist, bestätigte im KURIER-Gespräch lediglich, dass am Freitag neue Informationen bekannt geworden seien, die nicht ursprünglich mit seiner Arbeit an der Aufklärung in Zusammenhang gestanden seien. Jedenfalls hat Lukas nun noch einen weiteren Ermittlungsstrang in der Klärung der Affäre erhalten. Dietmar Prammer war nach Bekanntwerden dieses nächsten Brucknerhaus-Knalles auf Tauchstation und für Fragen nicht erreichbar.
René Esterbauer wird vorerst über die Dauer der Sachverhaltserhebungen freigestellt. Damit ist juristisch zumindest sichergestellt, dass keine Fristen versäumt werden. Sollten sich die Sachverhalte erhärten, könnte auch zu einem späteren Zeitpunkt eine Entlassung ausgesprochen werden. Oder die Freistellung zurückgenommen werden.
Prammer hatte gegenüber den OÖN betont, dass noch etliche Gespräche zu führen seien, er wolle die Integrität des Geschäftsführers, der in einer krisenhaften Phase eingesetzt worden sei, wahren.
Wer führt nun die Geschäfte im Brucknerhaus?
Somit gibt es im Brucknerhaus aktuell weder einen künstlerischen noch einen kaufmännischen Leiter. Dabei wurde am Abend zuvor noch wortgewaltig über die Zukunftschancen und die Positionierung des Hauses diskutiert.
Immer wieder wurde dabei der selbst anwesende Stardirigent Franz Welser-Möst als möglicher künstlerischer Intendant des Brucknerhauses ins Rennen geführt, er selbst zeigte sich der Idee nicht abgeneigt.
Jetzt muss aber zu allererst geklärt werden, wer rechtlich befugt ist, die Geschäfte im Brucknerhaus zu führen. Das werde aktuell juristisch abgesprochen, heißt es dazu aus dem Büro Prammers. Und die Bestellung der Führung des Brucknerhauses bekommt somit eine neue Dimension. Prammer selbst räumte nun auch ein, dass es eine Fehleinschätzung gewesen sei, mit der Neuordnung der Strukturen im Brucknerhaus ausreichend Zeit zu haben.
Am Freitag findet übrigens die nächste Aufsichtsratssitzung der LIVA statt. Eine Entscheidung über die weitere Vorgangsweise in Sachen Esterbauer werde es da nicht geben, auch nicht eine Empfehlung des Aufsichtsrats, wie der Vorsitzende Lukas versicherte.
Unter anderem deshalb, weil der Aufsichtsrat keine Entscheidungsgewalt in dieser Frage besitze - und er, im Gegensatz zu früher, als Luger den Vorsitz innehatte, nicht der Eigentümervertreter der Gesellschaft sei.
Politische Reaktionen: Kritik an SPÖ Linz
Von Transparenz könne auch bei Prammer keine Rede sein, reagiert ÖVP-Vizebürgermeister Martin Hajart auf die Freistellung: "Im Moment ist völlig unklar, warum Esterbauer plötzlich abgezogen wurde. Wenn offensichtlich gravierende Vorwürfe ans Tageslicht kommen, lässt man alle anderen dumm sterben." Es könne nicht sein, dass weder Mitglieder des Stadtsenats noch des Aufsichtsrats und der Holding über derartige Schritte informiert werden.
Das sagt auch FPÖ-Stadtrat Michael Raml: „Mit Bestürzung stelle ich fest, dass der SPÖ-Skandal rund um das Brucknerhaus offenbar breiter ist, als wir bisher annehmen mussten. Die „neue" Linzer SPÖ unter Dietmar Prammer agiert genauso intransparent und verantwortungslos wie Ex-Bürgermeister Luger." Er erwarte sich "sofortige und umfassende Information und Aufklärung", als Jurist habe er das Gefühl, dass auch bei den weiteren Nachwirkungen rund um die LIVA-Affäre "Arbeit auf die Staatsanwaltschaft zukommen wird".
LIVA-Aufsichtsratsmitglied Michael Svoboda, Grüne, stimmt ein: "Die SPÖ führt damit ihre unschöne Tradition fort, Transparenz bestenfalls als Lippenbekenntnis zu leben. Damit ist auch einmal mehr dokumentiert, wie ernst die SPÖ die städtischen Aufsichtsgremien nimmt."
Auch Kontrollausschuss-Vorsitzender Georg Redlhammer war von der Entscheidung überrascht, verteidigt aber Prammers Schweigen: "Es darf keine Vorverurteilung Esterbauers geben." Prammers Vorgehen sei "nur fair gegenüber Esterbauer".
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