Zeugnistag für Spitäler: Kein Nachsitzen trotz Personalmangels

Zeugnistag für Spitäler: Kein Nachsitzen trotz Personalmangels
25.000 Patienten beurteilten die NÖ Kliniken überwiegend positiv. Der Personalmangel und die Nachwehen der Pandemie haben die Krankenhäuser aber fest im Würgegriff

Die Schülerinnen und Schüler Niederösterreichs müssen noch einige Wochen warten, für die Landesgesundheitsagentur (LGA) war aber bereits am Montag Zeugnistag.

Einmal im Jahr wird die Arbeit der rund 4.000 Ärztinnen und Ärzte, 28.000 Mitarbeitenden und 15.000 Gesundheits- und Krankenpflegekräfte von jenen bewertet, die diese auch am besten beurteilen können: von den Patientinnen und Patienten. Für das Vorjahr stellten rund 25.000 Menschen ein Zeugnis aus, die Verteilung erfolgte am Montag.

Die 25 Klinikstandorte der Befragung gehen daraus durchaus als Musterschüler hervor: „Alle Standorte liegen über 90 von 100 Punkten. Mit durchschnittlich 94,9 Punkten sind die Ergebnisse für das Jahr 2022 wieder überdurchschnittlich gut“, freut sich der zuständige Landesrat Ludwig Schleritzko (ÖVP).

Mehr dazu: Striktes Rauchverbot konnte Inferno im Spital nicht verhindern

Am wohlsten fühlten sich die Patienten mit einer Gesamtpunktzahl von 97,2 Punkten im Landesklinikum Lilienfeld, das damit als bestbewertetes Klinikum unter 300 Betten heuer das Rennen machte.

Zeugnistag für Spitäler: Kein Nachsitzen trotz Personalmangels

In der Kategorie über 300 Betten wurde das Universitätsklinikum Krems mit insgesamt 96,4 mit der höchsten Punktezahl bewertet. „Diese gute Bewertung ist keine Selbstverständlichkeit, sondern ein Auftrag für die Zukunft“, erklärte Schleritzko weiter.

Auch in der Vergangenheit habe man laut LGA-Vorstand Alfred Zens Verbesserungen – wie etwa bessere Information über Ansprechpartner, geplante Pflegemaßnahmen und Therapien für die Patienten – umgesetzt, die aus der Befragung resultierten. „Die Zufriedenheit der Patientin ist ein wichtiger, aber nicht der einzige Qualitätsfaktor“, weiß der stellvertretende Patientenanwalt Michael Prunbauer.

426 Beschwerden

So sei etwa auch die Komplikationsrate ein entscheidender Indikator. „Ob ein Patient mit der Behandlung zufrieden ist, geht über das rein Fachliche hinaus. Dazu zählt auch das Zwischenmenschliche“, gibt Prunbauer zu bedenken.

Im Vorjahr gingen bei der Patientenanwaltschaft 426 Beschwerden ein. Etwas mehr als zum Beispiel im Coronajahr 2020: „Das liegt vor allem daran, dass es weniger Behandlungen gab“, stellt Prunbauer klar. Durch diesen Krisenbetrieb während der Pandemie mussten viele Patienten auf nicht dringliche Operationen warten.

Mehr dazu: OP-Schwester aus NÖ rechnet mit Spitalssystem ab

Die verschobenen Operationen hole man aktuell noch immer nach, wie LGA-Vorstand Konrad Kogler betonte. Die aktuellen Wartezeiten auf OP-Termine (transparent einsehbar unter www.144.at/opwartezeit) bezeichnet Prunbauer als „nicht ganz katastrophal“.

Auf eine neue Hüfte wartet man aktuell mit 39 Wochen im Landesklinikum Scheibbs am längsten. „Wem das zu lange dauert, kann aber auch auf ein anderes Spital ausweichen“, so der Patientenanwalt. In Hainburg bekommt man innerhalb von nur sechs Wochen eine neue Hüfte.

Sehnsucht nach Ruhe

Dass die verschobenen OP-Termine fleißig nachgeholt werden, sei laut Kogler vor allem auf das „große Engagement der Mitarbeitenden“ zurückzuführen. Auch deren Zufriedenheit werde laufend abgefragt: „Die Leute wollen sich ausruhen und sehnen sich nach Erholung“, zeigt sich Kogler verständnisvoll.

Nach der Coronapandemie belaste aber vor allem die angespannte Personalsituation die Mitarbeitenden der LGA. „Wir brauchen mehr und gut ausgebildetes Personal“, spricht Schleritzko (ÖVP) von einem allgemeinen Arbeitskräftemangel.

➤Mehr dazu: Nach Missbrauchs-Skandal von Arzt: Spitalsführung in Krems freigestellt

Die angespannte Lage in den Spitälern merke man auch bei der Patientenanwaltschaft: „Wir hören oft, dass überall am Anschlag gearbeitet wird. Sei es wegen Krankenständen, der Coronabelastung, steigenden Ambulanzzahlen oder Pensionierungen, die nur schwer nachzubesetzen sind“, erklärt Prunbauer.

In den Beschwerden der Patienten schlage sich der Personalmangel in den Häusern aber nicht nieder. Laut den Auswertungen lassen sich die Probleme nicht eindeutig auf zu wenig Arbeitskräfte zurückführen.

Kommentare