Brucknerhaus-Skandal: Kerschbaums Klage erstmals vor Gericht

Brucknerhaus-Skandal: Kerschbaums Klage erstmals vor Gericht
Am Donnerstag treffen sich die Anwälte der Stadt mit Kerschbaum vor Gericht. Auch ihm könnte ein Strafverfahren drohen.

Das Brucknerjahr ist vorbei, dennoch ist der Komponist weiterhin präsent. In einer Woche wird das Programm des diesjährigen Brucknerfestes im Brucknerhaus präsentiert, am Freitag endet die Bewerbungsfrist für die zwei ausgeschriebenen Direktorsposten im Brucknerhaus. 

Zuvor geht allerdings ein anderes Stück über die Bühne, der Konzertsaal wird mit dem Gerichtssaal getauscht. 

Und statt dem Dirigenten nimmt ein Richter das Gesetzbuch in die Hand. Die Partituren, die die beiden Streitparteien vorlegen, könnten unterschiedlicher nicht sein. Bernhard Steinbüchler, der Anwalt von Dietmar Kerschbaum, dem entlassenen ehemaligen künstlerischen Direktor des Brucknerhauses und der LIVA, einer städtischen Veranstaltungsgesellschaft, geht gegen diese "ungerechtfertigte Entlassung" vor.

Laut dem Sprecher des Landesgerichts, Walter Eichinger, werden insgesamt rund 105.000 Euro an Kündigungsentschädigung und Urlaubsersatzleistung eingeklagt, weil die beklagte Partei die sie treffende Fürsorgepflicht dem Kläger gegenüber durch unrichtige bzw. unvollständige Informationen der Öffentlichkeit verletzt" habe.

Schmerzensgeld und Schadensersatz

Weiters fordert Kerschbaum Schadensersatz und Schmerzensgeld, laut Eichinger, weil Kerschbaum "aufgrund der Mobbingvorwürfe durch den faktischen Geschäftsführer der LIVA, den ehemaligen Bürgermeister Klaus Luger, in psychotherapeutischer Behandlung" sei.

Weiters werden mehrere Feststellungsbegehren gerichtlich vorgebracht, insgesamt belaufen sich die Forderungen Kerschbaums auf rund drei Millionen Euro. Unter anderen deshalb, weil die ungerechtfertigte Entlassung samt der erhobenen Vorwürfen jedes Engagement als Sänger oder Kunstmanager verhindere.

Stadt bekräftigt Entlassungsgründe vor Gericht

Eine ganz andere Musik spielt in diesem Zusammenhang die Stadt Linz. Also vielmehr die Rechtsvertreter der LIVA und des Brucknerhauses, die zu 100 Prozent der Stadt zuzurechnen sind. Denn diese bestreiten im Auftrag der LIVA die Klage und erheben ihrerseits erneut schwere Vorwürfe. 

Jedenfalls würden Entlassungsgründe wie unentschuldigtes Fernbleiben vom Dienst, Verletzung von Berichtspflichten gegenüber dem Aufsichtsrat, Untreue im Zusammenhang mit dem Lido-Sounds-Festival, Verwendung von betrieblichen Ressourcen für private Zwecke, Spesenabrechnungen in unzulässiger Höhe, problematisches Führungsverhalten vorliegen. 

Demnach werden alle Schadensersatz- und Schmerzensgeldansprüche sowie die Feststellungsbegehren bestritten, es liege keine Verletzung der Fürsorgepflicht vor. Davon ist auch der neue SPÖ-Bürgermeister Dietmar Prammer überzeugt, der erst wegen dieser Affäre in diese Dirigentenrolle der Stadt gekommen ist.

Er sieht die Stadt und bzw. die beklagte Gesellschaft rechtlich auf der sicheren Seite: "Von den Forderungen Kerschbaums wird wenig übrigbleiben." Eine außergerichtliche Einigung ist nicht zustande gekommen. 

Droht auch Kerschbaum ein Strafverfahren?

Gegen Prammers Vorgänger Klaus Luger wird unterdessen weiter von der Staatsanwaltschaft Linz ermittelt, eine Einvernahme Lugers steht noch aus. Ein derartiges Verfahren könnte nun auch Kerschbaum drohen. Immerhin wirft ihm sein früherer Dienstgeber vor, Untreue begangen zu haben. 

Ein "Offizialdelikt", wie Ulrike Breiteneder von der Staatsanwaltschaft Linz bestätigt. Demnach könnte spätestens nach der ersten Verhandlung am Donnerstag auch seitens des Arbeitsgerichts die entsprechenden Schritte gesetzt und die Staatsanwaltschaft eigenschaltet werden. Die dann ein neues Stück in der Bruckner-Affäre schreiben müsste. 

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