Zweiter Bawag-Prozess ohne den Ex-Bankchef Zwettler

Christian Büttner und Peter Nakowitz am Dienstag vor Gericht
Der Prozess musste nach NÖ verlegt werden, weil einer der Angeklagten mit einer Wiener Staatsanwältin verheiratet ist.

Weil der Angeklagte, Christian Büttner, mittlerweile mit einer Wiener Staatsanwältin verheiratet ist, hatte das Landesgericht für Strafsachen in Wien Befangeneinheit angezeigt. Das ist der Grund, wieso vier schillernden Figuren des früheren Bawag-Prozesses vierzehn Jahre nach einem umstrittenen 350 Millionen Euro Blitzkredit in Wiener Neustadt der Prozess gemacht wird – quasi auf neutralem Boden. Am Landesgericht hat am Dienstag der Prozess wegen Beitrags zum schweren Betrug und Untreue gegen Ex-Bawag-Chef Johann Zwettler, die beiden früheren Vorstandsmitglieder Peter Nakowitz und Christian Büttner sowie einen Ex-Manager der Bank begonnen.

In der Causa geht es um den 350 Millionen-Euro-Kredit, der im Oktober 2005 von der damaligen Gewerkschaftsbank an das US-Unternehmen Refco vergeben wurde. Nur einen Tag später meldete Refco Konkurs an, das Vermögen sah die Bawag aber nie wieder.

Wie die Staatsanwältin in ihrem Eröffnungsplädoyer betonte, hätte der Kredit damals so nie vergeben werden dürfen. Sie warf den Angeklagten außerdem Beihilfe zum Betrug durch Refco-Chef Phillip Bennett vor. Denn der Kredit hätte dazu gedient, die marode Finanzlage von Refco vor dem Verkauf des Unternehmens zu verschleiern.

Zwettler nicht im Saal

Weil er aus gesundheitlichen Gründen als verhandlungsunfähig gilt, war Zwettler dem Prozessauftakt ferngeblieben. Auch von seiner fünfjährigen Haftstrafe aus dem Bawag-Prozess hat er deshalb bisher keinen einzigen Tag im Gefängnis abgesessen.

Geht es nach der Verteidigung, dann sind die vier Angeklagten eigentlich „Opfer“. Sie seien Refco-Chef Bennett auf den Leim gegangen, als sich dieser den 350 Millionen Euro Kredit „unter Vortäuschung falscher Tatsachen erschlich“. Laut der Verteidigerin von Christian Büttner, Caroline Toifl, haben die Angeklagten bis zum Bekanntwerden der Pleite an den Erfolg des US-Brokers Refco geglaubt. Sie seien sich der betrügerischen Tätigkeiten Bennets zuvor nie bewusst gewesen, so Toifl.

Bis zum geplanten Urteil am 30. März sind 29 Verhandlungstage anberaumt.

patrick wammerl

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