Bad Ischl: Ex-Roter will mit ÖVP Wahl in Kaiserstadt gewinnen
Bad Ischl hat ab 1. Oktober einen neuen Tourismuschef – Jakob Reitinger. Und: Bad Ischl hat eine neue künstlerische Leiterin – Elisabeth Schweeger. Die Kulturhauptstadt 2024 scheint damit die Turbulenzen der vergangenen Monate (der KURIER berichtete) überwunden zu haben und wieder auf Kurs zu sein. Nun ist Zusammenarbeit gefragt, auch politisch.
Aber dies ist leichter gesagt, als getan, stehen doch am 26. September Bürgermeister- und Gemeinderatswahl an. Bei dieser entscheidet sich, ob die SPÖ auch 2024 das Zepter der Kaiserstadt in den Händen halten wird. Die Konkurrenz gestaltet sich heuer auf alle Fälle anders, als noch vor sechs Jahren.
Stolze 46,52 Prozent holte sich damals die SPÖ – mit Zugpferd Hannes Heide (siehe Grafik). Die FPÖ gewann vier Mandate dazu, die ÖVP verlor hingegen drei und wurde knapp drittstärkste Kraft. Die Grünen blieben gleich.
Ein Gesamtergebnis, dass es nach dem 26. September so nicht geben kann.
"Rote Lokomotive zieht schwarzen Zug"
2020 trat Heide, der bei der Anmeldung zur Kulturhauptstadt federführend war, als Bürgermeister zurück. Seine Lebensgefährtin Ines Schiller folgte ihm nach. Sie muss sich bei der Wahl das erste Mal beweisen.
Und das ohne einen ihrer langjährigen Parteigefährten: Johannes Mathes. Er kündigte im Frühjahr an, selbst als Bürgermeister kandidieren zu wollen, in Form der überparteilichen Liste „Zukunft Ischl“. Und siehe da: Neben anderen Ex-Parteimitgliedern und Bürgerlisten, findet sich darauf auch die komplette Bad Ischler ÖVP.
Anfang Mai war von ÖVP-Obmann Lorenz Müllegger noch von einem eigenen Bürgermeisterkandidaten die Rede, dieser dürfte nicht gefunden worden sein. „Ich kenne Johannes Mathes von früher – da sind wir auf unterschiedlichen Seiten im Gemeinderat gesessen. Heute sind diese Grenzen weg und wir wollen gemeinsam für Ischl arbeiten“, heißt es nun von Müllegger auf KURIER-Anfrage.
Aus ÖVP-internen Kreisen heißt es, dass man nicht gut aufgestellt sei. Dafür bekomme man, hinter Mathes, die beiden Listenplätze zwei und drei. Bestätigt wird das von Mathes allerdings noch nicht. „Die Listenerstellung ist im Gange, täglich melden sich neue Interessenten.“
„Die SPÖ-Wähler haben jetzt ein zusätzliches Angebot. Ich glaube aber auch, dass ich von ÖVP-Wählern gewählt werde“, sagte Mathes noch im Mai. Letzterem darf er sich damit wohl sicher sein.
FPÖ erhofft sich Stimmen
Aber auch die FPÖ rechnet mit Stimmen aus der „aufgelösten“ ÖVP. „Eine rote Lokomotive zieht einen schwarzen Zug. Das wird spannend“, sagt FPÖ-Fraktionssprecher Norbert Schartner. „Ich glaube, dass das viele ÖVPler, besonders die Konservativeren, nicht wollen.“ Und auch der „Erbmonarchie der SPÖ“ (Amtsantritt von Schiller, Anm.) stünden nach wie vor einige kritisch gegenüber. „Wir haben dafür Toni Fuchs, gelernter Schlosser und sehr erfahren“, lobt Schartner den FPÖ-Bürgermeisterkandidaten.
Zu vergessen sind natürlich auch nicht die Grünen – feierten sie auf Bundesebene bei der vergangenen Wahl doch große Erfolge. Für sie geht in Bad Ischl der 35-jährige Martin Schott ins Rennen.
Genügend Mitstreiter also für das rote Ischl, dessen Bürgermeisterkandidatin Schiller übrigens nicht erreichbar war.
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