Unauffällig steht die Einrichtung in einem Siedlungsgebiet. Von außen verrät nichts, dass sich dort eine Drehscheibe zur Überwachung der Tiergesundheit befindet, die auch für Menschen von großer Bedeutung ist. Mit dem Zentrum für biologische Sicherheit ist dort auch Österreichs sicherstes Labor zu finden – um hochansteckende Tierseuchen zu überwachen, etwa die Maul- und Klauenseuche oder die Vogelgrippe. Schutzausrüstung, Schleusen, Unterdruck und eine luftdichte Außenhülle sorgen dafür, dass kein Erreger nach außen dringen kann. Nun wird dort auch ein neues Zoonosen-Labor mit bis zu 30 Arbeitsplätzen errichtet.
„Zoonosen sind Erreger, die zwischen Tier und Mensch hin- und her wechseln“, erklärt Schmoll. Die Viren, Pilze, Bakterien, Parasiten oder Prionen können über direkten Kontakt, Lebensmittel oder „Vektoren“ wie Stechmücken oder Zecken übertragen werden. Salmonellen oder FSME sind „klassische“ Zoonosen.
„Im neuen Labor in Mödling sollen dann jene Erreger bearbeitet werden, die für Tiere und Menschen gefährlich werden könnten“, sagt Schmoll. So werden Proben von Tieren untersucht, Übertragungswege ermittelt und Erreger erforscht. Denn vor allem die Coronavirus-Pandemie habe gezeigt, dass sich Erreger so verändern können, dass sie nicht nur von Tieren auf den Menschen überspringen, sondern auch von Mensch zu Mensch übertragen werden können.
Auch aufgrund des Klimawandels werden Zoonosen zunehmend zum Problem. Warme Winter sorgen dafür, dass Überträger wie Mücken und Zecken gute Bedingungen vorfinden und sich Erreger aus wärmeren Gebieten besser ansiedeln können. So können Krankheiten wie das West-Nil-Virus übertragen werden., das hierzulande gerade „heimisch“ wird. Zwischen 2010 und 2022 infizierten sich in Österreich 55 Menschen mit dem Virus, das mithilfe von Gelsen von Vögeln auf den Menschen übertragen wird.
Exotische Viren
Zuletzt sorgte die Ausbreitung der Riesenzecke für Aufsehen. Sie kann das Krim-Kongo-Fieber übertragen, das eine Letalität von zwei bis 50 Prozent aufweist. Bislang wurden zwar noch keine Fälle in Österreich nachgewiesen. Doch die Experten sind sich einig: Man müsse vorbereitet sein. Aktuell werden daher etwa Blutproben von Rindern untersucht, die sich zwar infizieren, aber nicht erkranken können. So soll ein Auftreten rasch erkannt werden.
Besondere Aufmerksamkeit gilt derzeit der Vogelgrippe H5N1. Die weltweit bisher schwerste Welle der aviären Influenza hat in den vergangenen Monaten Abertausende Wildvögel verenden lassen. Viele Hausgeflügelbestände mussten getötet werden. Zuletzt infizierten sich aber auch Säugetiere wie Füchse, Otter oder Seehunde.
Für Sorge bei Experten sorgte ein Krankheitsausbruch unter Nerzen in Spanien. Sie könnten das Virus von Nerz zu Nerz weitergegeben haben, etwas, was man bisher nicht für möglich hielt und für eine Anpassung des Erregers an Säugetiere spräche. In Österreich wurde das Virus in wild lebenden Fleischfressern zwar noch nicht nachgewiesen, dennoch hat die AGES begonnen, Wildtiere zu untersuchen.
Doch auch Erreger in Lebensmitteln können gefährlich werden. Etwa die Brucellose, mit der man sich über Rohmilchprodukte von infizierten Nutztieren anstecken kann. Vor allem Reisende können die Bakterien einschleppen, fünf bis zehn Fälle gebe es pro Jahr. Österreich selbst ist dank Monitoring Brucellose-frei. Zuletzt seien auch die FSME-Fälle mehr geworden, da die Krankheit ebenfalls durch nicht pasteurisierte Milch übertragen werden kann.
„Es kann aber auch jederzeit passieren, dass in unserer Nähe neue Krankheiten auftauchen“, warnen die Experten. Schmoll: „Es gibt viele Erreger und die werden mehr. Deshalb brauchen wir mehr Raum und Personalressourcen. Um gewappnet zu sein, für das, was auf uns zukommt.“
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