Striktes Rauchverbot konnte Inferno im Spital nicht verhindern

18 Jahre ist es bereits her, da wurde erstmals für ein Rauchverbot in niederösterreichischen Krankenhäusern geworben und eine diesbezügliche Kampagne gestartet. Vor mehr als zehn Jahren trat die Regelung in Kraft.
Ein Horrorszenario wie jenes mit drei Toten in der Nacht auf Dienstag im Krankenhaus Mödling ist genau der Grund, weshalb man seither auf die Einhaltung des strikten Rauchverbots im Großteil der Kliniken pocht, heißt es bei der Landesgesundheitsagentur (LGA). Doch nun trat der schlimmste Fall ein. Ein 75-jähriger Kettenraucher aus Baden soll sich, wie berichtet, spätabends im Spitalsbett auf der Inneren Medizin eine Zigarette angesteckt haben.
➤Mehr dazu: Zigarette als Auslöser des Brandes
Wie die Brandermittler des NÖ Landeskriminalamtes heraus gefunden haben, sollen glühende Teilchen das verheerende Feuer verursacht haben. Der Glimmbrand beim Bett des Patienten sei zunächst unbemerkt geblieben, weil der Rauch durch ein offenes Fenster ins Freie dringen konnte. Als der Brandmelder ansprang, standen große Teile des Zimmers bereits in Flammen. Für den 75-Jährigen, einen 78-Jährigen aus dem Bezirk Mödling und einen 81-Jährigen aus dem Bezirk Bruck a. d. Leitha kam jede Hilfe zu spät.
Eine technische Ursache für das Feuer wurde von den Ermittlern eindeutig ausgeschlossen. Auch das Sperrventil für die Sauerstoffzufuhr im Spitalszimmer war geschlossen, das Feuer wurde damit so auch nicht angefacht oder begünstigt.
Der Fall zeige aber die Notwendigkeit des strikten Rauchverbots in den Spitälern, erklärt am Mittwoch ein Sprecher der LGA. In allen Einrichtungen der Landesgesundheitsagentur gilt die Regelung, Ausnahmen sind definierte Raucherzonen.
Bisher nur brennende Aschenbecher
Bisher sei kein vergleichbarer Fall in den Kliniken bekannt, bei dem sich ein Patient im Spitalsbett eine Zigarette angezündet habe. Folglich habe es bisher auch keine schweren Brände deshalb gegeben. „Was ab und an vorkommt, sind kleinere Einsätze aufgrund brennender Aschenbecher im Raucherbereich im Freien“, erklärt eine LGA-Sprecherin.
Die Mitarbeiter seien jedenfalls angehalten, das Rauchverbot streng zu kontrollieren, sagt LGA-Sprecher Matthias Hofer. Wie es heißt, werde dabei auch kein Auge zugedrückt.

Das Personal in den Krankenhäusern ist darauf geschult, Verstöße der Patienten werden zunächst mit Verwarnungen geahndet. Eine völlig lückenlose Kontrolle sei aber so gut wie unmöglich, erklärt Hofer. Schließlich befinde man sich immer noch in einem Krankenhaus und in keiner Justizanstalt, heißt es bei der LGA.
➤Mehr dazu: Die Zigarette nach der Operation bleibt
An einen Normalbetrieb ist nach dem Feuer im Landesklinikum Mödling noch lange nicht zu denken. Die Station im dritten Stock des Gebäudes, in dem das Feuer ausgebrochen ist, müsse „komplett saniert werden“, sagt Hofer.
Substanz beschädigt
Die enorme Hitzeentwicklung, die giftigen Rauchgase und der Ruß sowie das Löschwasser haben der Bausubstanz arg zugesetzt. Was die Sanierung anbelangt, gehe man von einem „längeren Zeitraum“ aus. Die Rede ist eher von Wochen.
Jene Bereiche unterhalb des Brandherdes im ersten und zweiten Stockwerk, zudem auch die Operationssäle gehören, will man in den kommenden Tagen, spätestens nächste Woche wieder zur Gänze benutzbar machen.
Das derzeitige Ermittlungsergebnis der Polizei ist am Mittwoch auch bei der zuständigen Staatsanwaltschaft in Wiener Neustadt eingelangt. Nach Prüfung der Ergebnisse will man entscheiden, ob noch weitere Schritte nötig sind, erklärt Behördensprecher Erich Habitzl.
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