Zahl der Brände stieg im Corona-Jahr massiv an

Zu 1.799 Bränden mehr als im Jahr 2019 mussten die Feuerwehren in NÖ 2020 ausrücken
Feuerwehren leisteten 2020 in NÖ acht Millionen ehrenamtliche Stunden, 63.235 Einsätze bewältigt, 2.983 Menschen gerettet

„Wohnungsbrand mit Menschenrettung!“ Die aktuelle Einsatzmeldung für die Feuerwehr, während die Landesspitzen am Mittwochmittag in der Fahrzeughalle der Freiwilligen Feuerwehr St. Pölten die Einsatzstatistik 2020 für ganz NÖ präsentierten, sah fast nach Inszenierung aus. Denn gerade der enorme Zuwachs bei der Zahl der Brände im vergangenen Jahr war eine der Überraschungen im Einsatzmonitoring.

Zahl der Brände stieg im Corona-Jahr massiv an

Präsentierten Bilanz: v.l. LH-Stellvertreter und Feuerwehrreferent Stephan Pernkopf, LH Johanna Mikl-Leitner, NÖ Kdt. Dietmar Fahrafellner

Feueralarm musste 2020 5.972-mal ausgelöst werden. So wurden 1.799 Brandeinsätze mehr als 2019 gezählt. Die feurige Bilanz: Landwirtschaftsobjekte plus 180 Prozent, Wohnhäuser plus 90 und Gewerbeobjekte plus 43 Prozent. Das Pandemiejahr mit seinen Lockdowns hat die Wehren vor große Herausforderungen gestellt, so Landesfeuerwehrkommandant Dietmar Fahrafellner. Insgesamt sank die Zahl der Einsätze zwar um über 1000 Ausrückungen auf 63.253, aber nur, weil Brandsicherheitswachen bei Veranstaltungen 2020 fast nicht notwendig waren. Dafür zogen eben Brände, technische Hilfeleistungen und auch Umwelteinsätze massiv an. Zu Hochwasser und Überflutungen wurde gar um 532 Prozent (!) öfter ausgerückt. Stürme bescherten ein Plus um 91 Prozent und Waldbrände eines von 120 Prozent. 2.983 Menschen wurden gerettet.

Krisenbewältigung

Die Feuerwehren seien ein unverzichtbarer Teil der „Sicherheitsfamilie Niederösterreich“ und hätten zuletzt eine wichtige Rolle bei der Krisenbewältigung innegehabt, lobten Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und ihr für das Feuerwehrwesen zuständiger Vize, Stephan Pernkopf. Sie erinnerten an die 30.000 eingesetzten Kräfte beim Corona-Flächentest in NÖ. Mikl-Leitner dankte für acht Millionen ehrenamtlich geleistete Stunden. Sie lobte auch die Disziplin der Wehren, die 2020 auf sämtliche Einnahmen durch Feste verzichten mussten. Mikl-Leitner wies darauf hin, dass das Land NÖ den Wehren durch die Umsatzsteuer-Rückvergütung 3,6 Millionen Euro erspart hat. Gleichzeitig forderte sie die Bundesregierung auf, die Rückvergütung in ganz Österreich einzuführen.

Fahrafellner sprach auch Problemfelder an. Wegen der Pandemie fanden über 46.000 Übungen (72 %) nicht statt. Auch 533 Ausbildungen entfielen, so wie alle Feste. Deshalb müsse man einem sinkenden Teamgeist entgegenwirken. Fahrafellners Appell: „Durchhalten, es kommt wieder eine bessere Zeit“.

Fakten

Die NÖ Feuerwehren zählen derzeit 99.615 Mitglieder. Um 700 mehr als 2019. 8.172 von ihnen sind Frauen. In NÖ gibt es 1.709 Freiwillige Feuerwehren. Bei den im Jänner abgewickelten Wahlen konnten in sechs Wehren keine Kommandos bestellt werden, was die Auflösung bedeutet. In zwei Wehren muss noch gewählt werden. Keine Wehr in NÖ hat bislang durch einen Corona-Cluster die Einsatzfähigkeit verloren.

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